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Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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überlegt?«
    »Quatsch«, erklärte Katharina unbehaglich. »Aber wir müssen das doch nicht übers Knie brechen, oder?«
    »Wenn ich das früher gesagt habe, erntete ich dafür immer blöde Kommentare«, seufzte Ulli und starrte angestrengt über das Geländer in den Abendhimmel. »Und deshalb meine ich meine Frage ernst: Hast du dir die Sache mit dem Heiraten noch einmal überlegt?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Katharina schnell. »Ulli, ich möchte, dass unsere Hochzeit ein absoluter Traum wird, dass alles stimmt, dass wir keinen Kompromiss eingehen, in keinerlei Hinsicht. Und ich habe eben das Gefühl, der richtige Zeitpunkt ist noch nicht da.«
    »Der richtige Zeitpunkt? Was verstehst du denn unter dem richtigen Zeitpunkt?«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Mir war es damals wichtig, dass du mich fragst, dass du überzeugt davon bist, mich heiraten zu wollen. Danach war irgendwie dieser Druck, den ich hatte, weg. Und jetzt wünsche ich mir ganz einfach, dass alles so schön wie möglich wird.«
    »Mit anderen Worten, wir heiraten irgendwann in den nächsten zwanzig Jahren«, schnaubte Ulli und ließ das leere Glas zwischen seinen Handflächen hin- und herrollen. »Findest du nicht, du hättest mir das früher erklären sollen… oder müssen?«
    »Vielleicht. Ja, bestimmt.«
    »Na prima, wenigstens etwas«, meinte Ulli, wobei der Sarkasmus in seiner Stimme nicht zu überhören war. »Wenn wir schon mal dabei sind, verrate mir doch bitte auch, warum du dich in fast jeglicher Hinsicht verändert hast.«
    Katharina verschluckte sich an dem Rauch ihrer Zigarette. »Bitte?«, krächzte sie dann.
    »Jetzt tu nicht so, als ob du nicht wüsstest, was ich meine. Manchmal habe ich den Eindruck, du kommst nur noch zum Schlafen, Essen, Wäschewechseln und Duschen nach Hause. Würde mich nicht wundern, wenn Arne irgendwann Tante zu dir sagt.«
    »Du spinnst doch!«, erregte sich Katharina. »Wer kümmert sich denn um den Kleinen, wenn du wie hypnotisiert vor dem Compi sitzt?«
    »Ich weiß, das war ein wenig übertrieben… aber wann haben wir, um mal konkret zu werden, das letzte Mal miteinander geschlafen?«
    Die Blonde öffnete den Mund, blieb aber stumm. So lange war das noch nicht her. Oder doch?
    »Ich führe keinen Kalender darüber«, erwiderte sie schließlich matt.
    »Ich auch nicht. Aber gut sechs Wochen liegt das mindestens zurück.«
    »Unmöglich.«
    »Gar nicht unmöglich. Letzte Woche hattest du deine Regel. Und zwischen deinen beiden letzten Zyklen lief gar nichts.«
    Mit einem Griff zur Seite nahm die Kommissarin ihr Limit in Angriff. Die zehnte Zigarette glomm auf.
    »Ulli, vielleicht hab ich eine Phase, in der ich… nicht ganz so viel Lust auf Sex habe. Das geht wieder vorbei.«
    »Zwischen phasenweiser und völliger Enthaltsamkeit existiert aber ein gewaltiger Unterschied«, gab Zander müde zurück. »Mir fällt es jedenfalls schwer.« Wütend zerquetschte er seine heruntergebrannte Kippe im Aschenbecher und stand auf. Als sich seine Hände um das Balkongeländer krampften, quollen seine Fingerknöchel weiß hervor.
    »Vielleicht komme ich ja schon in die Wechseljahre«, vermutete Katharina leise. »Oder irgendeine andere Hormonumstellung. Ich weiß es doch selbst nicht.«
    »Reize ich dich nicht mehr?«, fragte Ulli, ohne sie anzusehen.
    Die Blonde biss sich auf die Lippen. »Doch. Und, um der nächsten Frage zuvorzukommen, es gibt auch keinen anderen.«
    »Da bin ich ja beruhigt… Aber das ist es ja nicht allein. Früher haben wir die Nähe des anderen gesucht, ständig miteinander gekuschelt. Heute verziehst du dich in deine Ecke und gehst auf Distanz.«
    Katharina legte ihre Zigarette in den Aschenbecher und stand ebenfalls auf. Zärtlich schob sie ihre Arme um Ullis Oberkörper und verschränkte ihre Handflächen vor seiner Brust. Dabei blies sie ihm verführerisch in den Nacken.
    »Es tut mir leid. Du bist der Mann, mit dem ich zusammen alt werden will. Und wenn dir demnächst etwas auf der Seele liegt, dann sofort raus damit.«
    Ullis verkrampfter Oberkörper entspannte sich ein wenig, sein Rücken drückte sich gegen Katharinas Bauch und ihre Brüste. Er seufzte sehnsüchtig.
    »Was hast du noch auf dem Herzen?«
    »Ach, ich weiß auch nicht. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mit uns bergab geht. Und bei dem Gedanken, irgendwann ohne dich leben zu müssen, geht mir der Gaul durch.«
    »Schhhhh«, machte Katharina. »Davon redet kein Mensch. Ich verspreche dir,

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