Der dritte Berg
Eingangstür und will drauÃen so tun, als käme ich gerade erst an.
»Die Geschichte ist eine Hure«, höre ich die unbekannte Stimme noch sagen.
»Was hast du erwartet?« Das ist wieder Schmithausen.
Ich bin drauÃen angekommen und haste die Treppe hinunter. Dann die halbe Strecke zum Gartentor. Ich bleibe stehen, atme durch und gehe mit einem gemütlichen Lächeln wieder auf das Haus zu. Nichts an mir verrät, dass mein Gehirn über ein paar Fragen explodiert.
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»Herr Rai!« Das wirft mir der Unbekannte entgegen, als er in einem offenen Trenchcoat die Treppe herabläuft. Ein groÃer, älterer Mann in einem guten Cordanzug, mit fast kahlem Kopf und einem verbindlichen Lächeln auf den Lippen. Dieser Mann ist angenehm persönlich und dabei hart wie die Schieferplatten, auf denen ich stehe.
»Kanner«, sagt er und streckt mir seine Hand entgegen. »Konrad Kanner. Mein Vater liebte Alliterationen. Sie sind doch Bernard Rai, nicht wahr? Ich bin ein alter Freund des Professors. Kann Ihnen beiden leider nicht Gesellschaft leisten, so sehr ich mir das wünschte.«
Ich will mich von ihm nicht einfach weiterreichen lassen und sage: »Klar. Sie haben ja noch weit, den ganzen langen Weg bis zur Rossauer Kaserne.«
»Sie meinen die Polizeidirektion? Meine Arbeitsstelle befindet sich in der Innenstadt, falls Sie das beruhigt. Und wie, wenn ich fragen darf, kommen Sie auf einen solchen Gedanken?«
»Professor Schmithausen«, gebe ich aufs Geratewohl zurück, »hat mit zweifelhaften Gestalten zu tun gehabt, und jetzt stehe ich hier und ein Mann läuft aus der Tür des Professors, dessen Bewegungen sagen: Bei mir sind Sie sicher.«
»Sie schmeicheln mir, Dr. Rai«, sagt Konrad Kanner mit einem amüsierten Lächeln. Er ist standfest, und er ist gar nicht überrascht von meinen letzten Sätzen. »Aber die Dinge in dieser Welt sind am Ende ja doch meist anders als sie scheinen.«
Er geht an mir vorbei. »Ich hoffe«, sagt er, »es war nicht das letzte Mal, dass wir das Vergnügen hatten!«
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»Sie haben Konrad kennengelernt?«, ruft Xaver Schmithausen aus der Küche hinter dem Salon, als ich abermals durch die Eingangstür trete. »Wie wollen Sie Ihren Kaffee denn? Bin leider allein, meine Haushälterin, eine herrische, furchtbare Person, macht nichts als Ferien.«
»Wir haben uns kurz unterhalten. Schwarz, etwas Zucker, bitte.«
»Ein alter Freund, Konrad«, sagt Schmithausen. »Kindheit in der Steiermark. Und Sie sind früh dran, Bernard.«
Bei diesen Worten schreitet ein grauhaariger Mann in einem Harris-Tweedjacket federnd auf mich zu. Er ist nur mittelgroà und seine Augen springen herum wie kleine, grüne Tierchen. Das kurze Haar, ein spitzes Kinn und die geringfügig nach oben gedrehte Nasenspitze verleihen Schmithausen ein Mausgesicht. Früher war er dicker, und das Gesicht runder. Entweder war er krank, gewinnt seit neuestem Seniorenmarathons oder besucht zwei Mal am Tag zu oft das Wirtshaus an der Ecke.
Xaver Schmithausen sieht jetzt aus, als hätte man ihn angeknipst. Die Freude ist aufrichtig. Mit beiden Händen ergreift er meine hingestreckte Rechte.
»Lange nicht gesehen!«, sagt er und sieht zu mir hoch. »Da wird man gleich wieder jung. Was verschafft mir dieses auÃerordentliche Vergnügen?«
»Horst Dieter Maettgen.«
Schmithausens Miene schwärzt sich in Sekundenbruchteilen ein. »Maettgen?«, sagt er und verschwindet sogleich wieder in der Küche.
Mit Kaffeetassen aus Augartenporzellan kommt er zurück in den Salon. Wir lassen uns nieder und machen uns an den Tassen zu schaffen. Der Kaffee riecht nach einer Brasil-Santos-Röstung, im Vordergrund, gemahlen von einer guten Maschine.
»Man weià nicht, was man davon halten soll«, sagt Schmithausen und gieÃt eifrig Milch in seinen Kaffee. Diese Kaffeeröstung verträgt sich meiner Meinung nach gar nicht mit viel Milch, was einen kurzen Augenblick lang Ekel in mir heraufbeschwört.
» Wo von?«, frage ich.
»Maettgens neues Forschungsgebiet. Ich war dabei, anfangs, dann bin ich ausgestiegen. Daraufhin also: heftiger Streit.«
»Und worum geht es bei diesem Forschungsgebiet ?«
»Botanisches, Pharmazeutisches, Biochemisches; die ganze Palette, schön von A bis Z. Und um Indien, das ist da ein idealer Ort.« Schmithausen trinkt seine
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