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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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die Seepfeil, das Boot des Königs. In ihr, so hieß es, war Johan einst von den Inseln der Westerlinge nach Erkynland gekommen. Es war nur eine kleine Jolle, kaum mehr als fünf Ellen lang; Isgrimnur bemerkte erfreut, dass man das Holz frisch lackiert hatte, sodass es in der trüben Feyeversonne schimmerte.
    Götter, wie hat er dieses Boot geliebt! , erinnerte sich der Herzog. Sein Amt als König hatte Johan wenig Zeit für das Meer gelassen, aberIsgrimnur entsann sich einer wilden Nacht vor dreißig Jahren oder noch mehr, als der König in einer solchen Stimmung gewesen war, dass es nur noch eines für ihn gab: Er und Isgrimnur, damals noch ein junger Mann, mussten die Seepfeil auftakeln und auf den windgepeitschten Kynslagh hinausfahren. Die Luft war so kalt gewesen, dass sie biss. Johan, fast siebzig Jahre alt, hatte gejohlt und gelacht, als die Seepfeil in der hohen Dünung bockte, während Isgrimnur, dessen Ahnen sich lange vor seiner Zeit für das Festland entschieden hatten, das Dollbord umklammert und zu seinen zahlreichen alten Göttern und dem einen neuen Gott gebetet hatte.
    Jetzt legten die Diener und Soldaten des Königs den Leichnam ganz sanft in das Boot, wobei sie ihn auf ein Gestell hinunterließen, das man für die Bahre vorbereitet hatte. Vierzig Krieger der königlichen Erkyngarde ergriffen sodann die langen Pfähle und legten sie auf ihre Schultern. Sie hoben das Boot auf und trugen es fort.
    Der König und die Seepfeil führten die gewaltige Menschenmenge eine halbe Meile um das Vorgebirge über der Bucht herum, bis sie endlich Swertclif und das Grab erreichten. Man hatte das darüber errichtete Zelt entfernt, und das Loch neben den sechs feierlichen, runden Grabhügeln der früheren Gebieter des Hochhorstes glich einer offenen Wunde.
    Auf der einen Seite der Grube erhob sich ein massiver Stapel ausgeschnittener Grassoden, daneben ein Hügel aus Steinen und unbehauenem Holz. Auf der anderen Seite, wo man die Erde im flachen Winkel aufgegraben hatte, wurde die Seepfeil niedergesetzt. Sobald das Boot stand, traten der Reihe nach die adligen Familien Erkynlands und die Dienerschaft des Hochhorstes heran, um kleine Dinge als Zeichen ihrer Liebe in das Boot oder das Grab zu legen. Außerdem war aus jedem Land, das unter dem Hohen Schutz des Königs gestanden hatte, ein besonders bedeutendes Kunstwerk geschickt worden, das Johan der Priester mit in den Himmel nehmen sollte – ein Gewand aus kostbarer Seide von der Insel Risa etwa kam aus Perdruin, ein weißer Porphyr-Baum aus Nabban. Isgrimnurs Leute hatten aus Elvritshalla in Rimmersgard eine silberne Axt mitgebracht, Dwerningswerk, bergblaue Juwelen am Heft. Lluth, König der Hernystiri, hatte aus dem Taig von Hernysadharc einen langenEschenholzspeer gesandt, überall mit rotem Gold eingelegt und mit goldener Spitze.
    Die Mittagssonne schien viel zu hoch am Himmel zu stehen. So dachte zumindest Herzog Isgrimnur, als auch er endlich vortrat. Obwohl sie ungehindert über das graublaue Himmelsgewölbe wanderte, schien sie ihre Wärme zurückzuhalten. Der Wind wehte schärfer und tanzte wirbelnd über das Kliff. Isgrimnur trug Johans abgeschabte Kriegsstiefel in der Hand. Er brachte es nicht über sich, zu den weißen Gesichtern hinaufzusehen, die aus der Menge spähten, glitzernd wie Schneeflecken in einem dunklen Wald.
    Als er sich der Seepfeil näherte, warf er einen letzten Blick auf seinen König. Bleicher als die Brust einer Taube sah Johan doch so streng und großartig und voll von schlafendem Leben aus, dass Isgrimnur sich dabei ertappte, dass er sich Sorgen um seinen alten Freund machte, der ohne Decke draußen im Wind lag. Fast hätte er gelächelt.
    Johan hat immer gesagt, ich hätte das Herz eines Bären und den Verstand eines Ochsen, schalt Isgrimnur sich selber. Und wenn es hier oben schon kalt ist, wie kalt wird er es erst in der gefrorenen Erde haben …
    Vorsichtig, aber sicher schritt Isgrimnur über die steile Rampe aus Erde; wenn nötig, stützte er sich mit der Hand ab. Obwohl ihm dabei der Rücken fürchterlich schmerzte, wusste er, dass niemand so etwas von ihm denken würde, und er war noch nicht so alt, dass er nicht ein bisschen stolz darauf gewesen wäre.
    Nacheinander nahm er Johan Presbyters blaugeäderte Füße in die Hand und zog ihnen die Stiefel über. Innerlich lobte er die geschickten Hände im Haus der Vorbereitung für die Leichtigkeit, mit der er diese Aufgabe erfüllen konnte. Ohne seinem Freund noch einmal ins

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