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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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worden war.
    Betroffen, mit gerunzelter Stirn, las Dr. Wang immer wieder den Text unter dem Foto. Seine verletzte Ehre fühlte sich wie ein heißer Schmerz in seiner Brust an. Er mußte Dr. Merker treffen! Aber Merker war nicht mehr greifbar … er hatte irgendwann, ungesehen, das Hospital verlassen und war wieder untergetaucht.
    Wo lebte er? Wer half ihm? Was tat er?
    Auch James McLindlay betrachtete mit Interesse das Foto seines Freundes Fritz und zeigte es Betty Harpers beim gemeinsamen Frühstück auf der Marmorterrasse am Pool. Betty köpfte gerade ein Ei und sagte anerkennend:
    »Ich wußte immer, daß Fritz ein Genie ist. Daß er so schnell Erfolg hat, ist eine Sensation. Wo ist das Salz, Schatz?«
    McLindlay reichte ihr einen Streuer aus einer wertvollen Elfenbeinschnitzerei und faltete die Zeitung zusammen. »Er ist ja morgen bei uns beim Lampionball. Ich werde ihn fragen. Wenn er mir ausweicht, überlasse ich ihn dir.«
    »Wie weit darf ich gehen?« fragte sie nüchtern und löffelte ihr Ei. In ihrem durchsichtigen fliederfarbenen Negligé sah sie hinreißend aus. McLindlay betrachtete sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Ich liebe sie, das ist merkwürdig, dachte er. Ich habe sie mir als Spielzeug zugelegt, und jetzt hänge ich an ihr. Das ist ein völlig fremdes Gefühl, sie in den Armen von Fritz Merker zu sehen.
    »Ich teile nicht!« sagte er hart.
    »Warum interessieren dich eigentlich Merkers Forschungen? Sie haben mit Seide, Banken, Aktien, Schiffen und Öl nichts zu tun.«
    »Das überblickst du nicht, mein Liebling«, sagte McLindlay fast väterlich. »Wenn Fritz irgendeine medizinische Entdeckung gemacht hat, vielleicht ein Gegenmittel gegen irgendeine Krankheit, dann könnte man das industriell auswerten. Warum soll ich in Hongkong nicht auch einen pharmazeutischen Konzern aufbauen? Man kann mit einem Mittel Millionen machen. Denk nur an Aspirin oder Penicillin oder das synthetische Insulin! Es gibt Medikamente, die das Leben von Millionen bestimmen.«
    »Hast du nicht Geld genug?« fragte sie und biß in einen Cracker.
    »Hat man je genug? Für mich ist Reichtum eine Droge.« McLindlay blickte über seinen weiten Park und über das riesige Panorama von Kowloon und der Inselwelt im Meer. »Und Neues, Großes reizt mich immer wieder …«
    »Du glaubst, daß Fritz morgen kommt?«
    »Er hat zugesagt, Liebling. Sei nett zu ihm. Laß ihn ruhig mal dranfassen …« Er lachte kurz und trocken. »Das nimmt mir nichts weg!«
    »Um so mehr Zeit hast du für Yang. Du hast sie doch eingeladen …«
    »Sie wird singen. Sie ist nicht Gast – sie tritt bei mir auf!«
    »Hast du es noch immer nicht aufgegeben, sie auf dein seidenes Rundbett tragen zu wollen?«
    »Eifersüchtig?«
    »Nein. Mitleid! Du machst dich zum Clown, mein Schatz. Sie wird dir wieder mit dem Bambusfächer ins Gesicht schlagen. Was ist an dieser Frau anders als bei allen Frauen?«
    »Das verstehst du nicht!« sagte McLindlay abweisend. Er stand auf und steckte die Zeitung in die Hosentasche. »Es geht hier nicht mehr ums Bett …«
    »Ich weiß.« Betty Harpers goß sich neuen Tee ein. »Sie ist bisher der einzige Mensch, der zu dir nein gesagt hat. In deiner Umgebung gibt es kein Nein … und wenn es einer ausspricht, dann nur du!«
    »So ist es!« sagte McLindlay, beugte sich über Betty, küßte ihren Nacken und streichelte kurz ihre Brust. »Guten Morgen.«
    Er ging.
    Bevor Dr. Merker am nächsten Morgen die Praxis wieder eröffnete und sich auf einen anstrengenden Tag einrichtete, kam Dr. Mei aus seinem verwahrlosten Zimmer, zog seinen alten, weißen, endlich wieder gewaschenen Arztkittel an und setzte sich auf den Rand der Untersuchungsliege.
    »Es wird sich nicht vermeiden lassen«, sagte er und kratzte sich den dicken, runden Schädel. »Heute abend gehe ich in einen Puff!«
    Diese Mitteilung ließ Dr. Merker zusammenzucken. Er starrte Dr. Mei entgeistert an. Der alte Arzt grinste breit.
    »Deine Gesundung macht ja Riesenfortschritte«, sagte Merker sarkastisch.
    »Die exklusive Hure heißt Madame Yo.«
    »Den Namen habe ich schon mal gehört.« Merker setzte sich hinter den Schreibtisch, öffnete den Karteikasten und legte neue Karteikarten zurecht. Da Yang nicht gekommen war, mußte er auch die Schreibarbeit übernehmen.
    »Richtig. Von Liang! Das sollte deinen Verdacht zerstören, daß ich als Potenzprotz bei Madame Yo auftauche und sie erschrecke. – Liang hat bei Madame Yo vielleicht den Mörder von Li Han-hing gehört. Ich

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