Der Drachenbeinthron
den beißendsten Witz. Der zukünftige König führte bei diesen Bemühungen den Vorsitz und belohnte seineFavoriten mit lautem Gelächter. Von Zeit zu Zeit beugte er sich vor und sagte etwas zu Skali von Kaldskryke, Isgrimnurs Verwandtem, der als besonders geladener Gast an Elias’ Tafel saß. Obwohl er ein großer Mann war, falkengesichtig und blondbärtig, wirkte Skali von der Ehre, zur Seite des Thronfolgers zu sitzen, etwas überwältigt – vor allem, weil Herzog Isgrimnur übergangen worden war. Aber etwas, das Elias soeben bemerkte, schien ins Schwarze zu treffen; Simon sah den Rimmersmann zuerst lächeln, hörte ihn dann schallend loslachen und mit seinem Metallpokal krachend mit dem Prinzen anstoßen. Elias drehte sich mit wölfischem Grinsen um und sagte etwas zu Fengbald, der in die allgemeine Erheiterung einstimmte.
Verglichen damit ging es an dem Tisch, an dem Isgrimnur mit Prinz Josua und einigen anderen saß, weit gedämpfter zu; die Stimmung schien zum grauen Gewand des Prinzen zu passen. Obwohl die anderen Edelleute sich Mühe gaben, eine Unterhaltung in Gang zu halten, konnte Simon im Vorbeigehen feststellen, dass die beiden Hauptpersonen sich nicht daran beteiligten. Josua starrte in die Ferne, als fesselten die Wandbehänge seinen Blick. Genauso wenig wie er reagierte Herzog Isgrimnur auf das Tischgespräch, aber seine Gründe dafür waren kein Geheimnis. Selbst Simon konnte erkennen, wie finster der alte Herzog zu Skali Scharfnase hinüberstarrte und wie er mit den riesigen, knorrigen Händen gedankenverloren am Saum seines Bärenfellwamses herumzupfte. Die verächtliche Art, in der Elias einen von Johans getreuesten Rittern behandelte, war an anderen Tischen nicht unbeachtet geblieben. Einige der jüngeren Edelleute, wenngleich höflich genug, es nicht deutlich zu zeigen, schienen das Unbehagen des Herzogs belustigend zu finden. Hinter vorgehaltener Hand tuschelten sie mit hochgezogenen Brauen, um die Größe des Skandals anzudeuten. Während Simon, verwirrt von dem Lärm, dem Rauch und seinen eigenen konfusen Beobachtungen, einfach nur dastand und vor sich hinschwankte, ertönte von einem der hinteren Tische eine laute Stimme, die ihn verwünschte und nach mehr Wein brüllte. Hastig setzte er sich wieder in Bewegung.Später am Abend, als Simon endlich Gelegenheit fand, sich in einer Nische hinter einem der gewaltigen Wandbehänge einen Augenblick auszuruhen, bemerkte er, dass ein neuer Gast am Ehrentisch Platz genommen und sich auf einen hohen Hocker zwischen Elias und Guthwulf gezwängt hatte. Der Neuankömmling war in für eine Trauergesellschaft höchst unpassendes Scharlachrot gekleidet; schwarzgoldene Tressen fassten die Säume seiner überweiten Ärmel ein. Als er sich vorbeugte, um Elias etwas ins Ohr zu flüstern, betrachtete ihn Simon fasziniert. Der Mann war völlig haarlos, sogar ohne Augenbrauen und Wimpern, aber die Züge gehörten einem noch jungen Mann. Die eng über den Schädel gespannte Haut schien selbst im grell orangefarbenen Licht der Binsenkerzen auffallend blass; die Augen lagen tief in den Höhlen und waren so dunkel, dass sie nur wie glänzend schwarze Flecken unter den nackten Brauen wirkten. Simon kannte diese Augen – sie hatten ihn unter dem Kapuzenmantel des Wagenlenkers angeblickt, dessen Fahrzeug ihn am Nerulagh-Tor um ein Haar überrollt hätte. Er schauderte und konnte doch nicht aufhören, ihn anzustarren. Es war etwas Widerwärtiges und zugleich Fesselndes an dem Mann, ähnlich wie bei einer sich wiegenden Schlange.
»Sieht grässlich aus, nicht wahr?«, sagte eine Stimme nah an seinem Ohr. Simon machte einen Satz. Ein junger Mann, dunkelhaarig und lächelnd, stand hinter ihm in der Nische, eine Laute aus Eschenholz liebevoll an das taubengraue Wams gedrückt.
»Ich … es tut mir leid«, stotterte Simon. »Ihr habt mich erschreckt.«
»Das wollte ich nicht«, lachte der andere. »Ich kam nur vorbei, um zu sehen, ob du mir aushelfen könntest.« Er zog die andere Hand hinter dem Rücken vor und zeigte Simon einen leeren Weinbecher.
»Oh …«, begann Simon. »Es tut mir wirklich leid … ich habe mich gerade ein bisschen ausgeruht, Herr … verzeiht mir …«
»Friede, Freund, Friede! Ich will dir keinen Ärger machen, aber wenn du nicht aufhörst, dich zu entschuldigen, werde ich doch noch zornig. Wie heißt du?«
»Simon, Herr.« Hastig hob er die Kanne und füllte das Gefäß desjungen Mannes. Der Fremde stellte den Becher in einer Vertiefung
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