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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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konnte.
    »Warum gibt es kein Geld hier, Mr. Macquarie? So wie in England?«, wagte sie schließlich zu fragen und ließ weiter Konfitüre tropfen, Löffel für Löffel. »Wir haben doch Schillinge und Pence …« Sie selber war nie dazu gekommen, doch sie wusste von Sträflingen, die nach ihrer regulären Arbeit anderen Tätigkeiten nachgingen und dafür Geld bekamen. Wer nach Verbüßung seiner Strafe in die englischeHeimat zurückkehren oder wie Joshua seine Familie nachholen wollte, tat gut daran, für die Überfahrt beizeiten das Sparen anzufangen.
    »Das verstehst du nicht. Wir sind noch nicht so weit. New South Wales ist …« Er stockte und drehte sich zu ihr um. »Du bist nicht so dumm, Mädchen, ich kann dir wohl erklären, wie es ist.« Er setzte sich wieder an den Tisch. »Dieses Land, das sie in England immer Botany Bay nennen, obwohl bekannt ist, dass man dort nicht leben kann, war zu Beginn nicht als wirklicher Lebensraum gedacht. Sie haben nur die Verbrecher loswerden wollen. Schnell und bequem – und weit weg. Und sie haben Bewacher mitgeschickt – das waren die ersten Leute hier. Die Sträflinge und ihre Bewacher. Da hat niemand darüber nachgedacht, dass die Verbrecher irgendwann ihre Strafe abgesessen haben und sich Brot kaufen müssen. Verstehst du?« Sie nickte. Sie war ihm dankbar, dass er sich die Mühe machte, ihr schwierige Dinge zu erklären. »Die haben gedacht, sie schicken die Verbrecher hierher, und sie werden schon was zu essen finden. In anderen Ländern mag das gehen – hier ging es nicht, und die Leute, die mit der ersten Flotte hierhergesegelt sind, starben fast am Hunger, weil sie nicht wussten, wie man jagt und fischt und Gemüse zieht.« Er zupfte sich Teig aus einem Kringel und lutschte wie ein kleiner Junge darauf herum.
    »Sie lebten von den Vorräten, die sie aus England mitgebracht hatten, und hungerten. Immer mehr wurde aus England hergeschafft, um den Hunger zu bekämpfen. Und die Kolonie wuchs und wuchs – und immer ging es nur darum, Verbrecher loszuwerden und sie irgendwie satt zu machen. Für die beiden Zwecke schufen sie eine Verwaltung. An Geld hat niemand ernsthaft gedacht. Verstehstdu – das hier ist ein Freiluftgefängnis.« Der Gouverneur runzelte die Stirn, als wundere er sich über diesen Ausdruck. »Ja, genau das ist es. Ein Freiluftgefängnis, aber ich möchte etwas daraus schaffen. Es sind gute Leute hier – wir haben alle Möglichkeiten.«
    »Aber kann man nicht englisches Geld herschaffen? Sie bringen doch alles mit Schiffen her – warum kein Geld?«, wagte Penelope vorzubringen.
    Er lachte. »Weil man Geld nicht herstellen kann wie Schuhe. Es ist immer die gleiche Menge da, und sie wandert im Kreis. Ich gebe dir einen halben Schilling, du gibst ihn dem Bäcker, der gibt ihn dem Müller, der Müller gibt ihm mir, weil ich das Korn besitze. Wir haben hier nun mehr England«, er formte seine Hände zu einem Topf, »aber nicht mehr Geld.« Und ein zweiter Topf entstand daneben – der mit dem Geld. »Verstehst du?«
    Sie nickte lebhaft. »Versteht der König das auch?«
    Macquarie sah sie lange an. »Das ist ja das Problem«, sagte er.
    Schwer rutschte die Konfitüre vom Löffel. Er hielt seinen Finger darunter und leckte ihn ab. »König George versteht, dass man von Geld etwas kaufen kann und dass er, wenn seine Schulden zu hoch sind, eine Träne verdrückt, und das Parlament erlässt ihm die Schulden. Das versteht der König vom Geld.« Diese bitteren Worte waren sicherlich Hochverrat, doch Elizabeths ordentliche Küche verwahrte sie und sorgte dafür, dass nichts davon nach draußen drang.
    »Können wir nicht unser eigenes Geld machen?«
    »Dafür fehlt uns das Geld.«
    »Wir haben nur Rum.«
    Er nickte. »Du hast es wirklich verstanden. Du bist ein kluges Mädchen.«
    »Und niemand hat Geld übrig. Aber wenn doch, könnte man ja welches gegen Rum eintauschen«, meinte sie.
    »Genau darüber denke ich nach.« Erstaunt sah der Gouverneur sie an.
    »Einer hat ja mal mit Geld angefangen, auch daheim in England«, sagte sie und biss sich auf die Lippe vor Eifer. »Dann tun Sie das hier eben auch. Tauschen Rum gegen Geld und … malen ein neues Bild auf die Münzen.«
    Er nahm einen konfitürenverzierten Kringel vom Blech hoch und legte ihn sich auf die Hand. »Ein neues Bild. Man könnte es überziehen. Oder … ausstanzen und eine neue Mitte einfügen. Man könnte … welch geniale Idee …« Er legte den Kringel wieder hin und sah sie an. »Für

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