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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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kämpften mit sich, aber sie sagten nichts. Dafür meldete sich jetzt der verklemmte Eugen.
    »Umpfmumpf!«, dröhnte er und schüttelte die Lanze, dass einem angst und bange werden konnte.
    Aber der gemeine Ritter lächelte nur noch gemeiner.
    Da stand der Hüne Eugen einen Augenblick ganz still, dann hob er die Lanze mit beiden Händen über den Kopf, und als ich schon dachte, jetzt haut er den rappeldürren Ritter zu Brei (okay, viel wär’s nicht geworden), da zerbrach er die schöne Lanze wütend überm Knie.
    »Kracks!«
    |61| »Dafür wären eigentlich zwei Tage extra fällig«, lächelte der gemeine Ritter, »aber wie ich schon sagte: Ich habe heute meinen milden Tag   …«
    Und Robert, wisst ihr, was Robert machte? Robert klappte das Visier hoch und lächelte. Aber nicht gemein wie der rappeldürre Ritter, sondern nur unglaublich blöd. Er lächelte blöd und sagte:
    »Danke, edler Ritter Kraft, wir wissen solchen Edelmut zu schätzen!«
    Wuschel spitzte immer noch die Ohren, das spürte ich, aber er wurde plötzlich stocksteif, das spürte ich auch. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre alles Leben aus ihm gewichen. Aber wahrscheinlich dachte er dasselbe von meiner Hand.
    Nur noch mal zum Mitdenken: Robert ging zwei Tage in den Karzer, und ich steckte mit Wuschel in der Hecke fest. Ihm (Robert jetzt) war das scheinbar egal, sonst hätte er sich ja wohl nicht bei dem gemeinen Ritter Kraft bedankt. Ich wusste mal wieder nicht, was in ihn gefahren war. Ich wusste nur eins: Wenn nicht bald ein Wunder geschah, waren wir verloren.

|62| Das achte Kapitel,
in dem ein Wunder geschieht (Es ist aber auch höchste Zeit!)
    Jetzt wisst ihr’s ja schon: Das Wunder geschah. Und mit Robert fing es an. Das traurige Häuflein, das in den Karzer einrücken sollte, hatte sich gerade in Bewegung gesetzt, da versuchte er’s noch mal bei dem gemeinen Ritter:
    »Verzeihung, edler Ritter Kraft, dürfte ich noch einmal höflichst ums Wort bitten?«, sagte er und klappte das Visier wieder hoch, das ihm bei der tiefen Verbeugung im Gehen runtergeklappt war.
    »Wenn du dich aus dem Karzer rausquasseln willst, vergiss es!«, antwortete der Ritter, der dem Häuflein voranging. Er donnerte jetzt wieder laut und schaute sich dabei nicht mal um.
    »Nein, edler Ritter Kraft, bestimmt nicht, edler Ritter Kraft«, beteuerte Robert. »Ich wollte nur höflichst berichten, dass eine Prinzessin die Landstraße entlangkommen soll.«
    Und jetzt hättet ihr den rappeldürren Ritter sehen sollen. Er blieb stehen, stand stocksteif, ohne sich umzudrehen, und trotzdem sah man, dass er |63| gleich wieder auf hundertachtzig war (wenn Ritter das damals schon waren,
der
sah jedenfalls so aus). Auch das Häuflein hinter ihm war stehen geblieben. Und jetzt donnerte er so leise, wie wahrscheinlich kleine Fische im Aquarium sprechen:
    »Eine Prinzessin   …«
    Dann fuhr er herum und donnerte (laut jetzt):
    »Eine Prinzessin???!!! Weißt du, wann die letzte Prinzessin die Landstraße entlanggekommen ist?! Vor einundzwanzig Jahren!!!«
    Die Wilden Wölfe duckten sich, Eugen mit dem verklemmten Visier und der zerbrochenen Lanze duckte sich, und Wuschel und ich in der Hecke duckten uns auch. Nur Robert duckte sich nicht. Er antwortete dem fuchsteufelswilden Ritter.
    »Vor zweiundzwanzig«, sagte er.
    »WIE???« Der Ritter sah wieder aus, als würde er gleich aus der Halskrause springen.
    »Vor zweiundzwanzig Jahren, edler Ritter Kraft.«
    »JA, HIMMELHARNISCHDONNERKEIL NOCH MAL, BIST DU NOCH GANZ BEI TROST, DU GARTENZWERG???!!! EINUNDZWANZIG, SAG ICH!!!!!!«
    |64| »Zweiundzwanzig«, sagte Robert. »Ich weiß es so genau, weil mein Oheim Roderich der Letzte war   …«
    Und jetzt war es aus. Der rappeldürre Ritter Kraft stemmte die Fäuste in die Seite und holte Luft, sein Kopf schwoll an, dass man es mit der Angst bekam, der dünne Hals könnte ihn gleich nicht mehr tragen, der Ritter wurde rot und dunkelrot, er blies die Backen auf, das Häuflein vor ihm duckte sich immer tiefer, und ich meine, sogar Robert hätte den Kopf ein bisschen zwischen die Schultern gezogen. Gleich ging es los. Gleich würden die schwarzen Wolfecker Mauern wackeln.
    Und dann wackelten sie wirklich. Aber nicht vom Donnerwetter des aufgepumpten Ritters.
    »KUTSCHE VON WESTEN!«, rief es von einem der Wachtürme.
    »ZWEI!«, rief es vom nächsten.
    »NEIN, DREI!« von wieder einem anderen.
    »ICH SEHE WAPPEN AUF DEN TÜREN!«
    »ICH AUCH!«
    »MIT KRÖNCHEN!«
    »UND TRUHEN AUF DEM

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