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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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murmelte Bernhard.
    »Hast du das Raubtier gesehen?«, fragte Penelope, nun beunruhigt, weil er sein Lachen verloren zu haben schien.
    »Ja, das Raubtier ist direkt vor uns«, sagte er leise. »Sie benutzen den Fluss als Abort – der Fluss, aus dem ganz Parramatta sein Teewasser schöpft.« Zuerst verstand sie nicht, dann roch sie, was er meinte.
    »Wenn dreißig Arbeiter ihre Notdurft in diesem kleinen Fluss verrichten, ihre Wäsche waschen und vielleicht sogar ihre Toten hineinwerfen, wie sie es daheim in Indien tun, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann wir in Parramatta die ersten Kranken haben werden. Eine Katastrophe.«
    Diese Gefahr sah auch Lachlan Macquarie, und Kaufmann Browne geriet in heftige Erklärungsnot, als er die Zustände auf seinem Hof rechtfertigen sollte.
    »Es hat uns einige Jahre gekostet, den englischen Sträflingen menschliche Bedingungen zu schaffen. Wollen Sie nun von vorn anfangen? Wollen Sie ernsthaft das Sklaventum in diese Kolonie tragen? Die stolz darauf ist, dass nach Verbüßung seiner Strafe jeder Mann frei ist, etwas aus sich zu machen? Das kann nicht Ihr Ernst sein, Mr. Browne.« Macquarie war außer sich vor Zorn, denn nachdem die heimliche Kloake entdeckt worden war, hatten sich immer mehr Arbeiter ein Herz gefasst und ihr Leid geklagt. Von Schlägen und Essensentzug war die Rede, von brutalen Aufsehern, von Einsperren, wenn man nicht parierte, und immer wieder von Schlägen, die kein anderes Gericht als das des Mr. Browne verhängt hatte.
    »Ich werde mich persönlich dafür verwenden, dass Sie diese Menschen in ihre Heimat zurückbringen, auf Ihre Kosten. Wir werden das vor dem Richter in Sydney bereden.« Der Gouverneur war entschlossen, ein Exempel zu statuieren. »Nachher kommen noch mehr Leute auf die Idee, Sklaverei nach New South Wales zu tragen! In einer Zeit, in der wir versuchen, genau das in den Kolonien abzuschaffen!«
    Mit einem Rucken fuhr die Kutsche an. Catherine Wards Kopfschütteln begleitete sie bis zum Tor, und vom Salonfenster sah ihnen die traurige Gutsherrin hinterher.
     
    »Ja, Sie haben wohl recht damit getan«, kommentierte Mrs. Treskoll die Ereignisse. »Und ich bin sehr gespannt, ob der Herr Kaufmann das bezahlen wird. Er hält sich nämlich für einen armen Mann, müssen Sie wissen. Erst letzte Woche haben sie ihm drei Schafe gestohlen – an Ort und Stelle geschlachtet! Verflixte Buschmänner, die haben Respekt vor gar nichts! Verriegeln Sie nur gut Ihre Tür und die Fenster! Ich sage dem Major ja immer, dass er unsere Rumfässer besser schützen soll, aber er meint, die stehle niemand, weil sie im Garten herumstehen. Bis sie dann gestohlen sind und der Major sieht, dass ich wieder einmal recht hatte.«
    Der Abendtee raubte Penelope den Schlaf. Major Treskoll hatte den Tee als wunderbares Schlafmittel gepriesen, doch möglicherweise war er daran gewöhnt – für Penelope war er viel zu stark gewesen. Und dann waren die unzähligen Geschichten in ihrem Kopf, die sie gehört hatte und die nicht weichen wollten.
    Nun saß sie im Bett, hellwach und bis in die Fingerspitzen angespannt, während neben ihr Bernhard tief und fest schlief. Sie betrachtete sein friedliches Gesicht und zählteseine unruhigen Atemzüge. Das schüttere graue Haar fiel ihm in die Stirn und ließ ihn verwegen aussehen. Wer freiwillig in dieses Land kam, musste verwegen sein. Sie lächelte errötend. Wer nicht warten konnte, bis man im Bett unter der Decke lag, war erst recht verwegen. Vorsichtig strich sie ihm die Strähne aus der Stirn, da nahm er im Halbschlaf ihre Hand, küsste sie und drehte sich auf die andere Seite.
    Ich liebe dich, dachte sie zum ersten Mal mit tiefer Inbrunst. »Ich liebe dich, Bernhard.« Vielleicht erreichte ihr flüsterndes Geständnis ihn im Schlaf, denn sein Atem ging ruhiger.
    Penelope stand auf und warf den Morgenmantel über. Das Zimmer war ihr inzwischen vertraut, und auch die Tür fand sie mühelos. Niemand im Haus war wach, überall hörte man Schnarchen und lautes Atmen. Aus dem Zimmer der Macquaries drang wohliges Seufzen – Penelope hob die Brauen. Der Urlaubstag schien allen Männern die Halsbinden gelockert zu haben.
    Die Verandatür, so erinnerte sie sich, lag am Ende des Flurs. Von dort aus gelangte man in den hinteren Teil des Gartens, wo im Schutz der Scheune der Pfirsichbaum wuchs. Die fixe Idee ergriff Besitz von ihr, an den Blüten zu riechen, und obwohl sie im Halbdunkel noch weniger sah als sonst, wanderte sie los, immer

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