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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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er sich rächen, irgendwie, war sie im Suff von der Brücke gefallen oder gesprungen. Eigentlich glaubte er nicht, dass seine Wünsche ihr den Tod gebracht hatten, aber seitdem war er dennoch vorsichtig mit den Gedanken gewesen, die er den kleinen Holzbooten mitsandte.
    Die wenigen Trollfurter, die zur Beerdigung gekommen waren, hatten ihm kondoliert, doch in den meisten Gesichtern war so wenig Bedauern zu lesen gewesen wie in seinem eigenen.
    »So ganz ohne Eltern wird es schwer für dich«, hatten sie ohne viel Mitleid gesagt, eine einfache Feststellung, und seither behandelten sie ihn so, dass dieser Satz auch wirklich zutraf. Auch nach ihrem Tod blieb er für alle der Sohn der verachteten, verlassenen Säuferin. Seitdem schlug er sich allein durch.

    Immer wieder schielte Ben auf seine Warze. Über Nacht war sie zwar nicht verschwunden, aber immerhin auch nicht gewachsen. Er würde das im Auge behalten.
    »Bist du sicher, dass es kein Geist gewesen ist?«
    »Ich weiß nicht. Hauptsache, mich hat niemand gesehen.« Wer wusste schon, was Warzen anstellten, wenn der Zauber nicht von einem Menschen, sondern einem Toten beobachtet wurde? Oder gar mehreren Toten? Würde die Warze dann nicht nur wuchern, sondern sogar vor sich hinfaulen, so wie das lebende Tote taten? Ben mochte gar nicht daran denken.
    »Und das Licht ist aufgetaucht, direkt nachdem du die Ratte fortgeschleudert hast?«
    »Ja, zumindest habe ich es erst dann gesehen.«
    »Und du bist sicher, dass du die richtigen Worte gesagt hast?«
    »Ja, Yanko. Ganz sicher!« Oder hatte er nicht? Er konnte doch gar keinen Zauber wirken, der Geister herbeirief. Außerdem war das Licht kein Geist gewesen.
    »Aber was, wenn...«, setzte Yanko noch einmal an, dann riss etwas an seiner Angelrute. Er hielt dagegen und holte die Schnur langsam ein. Es war ein fetter Regenbogenflächler, ein wirklich dicker Brocken. Der wog sicher ein Dutzend Pfund, und als sie ihn aus dem See gezogen hatten und zu den zwei kleinen Lyngelen in den Eimer warfen, war dort kein Platz mehr für weitere Fische. Yanko beharrte darauf, dass das der größte Regenbogenflächler war, den er je gesehen hatte, und Ben musste zugeben, dass er selbst nie einen größeren gefangen hatte.
    Der Friedhof war vergessen.
    Sie legten sich auf den Steg, sahen in den klaren blauen Himmel und sprachen über die größten Fische Trollfurts, und
dann über die größten Fische der Welt. Obwohl sie dazu natürlich auf Gehörtes zurückgreifen mussten und nur Vermutungen anstellen konnten, denn viel hatten sie von der Welt noch nicht gesehen.
    »Lass uns zur Mine rübergehen«, schlug Yanko, der nie lange ruhig sitzen konnte, schon bald vor.
    »Aber was willst du denn da? Da ist der alte Eingang zugenagelt.«
    »Ich will doch auch nicht hinein, ich bin ja nicht verrückt. Ich will nur an den Brettern lauschen, ob man was hören kann.«
    »Was soll man da hören können?«, wollte Ben wissen. Wenn Yanko ein solches Gesicht zog, fragte man besser nach.
    »Ich weiß nicht. Deshalb will ich doch lauschen, ob man was hören kann. Wenn wir einen Höhlenalb lachen hören, dann wissen wir, dass die Mine wirklich wegen eines Höhlenalbs geschlossen wurde.«
    »Aber ich will keinen Höhlenalb lachen hören«, erwiderte Ben. Das konnte selbst einen gestandenen Mann um den Verstand bringen.
    »Deshalb müssen wir ja mittags hin. Wenn man in der Sonne steht und auf frischem Gras kaut, dann kann einem nichts passieren. Das bricht den Zauber des Albs.«
    »Das ist gut. Aber woher weißt du, wie das Lachen eines Höhlenalbs klingt?«
    Yanko wusste es nicht, doch er sagte, sie würden das schon erkennen. Er würde nur gern wissen, warum die Mine vor gut zehn Jahren geschlossen worden war. Damals waren Ben und Yanko noch zu klein gewesen, beide konnten sich nicht erinnern. Ben war fünf gewesen, und sein Vater schon verschollen. Mit der Mine hatte Ben nichts zu schaffen gehabt.

    »Ich schätze, sie war einfach erschöpft«, sagte er, weil ihm das seine Mutter erzählt hatte, und sie konnte schließlich nicht immer gelogen haben.
    »Ja, aber warum? Warum war sie erschöpft?« Yanko zählte die möglichen Gründe an den Fingern ab. »Der Müller-Taque sagt, es wäre der Fluch eines rachedurstigen Trollschamanen gewesen, der die Mine erschöpft hätte. Der alte Hender hat mir einmal erzählt, immer, wenn sie auf eine vielversprechende Stelle gestoßen waren, hätte diese kein Erz mehr hergegeben, sondern begonnen zu bluten. Manche

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