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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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diese Idee verdienst du einen Löseschein.«
    Penelope lächelte ihn an. Sie wusste genau, dass er ihr niemals einen ausstellen würde, weil er sie lieber in seinem Haus behielt. »Schenken Sie mir den ersten Pence, wenn Sie ihn fertig haben, Mr. Macquarie.«
     
    Macquaries Idee erntete Gelächter unter den Magistraten, wie zu hören war. Der Bäcker meinte gar, mit dieser Idee würde er Männer wie Dr. Wentworth auf einen Schlag arm machen, dessen Geldbörse, wie jedermann wusste, ja vor allem flüssig sei. Wentworth würde sofort die Bautätigkeit am Hospital einstellen, weil die Arbeiter sich beschweren würden. Jeder war an den Rum gewöhnt, jeder kannte den Wert einer Kanne und was man für einen Liter bekam. Jeder schmeckte, ob der Rum mit Wasser verlängert oder mit anderem Alkohol vermischt war. Jeder kannte die unterschiedlichen Fässer, je nachdem, wo der Rum herkam. Und auf einmal sollte es stattdessen Münzen geben. Lächerlich!, meinten die Leute auf der Straße.
    »Es ist völliger Unfug. Stellen Sie sich nur mal vor, einer dieser Schwarzen hätte festes Geld!«
    »Na, machen Sie sich da mal keine Sorgen – wo soll er es denn hinstecken, wenn er nicht mal eine Hose trägt?«
    Die Herren brachen erneut in Lachen aus. Die nackten Schwarzen waren in Sydney immer wieder Gegenstand der Belustigung, auch wenn man sie gleichzeitig fürchtete, wenn sie mit ihren Speeren hochmütig durch die Straßen zogen und niemand so recht wusste, was sie dort eigentlich zu schaffen hatten.
    Sie wollen uns vertreiben, sagten die einen. Sie wollen auch so wohnen wie wir, meinten die anderen. »Wusstet ihr nicht, dass die überhaupt keine Häuser haben?«
    »Keine Häuser, keine Dächer, keine Decken, kein Nichts. Nicht mal Kleider«, wusste der Kahnführer, der regelmäßig zwischen Sydney und Parramatta verkehrte und oft genug Schwarze am Ufer gesehen hatte. »Die haben nur ihre Speere. Und deswegen brauchen sie auch kein Geld.«
     
    Lachlan Macquarie sprühte nur so vor Ideen. Seine neueste Idee war es, den Schwarzen nun endlich den Segen der Zivilisation zu bringen und ihnen zu beweisen, dass es viel angenehmer war, in einem Haus zu leben als unter freiem Himmel. Dazu ließ er am Ufer des Flusses Tank drei Hütten errichten, wo Familien leben und wirtschaften sollten.
    Es war immer eine Schlagzeile wert, wenn es gelang, einem Schwarzen die Waffen gegen eine Kanne Rum abzuschwatzen. Die Waffen wurden dann herumgereicht und bestaunt und im Salon wie eine seltene Trophäe über dem Kamin aufgehängt. Im Haus Macquarie waren diese Trophäen verpönt, Lachlan war der Ansicht, er habe als Regimentsoffizier in seinem Leben genug Waffen in der Handgehabt, er müsse sie sich nicht an die Wand hängen. Und solch primitives Zeug schon gar nicht. Doch Penelope hatte ihn dabei beobachtet, wie er mit Francis Greenway einen Holzhaken, den die Schwarzen »Bumerang« nannten, im Garten herumschleuderte und wie die beiden Herren wie zwei Jungen begeistert hüpften, weil das Ding wie durch Zauberhand erst über den Rasen und dann zu ihnen zurückflog. Danach probierten sie es im Feld. Der Bumerang flog unermesslich weit durch die Luft. Und er kam nach einem riesigen Kreisflug zu ihnen zurück.
    Würde jemand, der die Luft mit seiner Waffe umfassen konnte, in einem engen Haus leben wollen?
    Elizabeth Macquarie übernahm es zusammen mit Mrs. Paterson, die Schwarzen zu betreuen. Penelope war vielleicht die Einzige, die wusste, wie schwer Elizabeth das fiel. Jedes schwarze Gesicht musste die junge Gouverneursgattin an den Nachmittag im Garten erinnern, als das alte Weib auf sie zugeschlichen war, musste die schlimmen Stunden danach zurückbringen und die Sehnsucht nach einem Kind verstärken.
    Weil Penelope ihre unglaubliche Tapferkeit so bewunderte, folgte sie Elizabeth zu den Eingeborenen, obwohl sie sie fürchtete. Genauso wie sie die Gouverneursgattin regelmäßig ins Waisenhaus begleitete und, wenn sie nicht gebraucht wurde, die spielenden Kinder beobachtete und ihre brünetten und blonden Köpfchen betrachtete. Lily wäre in ihrem Alter gewesen, hätte vielleicht schon Holzklötzchen aufeinandersetzen und den Kopf einer Puppe streicheln können. Lilys Haar hätte in der Sonne wie Gold geglänzt, ihre Augen hätten das Blau des Himmels gespiegelt. Keines der Mädchen sah jedoch aus, wie sie sich Lily vorstellte.
    Elizabeth sah sich in erster Linie als Gouverneursgattin, in dieser Eigenschaft gab es für sie nur Aufgaben, aber keine

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