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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sehe mir den Puff einmal an.«
    »Du willst an Land gehen? Allein?«
    »Ich nehme mir eine unsichtbare Leibwache mit.« Dr. Mei rieb sich die dicken Hände. »Wenn ich drüben ans Ufer steige, wartet schon eine halbe Kompanie Freunde auf mich. Außerdem will ich in der Apotheke des Ocean Terminal einkaufen und die Apotheker wahnsinnig machen. Ich habe bis jetzt 980 Dollar zusammen.«
    »Und wieviel brauchst du?«
    »Für die Erstausstattung mindestens 3.000 Dollar.«
    »Fünfhundert bekommst du von mir.«
    »Den Rest wird Yang bringen. Lobet alle Gott! Der Betrieb beginnt vernünftig zu werden!«
    »Mir gefällt nicht, daß du heute abend an Land gehst«, sagte Dr. Merker nachdenklich.
    »Mir auch nicht. Aber es muß sein.«
    »Dein Alleingang wird eine Katastrophe werden.«
    »Aha! Bin ich ein Idiot?«
    »Ja.«
    »Man dankt!« Beleidigt zog sich Dr. Mei zum Instrumentenschrank zurück und setzte sich auf einen kleinen Stuhl. Unter seiner Fülle verschwand er völlig. »Und warum, wenn ich darum bitten darf?«
    »Was willst du bei Madame Yo sagen, warum du in ein Bordell kommst, aber nicht aufs Bett willst?!«
    »Ich gehe doch nicht mit aufs Zimmer«, sagte Mei, tief verletzt. »Ich bleibe an der Bar hocken und beobachte Liang, die Blumen verkauft. Sie erkennt jeden an der Stimme, und sie wird mir ein Zeichen geben, wenn eine interessante Stimme darunter ist. Den Burschen sehe ich mir an. Liang ist blind und damit für alle gefahrlos, ich bin dick und besoffen und ebenso harmlos. Das ist unsere Tarnkappe.«
    »Und wenn nun heute keiner der Erwarteten da ist?«
    »Was macht das? Ich werde mich zum Stammgast bei Madame Yo entwickeln. Der harmlose alte Fettkloß mit dem langen Schluck! Außerdem wird Liang sofort vom Quai anrufen, wenn sie eine bekannte Stimme entdeckt hat. Auch das habe ich bereits organisiert.«
    »Ich sehe, der alte Dr. Mei kommt wieder …«
    »Nie mehr. Der neue Dschunkendoktor heißt Merker. Das kann allerdings kein Chinese aussprechen. Sie werden dir bestimmt einen anderen Namen geben. Ich schlage vor: Wei Kang-teh.«
    »Was heißt das?« fragte Merker mißtrauisch.
    »Herr Wei, die militärische Tugend …«
    »Paßt nicht. Ich bin gegen Uniformen allergisch.«
    »Dieser Name ist eine große Ehre. Wei … das ist eine Dynastie unter den Namen. Und Kang-teh ist mit das höchste, was ein Mann sein kann!« Dr. Mei seufzte. »Ich selbst werde nur noch eine Spinne sein, die ihre Netze auslegt. Fangen wir an?«
    »Ja.« Dr. Merker setzte sich wieder hinter seinen Tisch. Mei ging zur Treppe, wo die Kranken geduldig in Dreierreihen warteten.
    Er steckte die Finger in den Mund und ließ einen schrillen Pfiff los. Die Patienten setzten sich in Bewegung, die Menschenschlange schob sich die Treppe nach unten in den Behandlungsraum.
    »Der neue Doktor heißt Wei Kang-teh!« schrie Dr. Mei über die Köpfe hinweg. »Damit gehört er jetzt ganz zu uns.«
    Der Lampionball bei James McLindlay wurde als das gesellschaftliche Ereignis der Saison betrachtet. Man kannte die Feste von McLindlay, sie waren berühmt wegen ihres Essens, ihrer Show-Überraschungen und wegen der Ansammlung schöner Frauen, die man in einer solchen Fülle sonst nie zu sehen bekommt. Wer einen Ball bei McLindlay besuchte, mußte glauben, daß es auf der Erde nur wunderhübsche Menschen gibt.
    Der einzige, der diesen Eindruck störte, war der Tigerwärter. In weißer Uniform stand er am Eingang des Schlosses, der dem Himmelstor von Peking glich, und nahm mit seinen Handhaken aus Edelstahl die Büttenkarten der Einladungen ab.
    Es war ein kleines Beispiel von McLindlays schwarzem Humor. Eine Märchenwelt und ein handloser Diener.
    Seit einer Stunde fuhren die Gäste vor, im Cadillac, im Bentley, im Jaguar, im Mercedes und im Rolls-Royce. Ferrari und Maserati fehlten auch nicht. Der einzige, der aus dem Rahmen fiel, war der Seidenblumenfabrikant und Feuerwerkskörperexporteur Tsching Hao-jih: er fuhr in einem Monteverdi-Geländewagen vor. Der sah im Vergleich mit einem Rolls-Royce sehr ärmlich aus, aber jeder in Hongkong wußte, daß der Wagen rundherum schußsicher war. Ein Luxuspanzer. Der Preis dieser rollenden Festung war kaum zu schätzen. Es wurde behauptet, daß vorn und hinten sogar je ein Maschinengewehr eingebaut sei, die auf Knopfdruck herausfuhren und ein mörderisches Streufeuer verschossen.
    Selbstverständlich war außerhalb von McLindlays Schloß die Polizei aufgefahren und fotografierte mit Infrarotkameras jeden Wagen, der

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