Der Duft der Mondblume
erklärte dazu: »Hier gibt es eine Frau, die du sehen solltest, und die Atmosphäre ist wunderbar. Das Hotel ist nach einer süß duftenden Blume benannt, die nur nachts blüht.«
Sie setzten sich auf die Terrasse mit Meerblick, und Bradley bestellte zwei Mai Tais. »Das gehört ebenfalls zur Tradition. Besteht im Wesentlichen aus Ananassaft und Rum.«
»Phantastisch.« Catherine seufzte wohlig, als der allgegenwärtige Passat über die Terrasse strich, die noch ins Rot des Sonnenuntergangs getaucht war. Dann ging der Mond auf, eine Band packte ihre Instrumente aus, und eine schöne, mit langen Blumen-Leis geschmückte Frau in einem figurbetonten hawaiianischen Kleid ging von Tisch zu Tisch, um die Gäste auf der Terrasse und der Veranda des Hotels zu begrüßen.
»Wer ist das?«, flüsterte Catherine, beeindruckt von der Schönheit des Mädchens mit dem aparten Gesicht, der olivbraunen Haut und dem langen gelockten Haar. »Ist sie eine echte Hawaiianerin?«
»Sie heißt Kiann’e. Ich glaube, sie stammt von hier. Wart ab, bis du sie tanzen siehst.«
Kiann’e lächelte sie an und begab sich zu dem Podium vor der Band. Sie plauderte mit den Musikern, die »Lovely Hula Hands« anstimmten, und ging dann zur Mitte der Bühne. Dort ließ die barfüßige Tänzerin, die Arme anmutig erhoben, die Hüften kreisen und hatte dabei die Augen fest auf die Fingerspitzen gerichtet. Sie bewegte sich langsam wie eine sich entfaltende Blume.
»Achte auf ihre Hände, sie erzählen die Geschichte«, sagte Bradley. »Es ist natürlich ein bisschen altmodisch, aber sehr beliebt.«
»Und ich hatte knisternde Baströckchen und wippende Hüften befürchtet«, meinte Catherine. »Das ist großartig. Man muss wohl dafür geboren sein, so tanzen zu können.«
»Ganz sicher. Sie lernen es, kaum dass sie laufen können.« Bradley nippte an seinem Cocktail, der in einer kleinen Ananashälfte, garniert mit einer leuchtend roten Kirsche und einem Papierschirmchen, serviert wurde.
Catherine war fasziniert von der Tanzdarbietung.
Nach der Vorstellung gingen sie zum Dinner ins Restaurant, und Bradley erzählte von seiner Arbeit und dem Leben in Honolulu, das er sehr genoss.
»Wie wär’s mit einem Schlummertrunk?«, schlug er nach dem Essen vor. »Wenn du noch etwas typisch Hawaiianisches sehen willst, könnten wir durch ein paar Tiki-Lounges ziehen.«
»Ich glaube, eine Bar ist für heute Abend genug. Und keine Mai Tais mehr, sie sind heimtückisch.«
Sie fragte sich, wohin er sie entführte, als er in eine Nebenstraße bog, die an einer Zementfabrik vorbei zu einer Lagune führte. Dort stellte er den Wagen an einem Wegweiser mit der Aufschrift »Mariana Sailing Club« ab.
Catherine sah den Yachthafen in der Ferne. »Ist das eine Bar?«
»Ja, die Leute kommen wegen der hawaiianischen Atmosphäre hier. Sie wird seit den fünfziger Jahren von einer Dame geführt, die allerhand Erinnerungsstücke aus alten Lokalen wie dem Trader Vic, Don the Beachcomber und dem Kon Tiki Room aufgekauft hat. Hast du schon mal Exotica gehört? Touristen lieben diese Musik.«
»Nein, ich kenne nur die neuesten Londoner Gruppen.«
»Es ist ein alter Musikstil, der von Martin Denny, Arthur Lyman und Les Baxter begründet wurde, ein polynesischer Mix aus Hawaiimusik, Jazz, Percussion und Klangeffekten wie Froschgequake und Wasserfälle. Vielleicht erkennst du es, wenn du es hörst.«
Was Catherine bezweifelte. Das hier war nicht nur meilenweit von der Country Music aus Peel entfernt, sondern eine völlig andere Welt.
Der Raum war bunt beleuchtet, Decke und Wände waren aus Bambus. Am Eingang thronten geschnitzte, grimmig blickende Tiki-Götter. Farbige Glaskugeln baumelten an Schnüren neben Plastikpalmen, und in einer Ecke ergoss sich ein kleiner Wasserfall in ein Becken, das in allen Farben funkelte. Ein großer künstlicher Frosch hockte auf einem Lilienblatt. Die Kellner trugen Hawaiihemden und weiße Shorts, die Kellnerinnen bunt bedruckte trägerlose Minikleider, die viel gebräuntes Bein frei ließen.
»Hier arbeiten eine Menge Kalifornier«, erklärte Bradley. »Sie kommen, um zu surfen.«
»Du weißt viel über Honolulu nach so kurzer Zeit.«
Er lächelte. »Seeleute finden schnell heraus, wo etwas los ist, das macht im Nu die Runde. Nicht dass ich in alle Kneipen ginge, die da empfohlen werden.«
Sie bestellten etwas zu trinken, aber als die Musik einsetzte, wurde die Verständigung schwierig, und so steckten sie die Köpfe zusammen, um sich
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