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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rückstände auf. Es ist nicht nachweisbar, nicht toxikologisch. Es lagert sich nicht in den Zellen ab, nicht im Gewebe, nicht im Blut … und doch zerstört es die Leber völlig! Paralysiert das Opfer. Macht es zu einer grinsenden Marionette.
    Auch die aus dem asiatischen Raum stammende Hypnose mit Fernlenkung kam nicht in Frage. Sie vernichtet keine Leber. Das tödliche Zusammenspiel zwischen Gehirn und Leber war es, was Dr. Merker ahnen ließ, daß hier eine noch unbekannte B-Waffe erprobt wurde.
    Am frühen Morgen stellte Merker die Apparate ab. Er war so übermüdet, daß er trotz extremster Vergrößerung alles nur noch verschwommen sah. Entdeckt hatte er nichts – das war zu erwarten gewesen. Wenn sein Verdacht stimmte, daß es sich um ein gasförmiges Präparat handelte, dann war es das teuflischste Vernichtungsmittel, das man je entwickelt hatte; grauenhafter noch als die Atombombe oder die sogenannte saubere Bombe, die nur Menschen vernichtet und das Material schont. Hier explodierte nichts, hier sah man keine Feuerpilze. – Unsichtbar, lautlos schlich der Tod sich in den Körper.
    Dr. Wang An-tse war über die Abfuhr durch Ting Tse-tung zutiefst beleidigt. So war er noch nie behandelt worden. Er deutete eine Beschwerde beim Polizeichef an und sagte nach einer erregten Diskussion: »Ich werde im Nachtdienstkasino warten! Falls mein Freund Dr. Merker mich braucht, ich bin dort zu erreichen. Sie müssen verstehen, daß ich ein persönliches Interesse an diesen Forschungen habe, denn ich bin daran gescheitert! Was Kollege Merker da macht, geht mich also auch an. Ich gestehe meine Niederlage ein und bewundere den Kollegen, der anscheinend erfolgreicher ist. Aber wem sage ich das? Auf Verständnis kann ich bei Ihnen ja doch nicht hoffen.«
    Er sah Ting voller Verachtung an, wandte sich ab und fuhr mit dem Lift in das Nachtkasino. Kommissar Ting stülpte die Unterlippe vor.
    »So ein feiner Pinkel!« knurrte er. »Wie naß muß ihm die Hose sein, wenn er zugibt, versagt zu haben.«
    Man muß Dr. Wang bewundern oder vielmehr sein Informationssystem. Er stand auf dem Flur zu Dr. Merkers Privatzimmer, als Merker in Begleitung von Ting völlig erschöpft den Lift verließ.
    »Der übertrifft an Anhänglichkeit sogar eine Filzlaus!« knurrte Ting böse. »Doktol Melkel, kein Kommentar! Oder besser: Sagen Sie ihm, sie hätten das Rätsel geknackt.«
    »Ich lüge nicht!«
    »Dann tu ich es! Wehe, wenn Sie dementieren!«
    Dr. Wang schien im Kasino geschlafen zu haben; er war jedenfalls erstaunlich munter. Er kam Merker mit ausgebreiteten Armen entgegen, sein Gesicht glänzte vor Freude.
    »Mein lieber Freund!« rief er geradezu begeistert. »Ich habe Sie vermißt! Seitdem ich vor dieser Krankheit kapitulieren mußte, habe ich mit Ihnen gezittert. Wo waren Sie in den vergangenen Tagen? Ich habe mehrmals angerufen …« Er drückte Merker die Hand und sah ihn dann betroffen an. »Sie sehen wie zerstört aus! So wirkt kein Sieger …«
    »Er ist einer«, sagte Ting trocken.
    Dr. Wang zog die Schultern hoch. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Diese Nacht hat uns einen großen Schritt weitergebracht. Doktol Melkel hat die richtige Spur. Er hat im Hirn Rückstände gefunden.«
    »Nicht möglich!« Dr. Wang schlug die Hände zusammen. »Sie sind ein Genie, mein lieber Freund.«
    »Nein, ich falle um vor Müdigkeit. Darf ich jetzt zwei Stunden schlafen?« Dr. Merker schloß seine Zimmertür auf. Aber Ting öffnete sie und trat zuerst ein. Als erstes stellte er das Radio laut. Dr. Wang starrte ihn verständnislos an.
    »Muß das sein, Mr. Ting?«
    »Ich bin ein Musiknarr! Ich vermisse die Musik sehr, seitdem man mein Haus in die Luft gesprengt hat. Wissen Sie, Dr. Wang, ich hatte zweitausend klassische Platten, darunter seltene Aufnahmen von Toscanini und Stokowski. Kennen Sie Toscanini?«
    »Nein!« Dr. Wang wirkte wieder wie ein spuckendes Lama. »Kennen Sie Hick?«
    »Ja, wenn ich den Schluckauf habe …«
    »Er meint den Frauenarzt Hick, der bei einer Extremlage des Fötus die Hicksche Wendung eingeführt hat.« Dr. Merker warf sich auf sein Bett und schloß die Augen. »Es wäre hervorragend, wenn ihr mich jetzt alle allein ließet.«
    »Bewilligt!« Ting grinste. »Aber Sie bekommen eine Wache vor die Türe. Sie sind mir zu wertvoll, um geklaut zu werden.« Und ganz laut fügte er hinzu: »Jetzt, wo Sie wissen, wie man die Täterinnen umgebracht hat …«
    Er drängte Dr. Wang aus dem Zimmer, schloß die Tür, blieb aber

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