Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Eukalyptusbaum gesprächiger sein.
Jack erhob sich ebenfalls. »Wenn du möchtest.« Es klang wenig begeistert, Abbey war enttäuscht.
Sie verließen das Haus und gingen an Alfie vorbei, der bei der Kutsche wartete. Jack streifte ihn mit einem finsteren Blick. Als sie die Bank unter dem Baum mit seinem ausladenden Geäst erreicht hatten, war die Spannung zwischen ihnen fast greifbar geworden.
Abbey setzte sich. »Ich habe die Monster Mine verkauft.«
»Tatsächlich?« Jack nahm neben ihr Platz, hielt aber Abstand. »Und an wen?« Er hatte sich schon gedacht, dass sie die Mine verkaufen würde. Es war das einzig Vernünftige. Hätte sie sie behalten, wäre sie immerzu an das Unglück erinnert worden, das ihren Vater das Leben gekostet hatte.
»An die Minenarbeiter.«
Jack machte ein verblüfftes Gesicht. »Die Arbeiter haben sie gekauft?«
»Ja. Ich habe mir gedacht, warum sollen sie nicht daran beteiligt sein?«
»Aber woher haben sie so viel Geld genommen?« Die Mine musste ein Vermögen wert sein, er konnte sich nicht vorstellen, wie ein einfacher Bergarbeiter die nötigen Mittel aufbringen sollte.
»Ich habe sie für einen symbolischen Preis verkauft, Jack, damit sich jeder einen Anteil leisten konnte. Die Zeitungen werden demnächst darüber berichten, denke ich.«
Jack war sprachlos.
»Ich wollte, dass alle mitbestimmen können, wie die Mine geführt und wie die Sicherheit für die Arbeiter verbessert werden kann. Kein Minenarbeiter soll je wieder mit seinem Leben für den Geiz eines Minenbesitzers bezahlen. Natürlich hätte ich in Sicherheitsvorkehrungen investiert, aber ich finde es nur gerecht, wenn jeder am Gewinn beteiligt ist. Auf diese Weise werden sie für ihre harte Arbeit belohnt.«
Als Abbey nach Burra gefahren war, um die Arbeiter selbst über ihre Pläne zu informieren, war sie als neue Besitzerin zunächst mit feindseliger Ablehnung empfangen worden. Als sie ihnen erklärte, dass sie künftig Teilhaber an dem Bergwerk sein würden, waren sie verwirrt. Und als sie dann erläuterte, sie werde ihnen die Mine zu einem symbolischen Preis verkaufen, brach lauter Jubel aus. Die Männer ließen sie hochleben, einige umarmten sie spontan und gaben ihr einen Schmatz auf die Wange. Es war einer der schönsten Tage in Abbeys Leben gewesen, nicht zuletzt deshalb, weil sie wusste, wie stolz ihr Vater auf sie wäre.
»Das ist ja wundervoll, Abbey!«, rief Jack begeistert aus. »War das deine Idee? Oder die von Edward Martin?«
»Meine. Edward war anfangs absolut dagegen, weil er als Anwalt meine Interessen im Auge behalten muss, aber nach einer Weile konnte ich ihn überzeugen, dass es so das Beste ist.«
»Das war wirklich großzügig von dir, Abbey.« Jack war stolz auf sie. Er hätte ihr das gern gesagt, aber er war zu gehemmt.
»Ich habe lange überlegt, was ich mit dem Grundbesitz anfangen soll«, fuhr Abbey fort. »Aber dann hatte ich ein paar Ideen, gute Ideen, wie ich finde. Ich wollte dir unbedingt selbst davon erzählen und hören, wie du darüber denkst.«
Aus irgendeinem Grund fühlte sich Jack unbehaglich dabei. »Was wirst du mit dem Herrenhaus machen? Wird es dein Zuhause bleiben?« Er hätte nie gedacht, dass sie sich in diesem Haus wohl fühlen könnte, aber anscheinend hatte er sich geirrt.
Doch Abbey hatte Martindale nie als ihr Zuhause betrachtet. Sie sah Jack an. »Es ist jetzt ein Heim für obdachlose und ledige Mütter, für Frauen, die sich in der gleichen Notlage befinden, in der ich mich befand, und für verwitwete oder verlassene Frauen mit Kindern, die kein Dach mehr über dem Kopf haben.«
Jack blieb buchstäblich die Spucke weg.
»Winston wird das Heim gemeinsam mit Mrs. Hendy und Louise leiten. Das Land ringsum wird wie bisher bewirtschaftet werden, mit dem Gewinn wird der Unterhalt für das Haus finanziert. Ich habe einen Verwalter dafür eingestellt. Es sind schon drei schwangere junge Mädchen eingezogen. Sie werden respektvoll und anständig behandelt und nicht gedemütigt, wie das so oft in solchen Heimen der Fall ist. Die meisten Frauen in dieser Situation sind unschuldige Opfer skrupelloser Männer, so wie ich eines war.«
Nachdem alles in die Wege geleitet worden war, hatte sie Edward Martin als Erstes darum gebeten zu veranlassen, dass Neals Schwestern Amy und Emily aus dem Waisenhaus in Adelaide zurückgeholt wurden, was dank einer großzügigen Spende kein Problem gewesen war. Mrs. Hendy hatte versprochen, die beiden Mädchen unter ihre Fittiche zu
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