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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tagen die Welt … du in sechs Jahren eine Dschunke als Hospital – das wäre schon ein kleines Wunder.«
    »Wenn ich behandeln will, muß ich die nötigsten Geräte haben! Wenn ich operieren will, muß ich die Grundausstattung für einen OP haben! Was nutzt sonst das ganze Hospital?«
    »Du hast mir mal von einem Mann erzählt, der Albert Schweitzer hieß. Wie hat er im Urwald angefangen?«
    »Ich gebe mich geschlagen«, sagte Dr. Merker müde. »Aber ich habe dir auch gesagt, daß ich kein Albert Schweitzer bin. Ich bin ein durchschnittlicher, moderner Arzt, abhängig von Geräten wie EKG und Röntgen. Ich bin kein Rucksackmediziner …«
    »Du bist Wei Kang-teh, der Dschunkendoktor von Yau Ma Tei. Du wirst uns die erste eigene Hospitaldschunke schenken und den Wasserchinesen damit ein neues Stück eigener Freiheit geben. Und nach und nach wird dein Werk wachsen bis zu der Vollkommenheit, die du schon heute haben willst. Fritz, wir haben doch Zeit! Wie lang ist ein Jahr.«
    »Verdammt kurz für einen Patienten, der etwa ein Empyem hat, das ich mangels Hilfsmittel nicht erkenne. Er überlebt das Jahr nämlich nicht!«
    »Du bist nicht Gott!«
    »Aber ich könnte ein Arzt sein, der mehr und besser hilft, wenn er nicht von dem verdammten Geld – verflucht noch mal – abhängig wäre. Nur zweihunderttausend Dollar, und ich hätte eine Klinik hier auf dem Wasser, die wirklich funktionsfähig wäre.«
    »Und was ist sie jetzt?«
    »Fünfzig Prozent Glaube an das Gesundwerden.«
    »Soviel Prozent Überlebenschance hatten die Leute auf den Dschunken noch nie!« Yang faltete die Hände vor der Brust. »Wei Kang-teh, du wirst einmal in den Sagen der Wasserchinesen unsterblich sein.«
    Mit Yang war also nicht darüber zu diskutieren, doch die Idee ließ Merker trotzdem keine Ruhe mehr. Er nahm sich vor, alles noch einmal mit Dr. Mei durchzusprechen, wenn der am nächsten Morgen nach seiner nächtlichen Bordellwarterei wieder ansprechbar sein würde.
    Am Morgen, als Merker zur Doktordschunke gefahren wurde, standen zwar wie immer die Patienten geduldig auf Deck und verneigten sich tief vor ihm, als er an Bord kletterte; aber Dr. Meis Lager war leer. Merker fragte die Kranken, die an Deck übernachtet hatten, um am Morgen gleich dranzukommen. Nein, Dr. Mei war nicht zurückgekommen. Er war gestern abend weggerudert worden … mehr wußten sie nicht.
    Jetzt ist er völlig versackt, dachte Dr. Merker wütend. Dieser Blödsinn mit der blinden Liang und ihrer Stimmenerkennung! Wir brechen das jetzt ab, mein lieber Mei … das unkontrollierte Saufen hört auf!
    An diesem Morgen rief der Chef der Kowlooner Polizei dringend nach Kommissar Ting Tse-tung. Da Ting nach der Sprengung seines Hauses im Präsidium schlief, war er schnell zur Stelle. Verwundert sah er vor dem Chef zwei sehr verstörte Männer sitzen: Einen chinesischen Chauffeur und einen stämmigen Mann, der wie ein Mongole aussah. Auch der Polizeichef war nicht ganz fröhlich. Mit sorgenvollem Gesicht sah er Ting entgegen.
    »Ting, ich habe mich eingeschaltet, weil es geradezu ungeheuerlich ist«, sagte er. »Als mir Kommissar Tschou die beiden Männer beschrieb, habe ich sofort gesagt: Herauf zu mir, ich kümmere mich selbst darum. Wenn das zutrifft, was ich hier höre, ist das kein Fall für Tschou, sondern für Sie!« Der Chef holte tief Luft. »Tsching ist verschwunden!«
    »Welcher Tsching?« fragte Ting verblüfft.
    »Tsching Hao-jih!«
    »Das wäre allerdings ein großer Brocken.« Ting sah die beiden zerknirschten Männer an. »Wann und wieso?«
    »Das sind sein Chauffeur und sein Leibwächter.« Der Polizeichef lächelte gequält. »Hören Sie sich mal an, was die erzählen.«
    Nach wenigen Minuten konnte sich Ting ein Bild machen: Tsching war, wie schon öfter, in das Bordell von Madame Yo gefahren, hatte seinen Wagen zwei Straßen weiter parken lassen, war aber nicht wie üblich nach zwei Stunden zurückgekommen, sondern überhaupt nicht. Chauffeur und Leibwächter hatten geduldig bis zum Morgen gewartet, zunächst Witze über Tsching und das Hürchen gemacht, das ihn so sehr beschäftigte. Aber sie wurden immer kleinlauter, je höher die Sonne stieg. Schließlich raffte sich der Mongole auf, marschierte zu Madame Yos Etablissement, klingelte Sturm, bis eine verschlafene Dame an ein Fenster kam, die ihn erst ordinär beschimpfte und ihm riet, sich selbst zu befriedigen, aber dann doch sehr munter wurde, als der Mongole nach Tsching Hao-jih schrie. Es stellte

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