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Der Dolchstoss

Der Dolchstoss

Titel: Der Dolchstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Im Verlauf der Jahre begannen sie sogar - natürlich geheim und vorsichtig -, einander zu benachrichtigen, wenn eine von ihnen eine Frau aufspürte, die unrechtmäßigerweise die Stola zu tragen behauptete. Habt Ihr etwas gesagt?«
    Elayne schüttelte den Kopf. »Careane, ist noch Tee in der Kanne?« Careane zuckte leicht zusammen. »Ich denke, Adeleas und Vandene würden vielleicht gern ihre Lippen benetzen.« Die Domani sah die noch immer benommene Merilille nicht einmal an, bevor sie zu dem Tisch trat, auf dem sich die silberne Teekanne und die Becher befanden. »Das erklärt noch nicht alles«, fuhr Elayne fort. »Warum ist das Wissen um sie ein solches Geheimnis? Warum wurden sie nicht schon vor langer Zeit zerstreut?«
    »Nun, durch die Davongelaufenen natürlich.« Adeleas ließ es wie das Offensichtlichste auf der Welt klingen. »Es ist eine Tatsache, daß andere Versammlungen gesprengt wurden, sobald sie aufgefunden wurden - die letzte vor ungefähr zweihundert Jahren -, aber die Schwesternschaft ist nicht sehr groß und verhält sich ruhig. Die letzte Gruppe nannte sich Töchter des Schweigens, aber sie waren kaum schweigsam. Sie waren insgesamt nur dreiundzwanzig, Wilde, die sich zusammengeschlossen hatten und in gewisser Weise von zwei früheren Aufgenommenen ausgebildet wurden, aber sie...«
    »Davongelaufene«, warf Elayne ein, während sie mit dankbarem Lächeln einen Becher von Careane entgegennahm, Sie hatte keinen für sich selbst erbeten, aber sie erkannte abwesend, daß die Frau sie zuerst bedacht hatte. Vandene und ihre Schwester hatten sich auf dem Weg nach Ebou Dar recht ausführlich über Davongelaufene unterhalten.
    Adeleas blinzelte und hielt sich bei diesem Thema zurück. »Die Schwesternschaft hilft Davongelaufenen. Sie haben stets zwei oder drei Frauen in Tar Valon, die aufpassen. Einerseits nähern sie sich fast jeder ausgewiesenen Frau auf sehr umsichtige Weise, und andererseits gelingt es ihnen, jede Davongelaufene ungeachtet dessen aufzuspüren, ob sie eine Novizin oder eine Aufgenommene ist. Zumindest konnte seit den Trolloc-Kriegen keine die Insel ohne ihre Hilfe verlassen.«
    »O ja«, sagte Vandene, als Adeleas innehielt, um ebenfalls einen Becher von Careane entgegenzunehmen. Er war zunächst Merilille angeboten worden, aber diese saß nur zusammengesunken und ins Leere blickend da. »Wenn es jemandem gelingt zu entkommen, wissen wir, wo wir nachsehen müssen, und sie endet fast immer wieder in der Burg und wünschte, sie wäre niemals geflohen. Jedenfalls solange die Schwesternschaft nicht weiß, daß wir von ihr wissen. Wenn das geschieht, werden die Zustände aus der Zeit vor dem Entstehen der Schwesternschaft zurückkehren, als eine der Burg entfliehende Frau überall hingehen konnte. Damals waren es mehr - Aes Sedai, Aufgenommene, Novizinnen und Davongelaufene -, und in manchen Jahren konnten zwei oder drei von ihnen gänzlich entkommen, in anderen Jahren drei von vier. Mit Hilfe der Schwesternschaft bringen wir mindestens neun von zehn zurück. Jetzt könnt Ihr vielleicht erkennen, warum die Burg die Schwesternschaft und ihr Geheimnis wie wertvolle Edelsteine bewahrt hat.«
    Das konnte Elayne tatsächlich. Eine Frau war erst mit der Weißen Burg fertig, wenn die Weiße Burg mit ihr fertig war. Außerdem konnte es dem Ruf der Burg, unfehlbar zu sein, nicht schaden, wenn sie Davongelaufene immer einfing. Fast immer. Nun, jetzt wußte sie es.
    Sie erhob sich und war erstaunt, daß Adeleas, Vandene und Sareitha es ihr gleichtaten. Sogar Merilille stand auf. Alle sahen Elayne erwartungsvoll an, auch Merilille.
    Vandene bemerkte ihre Überraschung und lächelte. »Noch etwas, was Ihr vielleicht nicht wißt. Wir Aes Sedai sind auf vielerlei Art ein streitsüchtiges Völkchen. Jede verteidigt eifersüchtig ihren Platz und ihre Privilegien, aber wenn uns jemand vorangestellt wird oder bereits über uns steht, neigen wir dazu, ihr überwiegend recht sanftmütig zu folgen. Wie sehr wir innerlich vielleicht auch über ihre Entscheidungen schimpfen.«
    »Nun, das tun wir«, murmelte Adeleas zufrieden, als hätte sie gerade etwas entdeckt.
    Merilille atmete tief ein und beschäftigte sich einen Moment damit, ihre Röcke zu glätten. »Vandene hat recht«, sagte sie schließlich. »Ihr steht selbst über uns, und ich muß zugeben, daß Ihr uns anscheinend auch vorangestellt wurdet. Wenn unserem Verhalten Strafe gebührt... Nun, Ihr werdet es uns wissen lassen, wenn dem so ist. Wohin

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