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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Gefühle. Die Kleider für die Eingeborenen waren im Salon von Mrs. Paterson entstanden. Penelope hatte den Damen geholfen, Löcher zu flicken und aus Stoffbahnen Hemden für die Frauen herzustellen, und Mrs. Paterson hatte sich über ihre Fingerfertigkeit gewundert.
    »Sie kann noch ganz andere Dinge«, lobte Elizabeth. »Sie sollten mal ihre Handarbeiten sehen!« Und sie erzählte von Penelopes Fähigkeit, kleine Kunstwerke herzustellen, ohne sich um den entsetzten Blick ihres Hausmädchens zu scheren.
    »Aber du musst das wieder anfangen – welche ungeheure Gottesgnade, so etwas zu können!«, rief Mrs. Paterson entzückt aus.
    Penelope schwieg darüber, dass einer Häklerin am Abend der Rücken wehtat, weil sie sich bei schlechter Beleuchtung über die Arbeit beugen musste, dass die Finger schmerzten und die Augen tränten, dass sie das ganze Jahr über vom Stillsitzen fror und manchmal vor Erschöpfung nichts essen konnte … Keine der Damen, die sich die Spitzentücher in den Ausschnitt steckten, ahnte doch, welche Arbeit dahintersteckte und dass die Häklerinnen ihr Tun nicht als Gottesgabe auffassten, sondern als Broterwerb. Ihre Zeit in einer Häkelstube wäre ohnehin begrenzt gewesen, weil ihr Augenlicht immer weiter schwand. Im Hause Macquarie ließ sich das verheimlichen, Penelope wusste sich da stets zu helfen, kannte jede Ecke und jeden Winkel. Doch außerhalb des Hauses wurde es schwierig, und bei Mrs. Paterson verkniff sie sich den Gang auf den Abort, weil sie fürchtete, Unheil anzurichten und die gestrenge Frau des Obersts zu verärgern.
    Am Mittag machte sich Elizabeth mit ihr auf den Weg. Ein Schiff hatte angelegt, und Mr. Lords Laden versprach spannende neue Waren aus der Heimat. Ihr Weg führte sie durch großes Gedrängel, die halbe Stadt schien unterwegs zu sein.
    Die Hütten, welche Lachlan den Eingeborenen gebaut hatte, lagen südlich des Hafens. Murrend fuhr der Kutscher bis fast vor die Hütten und wendete schon mal die schnaufenden Pferde, um möglichst schnell wieder verschwinden zu können. Freiwillig hielt sich an diesem stinkenden Ort niemand auf.
    »Jones, ich möchte, dass Sie auf uns warten.« Elizabeth hob die Brauen, sie hatte wohl seine Fluchtgedanken gespürt.
    Penelope fragte sich, ob der Gouverneur noch einmal hier gewesen war, nachdem die Schwarzen eine Woche zuvor die Hütten bezogen hatten.
    »Aye, Mad’m, wie Sie wünschen. Aber das is kein guter Ort hier, wir sollt’n mach’n, dass wir verschwind’n. Werf ’n Sie die Sach’n da rein und lass’n Se uns heimfahr’n«, nuschelte Jones grimmig und packte seine Zügel fester, denn bunte Vögel flogen von einem Haufen Unrat auf und flatterten mit Fischresten und Schalen in ihren scharfen Schnäbeln davon.
    Die Hütten waren verlassen. Das Mobiliar war umgeworfen worden, Matratzen und Laken lagen auf dem Boden, wo die Schwarzen offenbar geschlafen hatten, die Zäune waren zerstört. Von den Schafen, die Macquarie ihnen zur Verfügung gestellt hatte, befand sich keines mehr im Gehege, auch die Hühner waren davongeflattert. Aus Hockerbeinen hatten die Schwarzen ihre Feuerstelle unterhalten, statt Brennholz zu suchen, und hatten in der Mitte der Hüttenein Loch gegraben, anstatt die Kochstellen zu benutzen. Fassungslos blieb Elizabeth im Hütteneingang stehen. Der Korb mit neuen Kleidern entglitt ihren Händen.
    »Wofür haben wir das alles gebaut?«, fragte sie leise. »Wofür hat Lachlan sich mit dem Magistrat gestritten? Hat Bauleute vom Hospital abgezogen – wofür? Was sind das für undankbare … undankbare …«
    Penelope bekämpfte den Impuls, den Arm tröstend um sie zu legen, das schickte sich nicht. »Es wird besser sein, das hier ins Waisenhaus zu tragen, Madam«, sagte sie leise. »Die können sicher etwas Hübsches daraus nähen.«
    Elizabeth nickte, doch da sie stehenblieb, meinte Penelope, dass sie noch einen Moment allein sein wollte, und so machte sie sich auf den Weg, draußen nach Spuren der Wilden zu suchen.
    Die Schwarzen hatten ihre Kleider ausgezogen. Hier lag eine Hose, dort ein Hemd, ein Rock, ein Schuh. Im wahrsten Sinne des Wortes hinter sich gelassen hatten sie all das, waren so nackt davongezogen, wie sie gekommen waren, hatten die Häuser verlassen, um niemals wiederzukommen. Vögel hatten sich wieder auf dem Müllhaufen niedergelassen. Penelope wanderte um den Haufen herum. Sie hatte Angst vor den riesigen Schnäbeln der Vögel, doch waren die Federn so schillernd bunt, dass sie sich

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