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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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DACH!«
    »ALARM!!!!!«
    Von allen Türmen rief es, nur der aufgepumpte |65| Ritter blieb stumm. Er hielt die viele Luft an, die er geholt hatte, und schaute abwechselnd zu den Wächtern oben auf den Türmen und zu Robert unten. Ich weiß noch, wie ich dachte, wenn er nicht aufpasst (der aufgepumpte Ritter jetzt), platzt ihm noch der geschwollene Kopf. Aber er brauchte nicht lange, um sich zu Ende zu wundern. Er war schließlich Raubritter, und als Raubritter witterte er jetzt anscheinend Beute.
    »ALLE MANN BEREIT ZUM ANGRIFF!«, donnerte er, und dazu konnte er die viele Luft gut gebrauchen. Man hörte ihn bestimmt bis in die letzten Winkel der gewaltigen Raubritterburg.
    »ZUM ANGRIFF   – JAWOLL!«, schallte es von allen Türmen zurück.
    Und dann ging alles schneller, als man erzählen kann. Vielleicht habt ihr schon Ritterfilme gesehen mit Raubrittern, die es eilig haben, damit ihnen die Kutschen, die sie überfallen wollen, nicht auskommen. Wie sie sich dann ruck, zuck auf dem Burghof versammeln und schon im Laufen ihre Visiere runterklappen und die Schwerter ziehen und Knappen ihnen im Laufschritt die Pferde bringen und die Steigbügel halten, denn auf die Pferde einfach so draufspringen wie die Cowboys und Indianer konnten die Ritter ja nicht mit ihren |66| schweren Rüstungen. Genauso war’s hier, nur dass sie Ritter Kraft auch seinen Helm bringen mussten, der erst nicht über den Kopf ging, weil wahrscheinlich doch noch was von der vielen Luft übrig war. Jedenfalls musste sein Knappe erst mit der Faust oben draufhauen, und da sah man, dass der rappeldürre Ritter überhaupt kein Schwächling war: Der Knappe war nämlich fast so groß wie der Hüne Eugen, und der Ritter zuckte nicht mal.
    Die Erde zwischen den schwarzen Mauern bebte, Hufe klapperten, Rüstungen schepperten, Waffen klirrten   – es sah aus wie ein Riesendurcheinander, aber ich schwöre, es dauerte keine drei Minuten, da sprengten in einer gewaltigen Staubwolke so zwanzig, fünfundzwanzig Raubritter aus dem Tor. Eugen hatte die zerbrochene Lanze weggeschmissen und beide Flügel weit geöffnet, und Ritter Kraft ritt mit erhobenem Schwert voran.
    Ich fragte mich, was die kleinen Raubritter wohl machten, aber nur kurz, dann lichtete sich der Staub ein wenig, und ich sah sie mit gezogenen Schwertern den Großen hinterherrennen. Pferde hatten sie also noch keine. Aber Schwerter hatten sie neue, wie mir jetzt erst auffiel. Dass wir |67| sie ihnen letztes Mal abgenommen hatten, würde uns also bei einem neuen Kampf nichts nützen.
    Aber gut, erst mal hatte ich andere Sorgen. Zum Beispiel wusste ich nicht, wo Robert war. Bei den Wilden Wölfen, die eben durchs Tor verschwanden, war er nämlich nicht.
    Als sich der Staub im großen Hof der Raubritterburg allmählich senkte, sah ich nur noch den armen Eugen. Er stand beim offenen Tor und zog und zerrte wild an seinem verklemmten Visier. Die Knappen waren so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
    Und von Robert keine Spur.
    Ich schaute fragend hinunter zu Wuschel, und er schaute fragend zu mir auf. Er fragte sich dasselbe wie ich. Aber nicht lange. Denn auf einmal schaute er an mir vorbei, und wenn Wunderhunde lächeln können, dann lächelte er. Ich drehte mich um und prallte zurück vor Schreck.
    »Sorry«, sagte Robert, während er das bescheuerte Visier hochklappte.

|68| Das neunte Kapitel,
in dem Robert einen Plan hat (Und es hätte ein Monster gebraucht, um ihn davon abzubringen!)
    »Mann, hast du mich erschreckt!«, sagte ich. »Kannst du da nichts reinklemmen, dass es oben bleibt?«
    Robert tastete nach dem Scharnier des Visiers, und ausgerechnet da wollte Wuschel sein Herrchen begrüßen. Ihr wisst, wie er das macht. Das Visier hätte ihm fast die Schnauze eingeklemmt.
    »Klack!«
    »Ich probier mal was«, sagte ich, während Robert das Visier wieder hochklappte.
    Ich hob ein trockenes Stöckchen vom Boden auf und klemmte es nicht weit vom Scharnier zwischen Helm und Visier. Wenn echte Ritterhelme so funktionierten wie die von unseren Plastikrittern zu Hause, war das Visier jetzt festgeklemmt.
    »So müsste es gehen«, sagte ich.
    »Glaub ich nicht«, sagte Robert und schüttelte den Kopf. Aber das Visier blieb oben.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    |69| »Lassen wir’s so«, sagte Robert. »Das Ding ist echt   …«
    »Was wir jetzt machen sollen!«, fiel ich ihm ins Wort und erschrak selbst darüber, wie laut ich geredet hatte.
    Ich schaute durch die Zweige, ob Eugen

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