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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das Fleisch erreicht hatte. Tsching weinte laut und hatte den Kopf auf die Balken gelegt.
    »Erzählen Sie, Tsching«, sagte Mei ruhig. »Ich bin kein Unmensch, und Sie sind ein Feigling … auf dieser Ebene könnten wir uns treffen. Erzählen Sie …«
    Tsching weinte weiter, biß dann in das Holz des Balkens und hieb mit der Stirn dagegen, bis er sich die Haut aufgeschlagen hatte und Blut über sein Gesicht rann.
    »Die … die Gasinfektion, die gesamte Forschung des Rauschgiftes lag in medizinischen Händen«, sagte er tonlos. »Ich hatte damit nichts zu tun … ich hatte nur die Einsätze vorzubereiten und alles zu koordinieren. Wer für die Morde vorbereitet wurde … ich hatte keine Ahnung. Mich interessieren keine Namen, das war der medizinischen Sektion vorbehalten. Mir wurde nur gemeldet: Sie stehen bereit.«
    Dr. Mei nickte. Jetzt sagte Tsching die Wahrheit. Er dachte an den Mann im grauen Seidenanzug, der aus dem Hinterzimmer der ›Sieben Glückseligkeiten‹ gekommen war und den er wiedererkannt hatte. Vor zwölf Jahren war er eine große medizinische Hoffnung in Kowloon gewesen.
    »Nennen Sie den Namen, Tsching. Wer ist der medizinische Experte Ihrer Organisation?« Dr. Mei tippte gegen Tschings Daumen. Der Gefolterte zuckte zusammen und schrie auf. »Wem untersteht wissenschaftlich das Experiment?«
    »Dr. Wang An-tse …«
    Mei atmete auf. Das war das eine, dachte er. Nun muß das Große kommen: Wer ist der Wahnsinnige, der an eine Herrschaft über die Welt glaubte, wenn es nicht Tsching selbst war?
    »Und die anderen?« fragte Mei.
    »Jeder hatte seinen bestimmten Aufgabenkreis. Sektion, nannten wir es. Die … die ganze Welt war in Sektionen aufgeteilt … später sollte der Hauptsitz der Weltregierung in Paris sein …«
    »Ihr Irren!« sagte Dr. Mei erschüttert. »Oh, ihr Irren …«
    Tsching weinte wieder. Mit seinen Tränen kamen auch die Namen … er nannte zwanzig Sektionsleiter, und Koon Lung-tse schrieb sie mit. Dann schwieg er erschöpft und legte die blutige Stirn wieder auf den Balken.
    »Das war es …« sagte er schwach. »Ich habe nicht gelogen. Auch ich hatte meine Aufträge. Ich habe nur weitergegeben, was man mir gesagt hat …«
    »Und wer ist der große Wahnsinnige im Hintergrund?« fragte Dr. Mei. »Tsching, wenn Sie lügen, brennen Ihnen alle Finger weg …«
    »Ich lüge nicht«, stammelte Tsching. »Mei, Sie können mich vierteilen, ich sage jetzt die Wahrheit …«
    »Wer?«
    Tsching holte tief Atem und sagte dann laut, es war fast ein Schrei:
    »James McLindlay …«
    Dr. Mei fiel auf die Bank, als habe man ihm die Beine weggeschlagen.

15
    Die Idee, einmal geboren, setzte sich bei Dr. Merker fest. Es war unmöglich, sie ihm auszureden. Selbst Yang schaffte es nicht.
    »Es geht ganz allein um unser Dschunkenhospital!« sagte er immer wieder. »Dafür bin ich bereit, mit dem Hut in der Hand herumzugehen! Warum soll ich nicht da anfangen, wo das Geld wirklich im Überfluß vorhanden ist?«
    »Ich mag ihn nicht!« sagte Yang verschlossen. »Ich will auf keinen Fall, daß er weiß, wo wir leben.«
    »Das ist auch nicht nötig.«
    »Er wird dir doch keinen Cent geben, wenn er nicht weiß, wofür! Ein Dschunkenhospital, damit ist für ihn alles klar.«
    »Warum sollen wir vor ihm Geheimnisse haben? Gerade vor ihm?«
    »Man wollte mich in seinem Haus erschießen.«
    »Aber doch nicht er!«
    »Genügt es nicht, daß es in seiner Umgebung geschah? Was sagt Mei zu deinem Plan?«
    »Wenig. Nur, wir haben kein Geld mehr! Und auch deine Dollars reichen nicht.«
    »Ich werde mein Schiff verkaufen, Fritz.«
    »Auf gar keinen Fall! Wo willst du leben?«
    »Für uns reicht eine kleine Kammer an Deck deiner Hospitaldschunke. Wozu dieser ganze Luxus hier? Unser Luxus werden die armen Kranken sein, die du heilst. Werden die Menschen sein, die dank deiner Kunst weiterleben können. In drei Monaten werden die Arbeiter die Dschunke umgebaut haben. Muß alles denn sofort perfekt sein, alles vollkommen sein, wenn du dein schwimmendes Hospital eröffnest? Wie sagt ihr Christen? Gott erschuf die Welt in sechs Tagen … denk einmal darüber nach. Warum erschuf er, der große Gott, die Welt nicht mit einem Fingerschnippen? Ich befehle: Welt, sei da! Nein, er brauchte eine ganze Woche harte Arbeit … als Gott! Und du als Mensch? Willst es so schnell schaffen? Sechs Tage Gottesarbeit – das sind für dich sechs Jahre, sechzig Jahre, wenn du so vermessen sein solltest, dich damit zu messen! Er in sechs

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