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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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behaupten sogar, es wäre so viel Blut geflossen, dass sieben Arbeiter ertrunken wären, bevor sie die Mine geschlossen hätten. Taques Vater glaubt, ein Höhlenalb hat die Arbeiter verwirrt, und sie haben fortan an den falschen Stellen gegraben, und die Mine ist gar nicht erschöpft, sondern noch immer voller Blausilber. Und Yhmas hat gehört, die Mine wurde geschlossen, weil dort Kristallwasser gefunden wurde, und jeder Ort mit Kristallwasser geht automatisch in den Besitz eines geheimen Ordens im Dienste des Königs über. Aber Yhmas redet ja die meiste Zeit Unsinn.«
    »Was ist Kristallwasser?«, fragte Ben, der davon noch nie gehört hatte.
    »Siehst du? Das meine ich. Yhmas redet den ganzen Tag Unsinn.« Yanko stand auf. Er warf sich die Angel über die Schulter und griff sich den Eimer.
    Ben stapfte ihm hinterher. Zur Mine war es nicht weit, zehn oder fünfzehn Minuten Weg, der kaum bergauf führte. Schon von weitem sahen sie den riesigen Eingang zur Mine. Er war übermannshoch, doppelt so breit, lag nach Süden hin und wurde somit von der Sonne direkt angestrahlt. Der Eingang war nicht einfach nachlässig mit ein paar Brettern vernagelt
worden, vielmehr hatte man eine massive Konstruktion aus schweren Bolzen und Balken in die Felswand und den Boden versenkt. Nicht einmal eine Eidechse konnte sich dort durchzwängen. Inmitten der Konstruktion befand sich eine eisenbeschlagene Tür mit einem schweren Schloss. Ziemlich viel Aufwand für eine Mine, in der nichts mehr zu holen war. Zudem hatte man ein bürgermeisterlich besiegeltes und inzwischen von zahlreichen Tieren zerkratztes Eisenschild an das Holz genagelt, auf dem stand:
    PRIVATBESITZ!
    BETRETEN BEI STRAFE VERBOTEN!
Interessierte Käufer wenden sich bitte an den Bürgermeister
Trollfurts oder direkt an eine Niederlassung der
Kaufmannsfamilie Vestapan.
    Sie rissen ein paar Büschel Gras aus, stopften sie sich in die Münder und näherten sich kauend der Tür. Ben spuckte einen kleinen blauen Wurm aus, der versehentlich mit hineingelangt war. Dann legten sie die Ohren an das warme Holz. Ben hielt die Luft an und kaute nur noch langsam und leise, doch er konnte nichts hören. Nur ein paar Vögel zwitscherten, Wind ging nicht. Er hielt sich das andere Ohr zu, doch es half nichts, nicht das geringste Geräusch drang aus der Mine heraus.
    Yanko ging in die Knie und lauschte am Schlüsselloch, dann roch er daran, schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Wir holen uns den Schlüssel von Byasso.«
    Byasso war der Sohn des Bürgermeisters und ein eher ängstlicher Junge. Sagte man ihm das jedoch ins Gesicht, ließ er sich zu allen möglichen Abenteuern reizen, nur damit man »das
Maul hielt«. Seitdem Yanko das herausgefunden hatte, verbrachte er ziemlich viel Zeit mit Byasso.
    Wenn Ben und Byasso in Yankos Beisein aufeinandertrafen, beschimpften sie einander meist als Gassenkind und Hosenscheißer, Byasso nannte Bens Mutter eine tote Schnapsflasche und Ben Byassos Vater eine leere Irgendwas-Flasche, und dann schubsten sie sich herum, bis Yanko eingriff. War Yanko nicht in der Nähe, ignorierten sie sich, schließlich wurde Ben ja häufig ignoriert. Dagegen hatte er nichts, das war besser, als verkloppt zu werden, weil irgendwer der Meinung war, es sei mal wieder nötig, es diesem Ben zu zeigen.
    Während sie ins Tal hinabstiegen, dachte Ben über neue Beschimpfungen nach, die er Byasso an den Kopf werfen konnte, und als sie schließlich in Trollfurt ankamen, quoll sein eigener vor neuen Schimpfwörtern und Beleidigungen förmlich über.
    Zuerst wollte Yanko jedoch den Fisch und die Angelruten nach Hause bringen, bevor sie dann mit dem Schlüssel wieder den Berg hinauf wollten. Ben wartete an der Dherrnbrücke auf seine Rückkehr.
    Während er auf der steinernen Brückenmauer in der Sonne saß und sich die Erde zwischen den Zehen rauspulte, kam ein schrecklich vornehm gekleideter Junge die Straße hinunter, sein Hemd wies mehr Rüschen auf als alle Sonntagshemden, die Ben je gesehen hatte, sogar zusammengenommen. Er trug auch noch blank gewienerte Schuhe mit einer verschnörkelten silbernen Schnalle. Er war Ben vollkommen fremd, und die meisten in seinem Alter kannte er wenigstens vom Sehen, auch wenn die Kinder aus den besseren Familien kaum mehr als Schimpfworte mit ihm wechselten. Der fremde Junge
war ein bisschen größer als Ben, kräftig, und sein Gesicht mit der schmalen Nase und dem vorspringenden Kinn trug einen ungemein blasierten Ausdruck zur Schau. Das

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