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Der Dschunken Doktor

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Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sondern wurde von einem kleinen Motorboot in Schlepp genommen und aus dem Taifunschutzhafen hinausgezogen. Die Fahrt ging hinüber in Richtung der Stonecutters Insel, und hier, auf dem freien Wasser, lag träge eine der großen Fährdschunken, die vor allem die Chinesen von Kowloon nach Stonecutters oder dem Tsing Yi Island bringen. Der Kapitän war Koon Lung-tse. Er stand an Deck, als sein Beiboot den kleinen Sampan anschleppte, und ließ einen Kranhaken herunter, mit dem er den Sack an Bord kurbelte.
    Dort schälte man Tsching aus der Jute, band ihm Hände und Füße und schleifte ihn in die offene hölzerne Halle, in der tagsüber Hunderte von Fährgästen über das Meer fuhren. Koon Lung-tse konnte nicht widerstehen, auch wenn es keinen Sinn ergab: Er trat Tsching mit aller Wucht in die Seite und war erfreut, daß der Dicke aufstöhnte. Er spürte es also … die Narkose ließ nach.
    Nach wenigen Minuten schlug Tsching die Augen auf. Sein Blick fiel auf Koon und erstarrte. Sein Mund klappte auf, ein Zittern lief durch seinen Körper. Koon beugte sich zu ihm hinunter. Ihre Augen waren so nahe beieinander, als wollten sie verschmelzen.
    »So siehst du also aus«, sagte Koon dumpf. »An so etwas habe ich meine Tochter verloren …«
    Und plötzlich weinte er.
    Tsching Hao-jih zog den Kopf tief zwischen die fetten Schultern und sah sich blitzschnell um. Ein Rattenblick war es … wo ist ein Loch, wo ist ein Ausschlupf, wie entkomme ich aus dieser Halle? Aber was er mit einem Rundblick erkannte, war für ihn trostlos. Er lag auf Deck einer hohen und rundbäuchigen Dschunke, war an Händen und Füßen gefesselt, von mindestens zehn Männern umstanden, das Ufer war weit, ringsum freies Meer. Die einzige Hoffnung war noch das Reden, waren Verhandlungen, Angebote.
    Übelkeit, die Nachwirkung der Chloroformbetäubung, würgte in seinem Magen. Er nahm den Kopf etwas zurück und sah Koon Lung-tse flehend an.
    »Etwas Wasser, bitte …« sagte er schwach.
    »Verrecke!« antwortete Koon laut.
    »Mir ist übel …«
    »Das wird das Geringste sein.«
    Tsching schloß die Augen. Ganz ruhig, dachte er. Bleib ganz ruhig. Sie wollen nur Geld. Wie oft habe ich das befürchtet! Ich werde ihnen alles versprechen, sie werden ihre Millionen bekommen. Aber dann werden sie gnadenlos gejagt, nicht von der lahmen Polizei, sondern von meinen eigenen Kommandos. Nennt nur eure Summe … ich sage zu allem ja.
    »Hier liegt ein Irrtum vor«, sagte Tsching nach einigen tiefen Atemzügen. Die Übelkeit ließ in der frischen Seeluft nach. »Eine Verwechslung.«
    »Wohl kaum!« Koon betrachtete die Fettmasse wie eine ekelhafte Qualle. »Wenn der ehrwürdige Herr Mei dich anliefert, bist du der richtige.«
    »Ich bin Tsching Hao-jih!« sagte Tsching laut.
    Koon lachte und gab ihm noch einen Tritt in die Seite. »Der große Herr Tsching? Warum nicht gar ein Kaiser?«
    »Ich bin Tsching!« sagte der Dicke.
    »Der reiche Mann?«
    »Ja!« Tsching hob den Kopf. »Ich behaupte ja: Hier hat es einen Irrtum gegeben!«
    »Warten wir es ab!« Koon trat zurück. Der Name Tsching hatte einen magischen Klang. Es gab nur eine Handvoll Männer, die Hongkong heimlich regierten, und darunter war Tsching Hao-jih, der ›Schöne Tag‹. Unmöglich, daß Dr. Mei diesen Ehrwürdigen in einem Sack zur Dschunke bringen ließ.
    Nach einer halben Stunde, in der Tsching versuchte, zu erklären, daß eine Million Dollar von allen Sorgen befreit und ein Versehen damit gut bezahlt ist, traf Dr. Mei bei Koon Lung-tse ein. Mühsam kletterte er an Bord, drückte Koon die Hand und fragte sofort:
    »Wo ist er?«
    »Dort!« Koon zeigte auf die Passagierhalle. »Er redet und redet, und er redet überzeugend. Er behauptet sogar, der große Tsching zu sein.«
    »Das ist er!« antwortete Dr. Mei trocken.
    Koon erstarrte. »Das … das wird gefährlich …« stotterte er. »Sie haben Tsching entführt … und ich dachte, er sei der heimliche Mörder unserer Kinder.«
    »Du wirst dich wundern, Koon!« Dr. Mei zog seine Jacke aus. Ihm war glutheiß vor innerer Erregung. »Was wir auch hören, wir wollen gerecht sein!«
    Tsching sah ihnen mit einer lauernden Bereitschaft entgegen, als sie die offene Holzhalle betraten. Hatte er den kleinen Dicken nicht schon einmal gesehen? Eine Erinnerung aus den Augenwinkeln … aber wo?
    »Ich bin Dr. Mei«, sagte Mei Ta-kung und verbeugte sich höflich. »Mein Name sagt Ihnen nichts?«
    »Nein!« Tsching schöpfte Hoffnung. Nun wird sich schnell der Irrtum

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