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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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hatten tiefe Falten in sein Gesicht gegraben, ruhige Freundlichkeit schimmerte in seinen Zügen. Eine ungewöhnliche Erscheinung an diesem Ort. Blitzende Knöpfe auf der Jacke verrieten den Mann von Rang. Vielleicht war er Offizier. Penelope konnte den Blick kaum von den Knöpfen lassen. Dann plötzlich wurde ihr noch übler, und ihr schwanden die Sinne.
     
    Man goss einen Eimer brackiges Hafenwasser über Penelope aus. Für einen Moment glaubte sie, man habe sie ins Wasser geworfen. Hustend und spuckend drehte sie sich auf die Seite, da waren aber nur die Planken. »Meine Mutter – wo ist meine Mutter?«, keuchte sie.
    Mary beugte sich über sie. Zusammen mit der alten Jenny zog sie Penelope auf die Füße, und damit sie nicht wieder umfiel, stützte sie sie, während die Peitsche weiterknallte: »Weiter, weiter, ihr Huren – bewegt eure fetten Ärsche, vorwärts – los –«
    Da eine Welle das Schiff von vorne traf, bäumte es sich plötzlich vor ihnen auf, Penelope rutschte aus, verlor das Gleichgewicht. Sie spürte kaum noch etwas, als der Mann sie die Stiege einfach hinunterwarf. Keinen Knochen, keinen Schmerz – nichts als Taubheit. Dunkelheit empfing sie, hier und da unterbrochen von schwankenden Laternen und zerrissen vom unablässigen Weinen und Wehklagen der Frauen, die vor ihnen unter Deck gebracht worden waren. Das Gerassel der Ketten grub sich in Penelopes Bewusstsein. Sie kannte es ja bereits, sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn eiserne Schellen sich um das Handgelenk schlossen und eine Kette schwer zwischen den Beinen lag.
    Der Mann mit der schönen Stimme war an Deck geblieben, und so gab es niemanden, der ihnen sagte, wie lange sie in Fesseln liegen würden. Eine einzige Laterne schaukelte von der Decke, ihr Licht reichte nicht aus, um zu erkennen, wo die Mutter ihr Lager gefunden hatte.
    »Sie sagen, wir bleiben die ganze Reise über in Ketten«, flüsterte eine Frau neben ihr. »Sie sagen, manche sterben vor Schwäche …« Dann fing sie an zu weinen.
    »Sie hätten uns verflucht noch mal hängen sollen«, meinte Jenny trocken. »Da weiß man wenigstens, woran man ist.« Ihre Ketten rasselten über den nackten Holzboden, offenbar suchte sie nach einer bequemeren Art, zu sitzen. »Sieht nicht so aus, als ob sie uns Daunenkissen bringen werden. Wenigstens haben wir dann keine Flöhe.«
    »Es soll nicht so schlimm sein«, wisperte eine andere. »Ich traf einen, der war zurückgekommen, nach seiner Strafe. Es habe genug zu essen gegeben –«
    »So wie auf den Kähnen?«, fragte Jenny und lachte lautlos.»Ich sag euch was. Die lassen uns hier unten erst mal verrotten. Und wenn die Scheiße bis zum Deck reicht, holen sie uns raus, damit wir es wegputzen. Ihr werdet sehen.«
    Damit sollte sie recht behalten. Niemand störte sich an Geschrei und Tränen. Niemand kam, als eine Frau am Ende des Unterdecks hysterisch zu schreien begann und erst verstummte, als sie wohl das Bewusstsein verlor. Es hatte zu Anfang ein paar Trostworte und ärgerliche Rufe gegeben, doch keine der Frauen besaß genug Kraft, ihr zu helfen. Jede war in ihrer eigenen Angst gefangen und versuchte, Panik und Platzangst niederzukämpfen. Die Stunden zerrannen. Irgendwann vergaß Penelope, dass die Frau geschrien hatte, vergaß, wer rechts von ihr lag und wer links … Das Schiff hatte sich in Bewegung gesetzt – vor Tagen schon? Man verlor in der Dunkelheit unter Deck jegliches Zeitgefühl. Vielleicht hockten sie auch schon ein Jahr in dem stickigen Gefängnis. Zeit war eine Erfindung der Männer, die sie für ihre Taten verurteilt hatten, und jener, die an Deck herumliefen und das Gefangenendasein durch Geschrei am Tag und Stille in der Nacht in Abschnitte unterteilten. Zeit gehörte nicht in Sträflingshände. Die einzige Zeit, die man ihnen ausgehändigt hatte, war die ihres Strafmaßes.
    Sieben Jahre.
    Vierzehn Jahre.
    Die meisten von ihnen konnten sich darunter nichts vorstellen.
    Das Schiff schwankte hin und her, es ächzte, knirschte, dröhnte, die Planken stießen in einem furchteinflößenden Rhythmus dunkle Drohungen aus, dass sie auseinanderbrechen und alle Gefangenen an das Meer übergeben könnten. Penelope presste sich gegen die Schiffswand. IhrHintern war wund und brannte, ganz gleich, wie sie sich hinsetzte. Anfangs hatte sie noch gegen das Bedürfnis ihrer Därme angekämpft, aber irgendwann aufgegeben. Ihren Nachbarinnen erging es genauso. Hocken im eigenen Mist. Hinknien war unmöglich, Liegen ließen die

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