Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dominoeffekt

Der Dominoeffekt

Titel: Der Dominoeffekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
Vom Netzwerk:
weiteren schmierigen Blicken aussetzen zu müssen.
    Marohn nippte an seinem Glas und verzog das Gesicht. Der Saft war tatsächlich frisch gepresst, so sauer konnte kein Tütenprodukt sein.
    »Was liegt eigentlich als Nächstes an?«, wollte er wissen.
    »Unser Kunde in Bremen hat sich vorgestern wieder gemeldet. Ein Gemälde, auf das er schon seit Jahren scharf ist, ist vor Kurzem in München versteigert worden. Ist in eine Privatsammlung gegangen. Irgendein durchgeknallter Kunsthistoriker. Angeblich keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen, müsste nur alles gecheckt werden.«
    »Was bringt uns das?«
    »Der Schinken ist vierhunderttausend wert, wir kriegen das übliche Viertel.«
    »Hast du Fotos?«
    Sax griff in die Seitentasche seiner Jacke, die er trotz der Hitze trug, und legte drei Bilder auf den Tisch.
    »Für so einen Scheiß? Das ist ja nur Geschmiere, woll«, wunderte sich Marohn.
    »Banause. Außerdem soll es dir nicht gefallen, du sollst dafür sorgen, dass es geklaut wird.«
    »Ich versteh einfach nicht, warum manche Leute für so einen Müll eine Heidenkohle ausgeben. Für vierhundert Riesen kriegste doch locker ‘nen geilen Ferrari.«
    »Manche setzen eben andere Prioritäten«, grinste Sax und nippte an seinem abgestandenen Mineralwasser. »Welche Truppe kommt dafür infrage?«
    »Toralf«, entschied Marohn sofort. »Seine Leute sind eh zurzeit unten im Süden, außerdem dürfte das wohl nicht schwer werden, wie du sagst, woll. Ich seh mir das aber vorher selbst mal an.«
    »Gut«, entschied Sax. »Dann hab ich einen ganz heißen Tipp gekriegt. Wird aber eine haarige Kiste.«
    »Und was?«
    »Ende nächsten Monats kommt in Rostock eine Ladung Kokain an. Ümit ist scharf darauf.«
    »Ach, der alte Kümmeltürke lebt noch?«
    »Und wie. Hat sich ein bisschen bedeckt gehalten, nach dieser Sache in Hannover. Jetzt will er wieder mitmischen.«
    »Über wie viel reden wir?«
    »Satte fünfhundert Kilo.«
    Marohn überschlug kurz den Schwarzmarktwert der Lieferung und pfiff anerkennend durch die Zähne. »Donnerwetter, das lohnt sich. Warum macht er das nicht selbst?«
    »Familiäre Probleme«, sagte Sax und kratzte sich hinter der rechten Ohrmuschel. Die Narbe, die dort kaum sichtbar verlief, juckte bei diesen Temperaturen fürchterlich. »Die Lieferung gehört eigentlich seinem Vetter.«
    »Und?«
    »Wenn Ümit das mit seinen Leuten selbst macht, fällt er unter Umständen auf. Und dann gibt es ein Blutbad oder eine Familienfehde, was weiß ich. Wir kassieren dafür aber sogar ein Drittel.«
    »Und wie soll das laufen?«
    »Die Ladung kommt per Schiff, getarnt zwischen irgendwelchem anderen Kram in einem Container. Ümits Vetter hat zwei Leute vom Zoll bestochen, damit das Zeug anstandslos durchgeht. Wir schnappen uns das Koks, wenn es per Lkw weitertransportiert wird.«
    Marohn legte zweifelnd die Stirn in Falten. »Gefällt mir nicht! Wie ich die Türken kenne, lassen die den Lkw nicht einsam durch die Gegend schaukeln, sondern da passt bestimmt eine kleine Privatarmee drauf auf, woll. Die Nummer ist für unsere Jungs zu groß.«
    »Das fürchte ich auch. Müssen wir eben nachrüsten.«
    »Häh?«
    »Juri hat doch vor einiger Zeit erzählt, dass er Kontakt zu einigen seiner ehemaligen Kameraden aufgenommen hat, die für einen gelegentlichen Job dankbar wären. Soll er sie halt rüberkommen lassen, damit die den Job für uns erledigen.«
    »Gefällt mir nicht«, wiederholte Marohn. »Je mehr Leute wir für uns arbeiten lassen, umso gefährlicher wird das.«
    »Dass du immer so schwarz sehen musst. Die bekommen ihre Anweisungen von Juri, für die Bewaffnung sollen sie selbst sorgen. Wenn es klappt, stellen die den Container an eine vorher bestimmte Stelle, kassieren ihren Lohn und die Sache ist erledigt. Wenn es schief geht, gibt es so gut wie keine Verbindung zu uns. Du weißt, diese Russen sind verdammt verschwiegen.«
    »Trotzdem… Und wenn das in einer wilden Schießerei endet?«
    »Dann sind wir nicht dabei.« Sax leerte sein Glas und legte die Beine übereinander. Dabei griff er erneut in die Innentasche seiner Jacke, zog einen gräulichen Umschlag hervor und schob diesen Marohn zu. »Hier, Spesen und Gehalt für die Jungs. Nach dem Job heute Abend sollen die mal die Puppen tanzen lassen, das hebt die Moral.«
    Marohn klappte die Lasche des Umschlags zurück und lugte hinein. Ein dickes grünes Bündel lachte ihn an.
    »Okay, gebe ich an Juri weiter, woll.«
    Sax sah sich nach der Bedienung um.

Weitere Kostenlose Bücher