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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Amerikaners. Zwei Jungs von daheim waren unterwegs nach London, und sie hatte versprochen, sie herumzuführen. Einer von ihnen war Dave, der bei ihrer Party in das Schwimmbecken gefallen war. Sie hoffte inständig, er würde sich in ihrer Gesellschaft nicht betrinken oder raufen oder umkippen. Trotzdem freute sie sich darauf, jemanden aus der Heimat zu sehen.
    Catherine schickte Bradley einen höflichen Brief, worin sie ihm von ihrer Reise nach Paris erzählte. Sie schrieb, sie sei traurig, ihm nicht goodbye gesagt zu haben, sie wünsche ihm alles Gute, und sie werde auf dem Heimweg in Honolulu Zwischenstation machen.
    Zur Sicherheit buchte sie schon jetzt ihren Flug nach Hawaii. Doch davon erzählte sie niemandem. Sollte Bradley nicht da sein, so hatten ihre Eltern ihr ja immerhin eine Woche in einem hübschen Hotel dort geschenkt, als Teil der Reise zu ihrem Einundzwanzigsten.
    Nachdem das sonnige Hawaii gebucht war, erschien ihr das graue London erträglicher.

[home]
    2
    D ie Luft war von einem durchdringend süßen Duft erfüllt. Der Passatwind wirbelte Catherines Locken auf, die sich feucht in ihrem Nacken kringelten. Die Wärme der Sonne und der Klang der Hawaii-Gitarren im Hintergrund milderten die Anspannung nach dem langen Flug. Bei der anstrengenden Zwischenlandung im eiskalten New York hatte es geschneit. Hier in Honolulu gaben ihr die strahlende Sonne, die bunten Kleider, die Blumen das Gefühl, auf einem anderen Planeten gelandet zu sein – erste Eindrücke, die ihr ein Leben lang unvergesslich bleiben sollten.
    Auf dem Flughafen wurden die Neuankömmlinge mit Lächeln und dem Ruf »Aloha, aloha« begrüßt. Als Catherine die Abfertigungshalle verließ, sah sie draußen vor der Glastür ein Meer von Gesichtern und Palmen, die sich im Wind wiegten.
    Bradley war da, wie er es versprochen hatte.
    In den letzten Monaten hatte Bradley sie mit Briefen und gelegentlichen Anrufen überrascht, so dass ihre Freundschaft inniger geworden war. Der Abstand hatte ihre Beziehung verändert, denn so konnten sie Gedanken und Ansichten zu allen möglichen Themen austauschen, über die sie von Angesicht zu Angesicht vielleicht nicht so offen gesprochen hätten. Und ohne körperliche Nähe bestand kein Druck, intim zu werden.
    Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, Bradley gerade aufgrund der Distanz besser kennenzulernen. Er schrieb ihr von seinem neuen Posten, berichtete, er werde möglicherweise die nächsten Jahre in Pearl Harbor stationiert sein. Auch schilderte er seinen Vorgesetzten und das Organisationstalent von dessen Frau. In seinen Briefen zeichnete Bradley in prägnanten Sätzen ein oft höchst amüsantes Porträt seiner Kollegen und Bekannten. Catherine mochte seinen Sinn für Humor, der ihr in der kurzen gemeinsamen Zeit in London gar nicht aufgefallen war.
    Sie verabredeten ein Treffen bei Catherines Rückreise nach Australien, er wollte ihr Honolulu zeigen. Eine Einladung zum Abendessen und eine Tanzvorführung waren ebenfalls eingeplant. Catherines Vater hatte darauf bestanden, sie noch etwas zu verwöhnen, bevor sie nach Hause kam und wieder »arbeiten musste«; deshalb hatte er ein Zimmer in einem alten, aber gediegenen Hotel am Strand von Waikiki für sie gebucht.
    Catherine ging auf Bradley zu und bemerkte, dass sie bei seinem Anblick weiche Knie bekam. Nicht nur körperlich stach er aus der Menge heraus, sondern auch weil er in seiner makellosen weißen Marineuniform so gut aussah. Das Hemd hatte kurze Ärmel, so dass man seine sonnengebräunten Arme sah, die Offiziersmütze hatte er unter den Arm geklemmt, und in der Hand hielt er einen Lei aus duftenden cremefarbenen Blüten. Er strahlte, und es war nicht zu übersehen, dass er die Blicke anderer Frauen auf sich zog.
    »Hallo!« Bradley umarmte Catherine, küsste sie auf die Wange, nahm ihr das Gepäck ab, stellte es auf den Boden und legte ihr den Lei um den Hals. »Einheimischer Brauch.« Mit einem Lächeln küsste er sie sanft auf die Lippen.
    Sie schnupperte an dem Lei. »Die duften ja umwerfend. Sind das Frangipani?«
    »Ja, die hiesigen, Plumeria alba. Ist das dein ganzes Gepäck? Ich parke direkt am Ausgang. Bestimmt bist du erschöpft nach dem langen Flug.«
    Auf der Fahrt zum Moana Hotel fiel es ihnen nicht schwer, dort anzuknüpfen, wo sie beim letzten Telefongespräch aufgehört hatten. Catherine hatte das Gefühl, ihn schon seit Jahren zu kennen. Bradley hielt vor den korinthischen Säulen des Hoteleingangs, und ein lächelnder

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