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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Gesellschaft hast. Rein platonisch selbstverständlich.«
    »Selbstverständlich«, lächelte sie. »Ich glaub, das ist eine tolle Idee.«
    »Wirklich? Das wäre ja phantastisch.« Er klang erleichtert. »Ich hoffe, du hast jetzt keinen falschen Eindruck von mir.«
    »Nein, nein. Aber ich bestehe auf getrennter Kasse. Bei Mahlzeiten, Reisen und so weiter.«
    Nach anfänglichem Protest stimmte er zu. »Einverstanden. Das ist fair. Und es ist nur für eine Woche. Ich muss sehen, ob ich mich hier loseisen kann.«
    Am nächsten Tag rief er an, um ihr mitzuteilen, dass er nicht freibekam. »Ich bin sehr enttäuscht.«
    »Ich auch«, sagte Catherine und erkannte, wie sehr sie sich schon auf die gemeinsame Reise gefreut hatte. Bradley war so eine angenehme Gesellschaft.
    Sie liebte und bewunderte Paris, aber als sie in einem Café saß und die Menge betrachtete, wünschte sie sich, Bradley wäre bei ihr. Sie wünschte sich, ihre Empfindungen und Erfahrungen in dieser wunderschönen Stadt mit ihm teilen zu können. Pflichtschuldig arbeitete sie ihre Liste der Sehenswürdigkeiten ab, die man besucht haben musste. Aber hin und wieder schlenderte sie einfach über einen Boulevard, streifte durch einen Park oder die Seine entlang, nur um zu sehen, wo sie landen würde. Auf ihrem Weg zu der Schlange vor dem Louvre kam sie an einer kleinen Galerie mit einer Fotoausstellung vorbei. Fasziniert von dem Plakat und dem Foto im Fenster, entschied sie hineinzugehen und sich umzusehen. Sie stand wie angewurzelt vor den Fotos – größtenteils Schwarzweißbilder von Menschen, Plätzen, Straßenszenen in einem düsteren Paris, wie sie es sich nie vorgestellt hatte. Ein Bett mit zerwühlten weißen Laken unter einem vorhanglosen Fenster neben einem Schornsteinkasten. Eine wunderschöne nackte Inderin in einer altmodischen weißen Badewanne. Ein Langhaariger mit Schaffelljacke, der in einem Torweg einen Joint rauchte. Zwei Mädchen in Kaftans mit Perlen, die an einem Verkaufsstand Krimskrams, alte Spitze und Bücher anboten. Eine nasse Kopfsteinpflasterstraße mit einer gebeugten Gestalt in einem dicken Mantel unter einem riesigen schwarzen Regenschirm.
    Die Ausstellung hatte den Titel
Ein Stück Leben,
und die Bilder ließen Catherine über die Gegensätze zu ihrem eigenen so sauberen, bequemen, sicheren Leben nachdenken. Als sie weiterging, dachte sie darüber nach, dass sie eines Tages eine bessere Kamera haben würde als ihre jetzige simple Instamatic und dass sie damit ihre Heimat, die Stadt, die Landschaft und die Leute dokumentieren würde.
     
    Zurück in London fand sie auf ihrem Bett einen Umschlag vor. Sie kannte die Schrift nicht, und es war keine Briefmarke darauf. Er stammte von Bradley.
     
    Liebe Catherine,
    schlechte Neuigkeiten! Ich muss London verlassen. Bin nach Pearl Harbor auf Hawaii versetzt worden, dringender Ersatz für einen Offizier. Ein weitaus interessanterer Posten als der hier in London, und ich kehre zurück in die Sonne, was mir gefällt. Doch ich bin enttäuscht, weil ich Dir nicht goodbye sagen kann. Oder au revoir. Ich hoffe, Du hattest eine schöne Zeit in Paris. Du sagtest, Du hättest ein Rückflugticket via Honolulu … Deshalb hoffe ich, dass Du einen Zwischenstopp einplanst und mir Bescheid sagst, denn ich würde Dich gerne wiedersehen. Wenn ich darf, rufe ich Dich an. Meine Kontaktadresse steht unten. Da ich in der Kaserne wohnen werde, habe ich kein privates Telefon.
     
    Mit herzlichen Grüßen
    Bradley
     
    »Na, das war’s denn also«, sagte Donna, als Catherine ihr den Brief zeigte.
    »Warum sagst du das? Ich werde ihn in Honolulu auf jeden Fall sehen«, gab Catherine zurück.
    »Eine Liebelei. Hör zu, halt dich damit nicht auf. Wir haben ein paar tolle Jungs kennengelernt, die in einer Band spielen. Komm heute Abend mit ins Pub. Sie spielen in einem Nebenzimmer, echt klasse. Nachher können wir mit ihnen abhängen.«
    »Ich bin müde. Vielleicht ein andermal.«
    »Gut, gebongt.« Donna verließ Catherine und flüsterte den anderen beiden Mädchen zu: »Sie muss über den Yankee-Seemann hinwegkommen.«
    »Den amerikanischen Offizier«, rief Catherine, bevor sie die Tür zuknallte.
    Sie legte sich aufs Bett und nahm das blaue Briefpapier mit Bradleys sauberer Handschrift. Sie würde nach Griechenland und Spanien reisen und, wie geplant, zum Lake District. Und auf dem Heimweg machte sie Zwischenstation auf Hawaii. Auf keinen Fall würde sie den Kopf hängen lassen wegen des gutaussehenden

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