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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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überwand, die Augen zusammenkniff und näher trat, um die Farbenpracht zu bewundern.
    Und dann hörte sie es.
    Ein leises Wimmern, wie Kinder es tun, denen Erschöpfung die Kraft zum Weinen genommen hat. Penelope fiel auf die Knie – im Unrat lag ein Kind. Es war von schwarzer Hautfarbe, wohl ein paar Wochen alt und gut genährt, und man hätte es als hübsch bezeichnen können, wenn nichteine furchtbare Hasenscharte sein Gesicht entstellt hätte. Vorsichtig streckte sie die Hand nach ihm aus. Das Kind hörte auf zu greinen und schaute sie aus verquollenen Augen an. Sein Fäustchen umklammerte eines der Kleidungsstücke, die halb über seinem kleinen Körper lagen.
    Penelope strich dem Kind über die Wange. Gegen die Bilder, die in ihrem Kopf entstanden, war sie machtlos.
    Eine Mutter, die ihr Kind zurückließ.
    Eine Mutter, die ihr Kind tot zurückließ.
    Eine Mutter, die ihr Kind getötet hatte.
    Joshua hatte ihr einst erklärt, dass die Eingeborenen alle Kinder töten, die sie nicht tragen konnten. Ihr Leben bestand aus Wandern, und jede Frau konnte nur ein Kind tragen. Sie würden sie nach der Geburt töten. Dieses hier hatte überlebt.
    Sie sah schwarze Menschen im Streit. Sie sah einen Mann voller Bitterkeit, eine weinende Frau. Ungerührte Antlitze. Harte Blicke. Sie spürte den Zwang. Du musst es tun. Tu es. Vielleicht hatten sie geglaubt, dass in dem Haus der Weißen ein Dämon saß, der das Kind verzaubert hatte. Sie konnten es auf keinen Fall mit auf die Reise nehmen.
    Vielleicht war es der jungen Mutter gelungen, die Missbildung an ihrer Brust zu verbergen. Bis zu dem Tag, da sie von jemandem entdeckt wurde.
    Sie mussten sie gezwungen haben, das Kind zu ersticken, bevor sie die Häuser verließen, um seine Leiche dort zu lassen, wo es für sie verloren gegangen war. Wenn es verzaubert war, brauchte es auch keinen Ahnenplatz. Der Müllplatz war gut genug.
    Penelope spürte tiefes Leid um sich herum, und jenen jähen Schmerz, den sie wiedererkannte … Sie war machtlos gegen die Tränen und gegen den dicken Kloß im Hals.
    »Warum weinst du, Mädchen? Ich habe – ach, du mein Gott.« Elizabeth war unbemerkt herangekommen und blieb hinter ihr stehen. Ganz langsam ging sie neben ihr in die Hocke und streckte die Hand nach dem Kind aus. »Sie haben es vergessen …«
    »Nein«, sagte Penelope tonlos. »Sie haben es hiergelassen. Und es sollte nicht leben.«
    »Barbaren«, flüsterte Elizabeth.
    Das Wort weckte Penelope aus ihrer Erstarrung. Sie beugte sich vor und nahm das Kind in ihre Arme. Gleichgültig, wie viele Tränen über ihr Gesicht rannen, dem Kleinen auf den nackten Leib tropften. Gleichgültig, ob Elizabeth sie sah und was sie dachte. Alles war gleichgültig gegen das Gefühl, wieder ein lebendiges Kind in den Armen zu halten.
    »Wir bringen es ins Waisenhaus, dort wird man sich kümmern.«
    »Nein!«, sagte Penelope ruhig.
    »Du weißt, mein Mann will nie wieder –«
    »Es geht nicht ins Waisenhaus.«
    »Was willst du mit einem Kind?«
    Die Frage war demütigend und schleuderte Penelope in das Sträflingslager zurück, woher sie gekommen war. Penelope stand auf und hielt das Kind fest an sich gedrückt.
    »Ich hatte einst ein Kind. So wie dieses Kind einst eine Mutter hatte.«
    Bevor sie damit weglaufen konnte, hatte Elizabeth sie sanft am Arm gefasst. »Wir werden schauen«, sagte sie leise. Verständnis für Penelopes Not machte ihre Stimme weich. »Es ist viel zu gefährlich, hier alleine herumzulaufen.«
    Vorsichtshalber hielt sie sie weiter am Arm fest und bückte sich, um Kleidungsstücke aufzuheben. Sie wickeltendas kleine schwarze Mädchen in eines der Tücher. Es schien zu verstehen, dass sein Leben soeben gerettet wurde, denn es blieb ganz ruhig, auch als sie in die Kutsche stiegen und sich nach Hause fahren ließen.
    »Es muss ja halb verhungert sein«, meinte Elizabeth. »Vielleicht sollten wir doch –«
    »Ich kann die Ziege melken«, sagte Penelope schnell. »Mit Wasser verdünnt kann man Ziegenmilch geben.«
    »Ach, Mädchen.«
    Die beiden Frauen waren still, bis sie das Gouverneurshaus erreicht hatten.
    »Zumindest muss ein Doktor mal das Kind anschauen«, beschloss die Hausherrin vor der Tür. »Dann überlegen wir weiter. Der Doktor wird Rat wissen.«
     
    Am Ende landete das Kind doch im Kinderbett, weil es dort ungestört war und man sich am ehesten der schwierigen Aufgabe widmen konnte, ihm Nahrung zu verabreichen, die es weder kannte noch wollte. Die Köchin kam, der

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