Der dritte Schimpanse
muß. Dazu gehören die Eindämmung des Bevölkerungswachstums, die Begrenzung oder besser Abschaffung der Atomwaffen, die Entwicklung friedlicher Methoden zur Beilegung internationaler Konflikte, die Verringerung der Umweltzerstörung und der Erhalt von Arten und natürlichen Lebensräumen. Viele hervorragende Bücher enthalten detaillierte Vorschläge dazu, von denen einige bereits hier und da in die Tat umgesetzt werden; nun kommt es »nur« darauf an, daß daraus der Normalfall wird. Wenn nur alle von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieser Vorschläge überzeugt wären, könnten wir schon morgen mit ihrer Verwirklichung beginnen.
Indessen mangelt es jedoch an dem nötigen politischen Willen. Ihm nachzuhelfen ist eines der Anliegen dieses Buches. Unsere aktuellen Probleme haben tiefe Wurzeln und reichen bis zu unseren Vorfahren im Tierreich zurück. Sie wurden über die Jahrzehntausende, während sich der Mensch ausbreitete und an Macht gewann, immer größer und spitzen sich heute in dramatischer Weise zu. Wohin unser kurzsichtiges Handeln führen muß, zeigen die Erfahrungen von Gesellschaften, die sich vor uns durch Zerstörung der eigenen Rohstoff -basis um die eigene Existenzgrundlage brachten – und das mit vergleichsweise harmloseren technischen Hilfsmitteln. Historiker begründen das Studium von Staaten und Herrschern damit, daß man aus der Vergangenheit lernen könne. Das gilt um so mehr für unsere Stammesgeschichte, weil die aus ihr zu ziehenden Lehren viel einfacher und deutlicher sind.
Angesichts der Breite des Themas können nicht alle Aspekte gleich ausführlich behandelt werden. So werden sicher manche Leser ein nach ihrer Ansicht wichtiges Gebiet vermissen, andere dieses oder jenes Kapitel zu detailliert finden. Ich möchte daher, damit niemand sich getäuscht fühlt, von vornherein deutlich machen, wo meine eigenen Interessenschwerpunkte liegen und wie es zu ihnen kam.
Mein Vater ist Arzt, meine Mutter eine Musikerin mit Sprachbegabung. Immer, wenn ich als Kind nach meinen Berufsplänen gefragt wurde, antwortete ich, ich wolle Arzt werden wie mein Vater. Gegen Ende meiner College-Ausbildung hatte ich mich dann aber entschieden, statt dessen in die medizinische Forschung zu gehen. Also studierte ich Physiologie, das Fach, das ich heute an der University of California Medical School in Los Angeles lehre und in dem ich als Forscher tätig bin.
Außerdem interessiere ich mich jedoch seit dem Alter von sieben Jahren für Vogelkunde. Und glücklicherweise ging ich auf eine Schule, die mir die gründliche Beschäftigung mit Sprachen und Geschichte ermöglichte. Nachdem ich meinen Doktor gemacht hatte, erschien mir die Perspektive, mich fortan nur noch der Physiologie zu widmen, immer bedrückender. Glückliche Umstände verhalfen mir damals zu der Gelegenheit, einen Sommer im Hochland von Neuguinea zu verbringen. Der offizielle Zweck der Reise war die Erforschung des Nistverhaltens neuguineischer Vögel, ein Vorhaben, das innerhalb von Wochen kläglich scheiterte, da ich im Dschungel nicht ein einziges Vogelnest entdecken konnte. Ein voller Erfolg wurde die Reise dennoch, denn ich konnte endlich meinen Abenteuerdurst stillen und in einem der noch wildesten Gebiete der Erde Vögel beobachten. Was ich von der fantastischen Vogelwelt Neuguineas sah, zum Beispiel Lauben- und Paradiesvögel, veranlaßte mich, eine parallele Karriere in Vogelökologie, Evolution und Biogeographie anzustreben. Seit damals bin ich wohl ein dutzendmal nach Neuguinea und auf benachbarte Pazifikinseln zurückgekehrt, um Vogelstudien zu betreiben.
Während meines Aufenthalts in Neuguinea ergab es sich angesichts der immer rascheren Zerstörung der Wälder und der damit verbundenen Bedrohung der Vogelwelt ganz von selbst, daß ich mich für den Artenschutz interessierte und an entsprechenden Maßnahmen beteiligte. Ich konnte meine akademischen Studien mit der praktischen Tätigkeit als Regierungsberater verbinden, indem ich mein Wissen über die räumliche Verteilung bestimmter Tierarten in den Dienst der Planung von Nationalparks stellte und die dafür vorgesehenen Gebiete begutachtete. In einem Land, in dem alle 30 km eine Sprachgrenze verläuft und in dem die Kenntnis der Vogelnamen in jeder der lokalen Sprachen die Voraussetzung ist, um das enorme Wissen der Einheimischen über ihre Vogelwelt anzuzapfen, war auch eine Rücckehr zu meinem früheren
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