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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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rappelte er sich wieder hoch, krallte die Hände in Charitys Gürtel und zerrte mit aller Kraft. Doch die Amöbe ließ nicht los, sondern schlang im Gegenteil zwei weitere Tentakel um Charitys Knöchel und kroch beharrlich näher. »Schieß!« schrie Charity. Ihr Herz machte einen entsetzten Sprung, als sie sah, wie groß das bizarre Geschöpf war: Mindestens drei-, wenn nicht viermal größer als die beiden, die sie gerade erledigt hatten. Und es war nicht allein. Hinter ihm krochen mindestens zwei weitere, wenn auch nicht ganz so riesenhafte Mitglieder der Putzkolonne heran. »Schieß!« schrie Charity noch einmal. »Um Gottes willen, Skudder!« Skudder zögerte einen scheinbar endlosen Augenblick. Wenn er aus dieser Entfernung auf die Biester schoß, dann würde er auch sie möglicherweise schwer verletzen, vielleicht töten. Aber er hatte keine Wahl. Feuerte er nicht, war Charity mit Sicherheit verloren. Skudder schien das wohl endlich zu begreifen, denn er ließ ihre Schultern los, um seine Waffe zu ziehen. Sofort wurde Charity mit brutaler Kraft näher auf die Riesenamöbe zugerissen. Sie sah, wie sich das weiße, halb durchsichtige Fleisch teilte und eine Art zahnloses Maul bildete, in das ihre Füße mit unwiderstehlicher Kraft hineingezogen wurden. Weitere Tentakel schnellten auf sie zu, schlangen sich um ihre Beine und ihre Hüften und krochen an ihrem Körper hinauf. Der Anzug schützte sie vor der ätzenden Berührung, aber die Kraft, die in den fadendünnen Tentakeln wohnte, war grauenerregend. Skudder! Warum schoß er nicht?  »Skudder!« schrie sie. Skudder feuerte immer noch nicht, aber plötzlich hörte sie einen überraschten Laut, gefolgt von einem dumpfen Schlag und einem Geräusch, als stürze ein schwerer Körper zu Boden – und in der nächsten Sekunde wurde die Riesenamöbe von einem unsichtbaren Hammerschlag getroffen und im wahrsten Sinne des Wortes in Stücke gerissen. Der grausame Druck auf Charitys Beine schwand von einem Augenblick auf den anderen. Sie sank mit einem erleichterten Seufzen zurück. Eine riesige Gestalt in einem schwarzen Kampfanzug trat mit einem Schritt über sie hinweg, richtete eine schwere Waffe auf die zweite Amöbe und erschoß sie ebenso wie die dritte. Dann drehte sie sich herum und legte auf Charity an. Aber der Fremde schoß nicht. Seine Waffe war direkt auf Charitys Gesicht gerichtet, und sie sah, daß sein Finger den Abzug beinahe berührt hatte. Doch er würde nicht feuern. Wie schon mehrmals zuvor, als Charity auf diese unheimlichen, schwarzgekleideten Riesen getroffen war, reichte ihr bloßer Anblick aus, um den Fremden zum Erstarren zu bringen. Bisher hatte dieses Zögern immer nur Sekunden gedauert; gerade lange genug, um die Situation zu ihren Gunsten zu entscheiden. Diesmal war es anders. Charity lag hilflos auf dem Rücken, halb gelähmt vor Schmerzen und noch dazu so unglücklich, daß sie mindestens eine Sekunde brauchen würde, um ihre Waffe zu ziehen und abzudrücken. Selbst gegen einen Gegner, der nicht so übernatürlich schnell war wie die schwarzgekleideten Giganten, ein vollkommen aussichtsloses Vorhaben. Die Sekunde verstrich, ohne daß etwas geschah. Die Waffe blieb weiterhin auf Charitys Gesicht gerichtet, aber der Fremde rührte sich nicht. Charity konnte regelrecht spüren, wie sich der Blick der unsichtbaren Augen hinter dem verspiegelten Visier in ihre Augen bohrte. Langsam, unendlich behutsam, um den Fremden nicht durch eine überhastete Bewegung zu einer überhasteten Reaktion zu provozieren, die ihr selbst sehr viel mehr leid tun würde als ihm, drehte Charity sich auf die Seite und versuchte sich in die Höhe zu stemmen, ohne das verletzte Bein übermäßig zu belasten. Der Blick des Fremden folgte jeder ihrer Bewegungen aufmerksam, doch er rührte sich nicht. Allerdings senkte er auch seine Waffe nicht. Charity schaute zu Skudder zurück. Er lag zwei Meter hinter ihr regungslos und mit geschlossenen Augen am Boden. Sein Gesicht war blutüberströmt. Mit klopfendem Herzen beugte Charity sich zu ihm hinunter und fühlte seinen Puls. Skudder lebte. Ob und wie schwer verletzt er war, konnte sie im Moment nicht feststellen. Sie richtete sich wieder auf, drehte sich zu dem Fremden herum und stützte sich mit der linken Hand an der Wand ab, als ihr Knie mit einer neuerlichen Schmerzwelle auf die grobe Behandlung reagierte. Der Fremde starrte sie weiter an. Er rührte sich nicht. »Und jetzt?« fragte

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