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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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selbst zu trauen. Der Schreiber der Gazette hätte vermutlich ohnehin nicht die richtigen Worte gefunden für das, was Penelope empfand, als sie von William Redfern in Macquaries Schreibstube geleitet wurde, wo die Zeremonie stattfinden sollte. Redfern hielt ihren Arm wie den einer Dame.
    »Sie sind jetzt eine Dame, meine Liebe«, schien er ihre Gedanken zu erraten. »Sie sind eine Dame, eine mit einem ganz besonderen Herzen. Wenn Bernhard sich Sie als Gefährtin ausgesucht hat, unterstütze ich seine Wahl mit großer Freude. Und ich bin stolz, Ihr Brautführer sein zu dürfen, und noch stolzer, Ihre Heirat zu bezeugen. Ich … ach, Penelope –« Er hielt an, drehte sie zu sich um und schloss sie vorsichtig, damit ihr Schleier nicht zerdrückt wurde, in seine Arme. »Ein warmes Willkommen in New South Wales. Mögen Sie alles, was Ihnen bisher Unschönes widerfahren ist, vergeben und vergessen können.« Er ließ sie wieder los und strich über ihre Arme. »Mögen Sie nun hier eine gute neue Heimat finden.«
    Penelope lächelte ihn glücklich an, obschon sie sein gelegentliches Zögern sehr wohl bemerkt hatte. Vielleicht ging es ihm wie ihr – das mit dem neuen Leben war so eine Geschichte. Sie war einst als eine verurteile Verbrecherin hergekommen. Es fühlte sich höchst eigenartig an, auf einmal zur anderen Seite gehören zu sollen, durch nichts als eine Heirat und ein Stück Papier. Ihre Tat blieb ja bestehen. So war es in der jungen Kolonie, wie Lachlan Macquarie erklärt hatte. Das Leben lag vor den Kolonisten, ganz gleich, ob sie als Verurteilte herkamen oder als Freie. Wer sich bewährte, Fleiß und den Willen zeigte, sein neues Lebenmutig anzupacken, der hatte Macquaries ganzes Wohlwollen, dem legte man keine Steine in den Weg. Kein Gouverneur unterzeichnete so viele Pardons und Lösescheine wie Macquarie – keiner hatte mehr Freunde und Bewunderer unter den Exsträflingen. An keinem Gouverneur übten die Vornehmen deswegen so viel Kritik.
    Nicht die Spur von Hochmut oder Geringschätzung lag denn auch in Macquaries Blick, als er die Frischvermählten einander zuführte und Penelopes Hand in Bernhards legte.
    »Seid füreinander Quelle und Wasser, auf dass der Boden zu euren Füßen grüne und blühe«, erklärte der Gouverneur lächelnd. »Den Satz habe ich einem Priester gestohlen. Nicht von Mr. Marsden.«
    Bernhard hob die Brauen. Er hatte nie ein Hehl daraus gemacht, dass ihm Samuel Marsden zutiefst unsympathisch war und dass er dessen Ernennung zum Magistraten für völlig falsch hielt.
    »Ich dachte, der Spruch schadet nicht. Miss … Mrs. Penelope wird einige Zeit brauchen, um sich in ihr neues Leben und seine Pflichten einzugewöhnen. Seien Sie ihr Quelle und Wasser, Kreuz. Stehen Sie zu ihr.« Der Gouverneur ergriff Bernhards Hand und schüttelte sie herzlich und mit Nachdruck. Redfern umarmte seinen deutschen Freund, und Penelope stand daneben, schaute auf die Blumen in ihrer Hand und konnte immer noch nicht glauben, was ihr soeben widerfuhr.
    Mädchen suchen keine Glitzersteine im Fluss. Sie bekommen sie von ihrem Liebsten geschenkt.
    Die Eheleute Kreuz bezogen eines der kleinen alten Häuser unweit des Hospitals, mehr ließ Bernhards mageres Gehalt nicht zu. Es war aus Holz errichtet, möglicherweise stammte es aus der Frühphase der Kolonie, als Menschennoch mit bloßen Händen Bäume gefällt hatten. Doch die Schlichtheit der vier Wände spielte keine Rolle – es war ein Zuhause, zum ersten Mal in ihrem Leben. Bernhard trug sie über die Schwelle seines Hauses, behutsam wie einen kostbaren Schatz. Im Innern setzte er sie ab, drehte sie zu sich um und sah ihr ins Gesicht.
    »Wir haben einen langen Weg zurückgelegt, Penelope. Möge das, was vor uns liegt, glücklicher verlaufen. Ich bin kein Mann von Poesie und großen Worten. Aber was in meiner Macht liegt, will an Glück ich dir geben.« Er lächelte sein scheues Lächeln, das ihr jedes Mal ans Herz ging, weil es so grundehrlich war. »Das verdammte Schiff hat uns einst hier an Land gesetzt. Lass uns daraus etwas machen.«
    Er liebte sie mit zärtlicher Hingabe und Ruhe, bedacht darauf, sie nicht zu verschrecken, und ohne zu ahnen, was hinter ihr lag. Er ließ sie vergessen, dass er sie bereits kannte, und eroberte sie aufs Neue, und diesmal als Liebhaber und nicht als Arzt. Als sie weinte, hielt er sie stumm in seinen Armen und schien zu wissen, dass man Ketten zwar aufschließen, aber niemals ganz abstreifen kann.
    Die Nacht brachte

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