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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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krampfhaft zu zucken.
    »Mein Freund.« Dr. Mei lächelte verbindlich. »Er wohnt und forscht bei mir. Seit Wochen ist er verschwunden … er ist mein Gast!«
    »Bluff!« sagte Tsching laut. »Ein ganz billiger Bluff! Sie werten für sich nur aus, was in den Zeitungen steht!«
    »Sie werden morgen Dr. Merker sehen und sprechen.«
    »Morgen?« Tschings Kopf fuhr vor. »Sie wollen mich hier wirklich festhalten?« schrie er.
    »Hier nicht.« Dr. Mei nahm wieder einen Schluck aus der Taschenflasche. »Wir werden Sie zurück nach Yau Ma Tei bringen und dort ein Gericht zusammenrufen.«
    »Sie sind ja wahnsinnig!« brüllte Tsching.
    »Ich mißtraue den Gerichten an Land.« Dr. Mei schüttelte den Kopf. »Die Milliarden des Herrn Tsching können auch das Recht mit einer goldenen Mauer umgeben. Drohungen und Angst haben schon manches Richtergehirn umschattet. Halten wir es wie unsere Ahnen: Ein ganzes Dorf hält Gericht.«
    »Fünf Millionen!« sagte Tsching heiser.
    »Kein Reichtum der Welt kann diese Sühne abgelten.«
    »Zehn Millionen!«
    »Jedes Stückchen Haut, das ich Ihnen abziehen kann, ist mehr wert …«
    »Ich weiß von nichts!« brüllte Tsching. Die Angst war in ihm hochgekrochen und beherrschte ihn jetzt. »Dr. Mei, ich schwöre Ihnen: Ich weiß von nichts. Ich habe mit dem Gas nichts zu tun …«
    »Sehen Sie, das ist schon ein Fortschritt. Sie bestätigen, daß es ein Gas ist! Genau das hat Dr. Merker auch gefunden.«
    »Ich habe niemanden getötet!«
    »Die großen Mörder töten nie selbst – sie lassen töten! In dieser Hinsicht sind Sie bereits ein großer Politiker. Sie befehlen den Tod … für das rein Handwerkliche gibt es Lakaien genug.«
    »Dr. Mei … ich bitte Sie, mir zu glauben: Ich handelte nur im Auftrag! Ich gebe mein Vermögen hin, wenn ich Ihnen beweisen darf …«
    »Ihr verdammtes Geld!« Dr. Mei winkte bitter ab. »Jeder Mord war Ihr Befehl. Ihre Stimme allein war die Macht! Was auch immer mit diesem teuflischen Gas geschah … es war Ihr Wille! Wieviel hundert oder tausend junge Menschen haben Sie verseucht? Waren für Sie nur Versuchstiere, an denen man die Wirkung des neuen Giftes ausprobierte und die Dosierungen festlegte. Sie gaben die Anweisungen!«
    »Nein! Ich habe nichts, gar nichts damit zu tun!« Tschings Augen weiteten sich. Koon Lung-tse brachte ein Gestell in die Halle und baute es vor ihm auf. Es war ein Doppelbalken mit massiven Scharnieren und Schlössern, in die man zwei Rundungen geschnitten hatte und in die genau ein Handgelenk hineinpaßte. Schloß man die Balken um die Handgelenke, lagen sie wie in einem Schraubstock. Die Hände waren vom Körper wie getrennt.
    Mit diesem Gestell trug ein Mann einen eisernen Kessel mit glühenden Holzkohlen herein und stellte ihn neben Tsching. Dünne, zugespitzte Bambusstäbchen lagen in einer Lackschüssel.
    Tschings fettes Gesicht schien zu zerfließen. Die Augen traten froschähnlich hervor.
    »Ich entferne mich jetzt«, sagte Dr. Mei höflich und verbeugte sich. »Koon Lung-tse ist ein gramgebeugter Vater, dessen Tochter an Land verschwunden ist. Er wird Sie fragen, Tsching, wo sie hingegangen sein könnte. Koon ist ein Traditionalist und wird Sie nach alter Weise fragen …«
    »Mei! Das können Sie nicht tun!« brüllte Tsching. »Hören Sie mich an …«
    »Ihre Fingerspitzen werden nie mehr über den glatten warmen Körper von Lora streicheln. Tsching, Sie kennen die Prozedur. Sie ist noch verhältnismäßig harmlos gegenüber dem, was uns unsere Ahnen an Verhörmethoden hinterlassen haben.«
    »Sie werden es nicht tun!« schrie Tsching. »Mei, Sie werden es nicht tun … Das ist unmenschlich!«
    »War Herr Tschao noch ein Mensch?«
    »Ich hatte auch meine Befehle!« Tsching heulte auf. Drei Männer befreiten ihn von seinen Fesseln und schlossen die Balken so schnell über seinen Handgelenken, daß er keine Zeit zur Gegenwehr hatte. Das Kohlebecken wurde herangeschoben, das erste Bambusstäbchen wurde entzündet. Die Spitze des Spans zeigte auf den Daumen der linken Hand. Tsching lag auf den Knien und wimmerte.
    »Ich nenne Namen …« schrie er, als die Spitze des Bambus in seinen Daumen fuhr, in das empfindliche Fleisch unter dem Nagel. »Mei, ich flehe Sie an … ich habe auch nur Befehle ausgeführt …«
    Das Stäbchen in der Fingerkuppe brannte langsam ab. Tschings massiger Körper schüttelte sich wie im Krampf, Schweiß rann an ihm herunter, als löse er sich in Wasser auf. Dr. Mei kniff die Flamme ab, bevor sie

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