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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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nichts gehört hatte, aber der kämpfte immer noch mit seinem eigenen verklemmten Visier. Schön langsam war ich froh, dass ich mit meinem Fahrradhelm gekommen war.
    »Pass auf«, sagte Robert mit dem Gesicht, das er macht, wenn er zu etwas wild entschlossen und Widerspruch vollkommen zwecklos ist. Und dann erklärte er mir seinen Plan: Ich sollte mich mit Wuschel rüberschleichen auf die Wackerburg und unsere Freunde zu Hilfe holen. Er würde hierbleiben und auf die Rückkehr der Raubritter warten.
    »Und warum hauen wir nicht einfach ab?«, machte ich wenigstens einen Versuch.
    »Willst du die arme Prinzessin im Stich lassen?«, fragte Robert empört.
    »Woher weißt du, ob’s die überhaupt gibt?«, fragte ich.
    »Hast du nicht gehört, was die Wächter gesehen haben?«, fragte Robert zurück.
    |70| Doch, das hatte ich, und dass Kaufleute und andere Normalsterbliche sich keine Krönchen auf die Kutschen malten, wusste ich auch. Sie wären schön blöd gewesen.
    »Na also«, sagte Robert, ohne meine Antwort abzuwarten. »Los, setz den Helm auf, bevor die wieder zurückkommen!«
    Vielleicht hätte ich noch einen Versuch machen sollen, aber das sagt sich hinterher so leicht. Und sowieso hätte es keinen Wert gehabt: In Roberts Augen war ein so wild entschlossenes Funkeln, dass sich ihm schon ein Monster hätte in den Weg stellen müssen, um ihn von seinem Plan abzubringen. Ich bin kein Monster, also fragte ich ihn nur noch, wie wir an Eugen vorbeikommen sollten. Das hatte er sich bestimmt auch schon überlegt.
    »Ich lenke ihn ab«, sagte er. »Und wenn ihr draußen seid, schlagt euch gleich links in den Wald, von da aus kennt ihr ja den Weg.«
    Ich setzte meinen Helm auf und nickte. Keine Ahnung, warum, aber plötzlich hätte ich mir gewünscht, er hätte auch ein Visier gehabt. Vielleicht weil ich mir dann ein bisschen geschützter vorgekommen wäre.
    »Alles klar?«, fragte Robert.
    |71| Ich nickte wieder und sah, dass Wuschel still den Kopf senkte. Das war seine Art zu sagen: »Okay, ich weiß nicht, ob es richtig ist, was wir machen, aber wenn er’s sagt   …« Genauso dachte ich auch. Und dann fiel mir doch noch eine Frage ein.
    »Nur eins noch, Robert«, sagte ich.
    »Ja?«
    »Wenn ich’s schaffe, die Wackerburger zu holen, was dann?«
    »Wartet ihr vor der Burg im Wald, bis ich euch ein Zeichen gebe.«
    »Ein Zeichen   …«
    »Genau.   – Und jetzt passt auf: Wenn ich mit Eugen vorbei bin, saust ihr los!«
    Mit diesen Worten bückte er sich und nahm Wuschel in die Arme, das heißt Wuschels Kopf, der ganze Wuschel ist viel zu groß zum In-die-Arme-Nehmen.
    »Braves Hundchen«, hörte ich ihn flüstern (Robert jetzt) und dann noch was, was ich nicht verstand, wahrscheinlich dass Wuschel auf mich hören und schön brav sein sollte. Dann stand er auf, haute mir auf die Schulter und sagte: »Sei tapfer, mein Freund!«
    Und bevor ich darauf was antworten konnte, |72| trat er aus der Hecke und ging schnurstracks auf den sich wild verrenkenden Eugen zu.
    »Hast du’s schon mal mit Rostlöser versucht?«, hörte ich ihn sagen.
    »Umpf«, sagte der Hüne, der Robert offenbar nicht hatte kommen hören und erschrocken innehielt.
    »Gibt’s in jedem Baumarkt«, fuhr Robert fort.
    »Umpf?«, fragte Eugen. Das sollte wahrscheinlich »Wo?« heißen.
    »Im Baumarkt«, sagte Robert, »aber ich hab welches da. Komm mit!«
    »Umpf umpf umpf umpf umpf«, sagte Eugen und zeigte auf das offene Tor.
    »Doch, du kannst hier weg, die brauchen noch eine Weile«, sagte Robert, der die Umpfsprache |73| offenbar verstand. Wahrscheinlich weil er mit zugeklapptem Visier eine ganz ähnliche sprach.

    |73| »Umpf!«, sagte Eugen, und erst dachte ich, das hieße »Nein!«, aber dann stapfte er brav hinter Robert her.
    Als sie an der Hecke vorbeikamen, zwinkerte Robert mir zu, und als sie ein paar Schritte weiter waren, sausten wir los, ich voran und Wuschel hinter mir her. Wir rannten durchs Tor und schlugen uns links vom Weg, der zur Landstraße hinunterführte, in die Büsche. Als wir stehen blieben, hörten wir schon das Pferdegetrappel. Die Raubritter kamen zurück. Im Nu waren sie heran, dann hörten wir auch schon die Donnerstimme:
    »HIMMELDONNERKEIL NOCH MAL, WO IST DER TROTTEL? MACHT DAS TOR ZU!«
    Mit dem Trottel konnte nur der arme Eugen gemeint sein. Der würde Ärger kriegen, das stand fest.
    »RUMS! RUMS!«
    Das Tor war zu. Die großen Raubritter hatten allerdings jemanden vergessen. Wuschel und ich hörten nur erst

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