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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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auch nur eine respektlose Bemerkung über die Frau des Doktors fallenzulassen.
    Viel belastender empfand Penelope die Reise nach Parramatta insgesamt. Sie war nicht mehr dort gewesen seit der Nacht, da James Heynes durch Anns heimtückischen Speerstoß gestorben war. Sie wusste nicht, was aus dem Schafhirten geworden war. Ob er noch lebte oder ob Reverend Marsden ihn inzwischen totgeprügelt hatte. Die vom Magistrat verhängten Strafen standen zwar allwöchentlich in der Gazette, doch war Bernhard rücksichtsvoll genug, ihr diese Meldungen nicht vorzulesen, wusste er doch, dass immer wieder Namen auftauchten, die sie möglicherweise kannte. Er gab sich alle Mühe, sie ihre Vergangenheit vergessen zu machen.
    Parramatta aber brachte die Vergangenheit zurück. Das allerdings ahnte Bernhard nicht, denn als er von Elizabeths Plan hörte, war er Feuer und Flamme. »Ein hübscher Ort ist das geworden, weit entfernt von dem alten Drecksloch am Fluss«, rief er begeistert. »Viele Häuser stehen inzwischen dort, die gar nicht mal so schlecht aussehen, die Kaufleute haben allerhand Geld investiert – und nicht nur Rum –, um aus der Stadt was zu machen. Der Besuch bei William Browne wird sicher interessant werden. Wie ich hörte, soll er ausländische Arbeitskräfte ins Land gebracht haben.«
    »Indische«, verbesserte ihn Penelope.
    »Woher auch immer – wenn das die katastrophalen Lebensbedingungen unserer Sträflinge verbessert, bin ich dafür«, erwiderte er. »Es sind viel zu wenige, und sie werden schlimmer ausgebeutet als die Sklaven auf den amerikanischen Plantagen.«
    Penelope begleitete Elizabeth weiterhin alle paar Tage ins Waisenhaus und in die Fabrik, wo Sträflingsfrauen ihre Arbeit verrichteten, Strümpfe, Schuhe und Hüte herstellten und wohlversorgt mit Kleidung und Essen waren. Die Tage der schmierigen Frauenfabrik von Parramatta waren Vergangenheit. An den Hafen ging man sowieso nur in Herrenbegleitung – nein, eigentlich ging man dort überhaupt nicht hin. Dort, so hieß es, trieben sich die schlimmsten Huren der Kolonie herum, solche, die nicht einmal den Gedanken an Wohltätigkeit verdient hatten.
    »Abschaum«, nannte Lachlan Macquarie sie verächtlich. Er ahnte nicht, dass Elizabeth auch dort nach dem Rechten schaute und betrunkene Weiber aus dem Schlamm zog, damit sie ihren Rausch wenigstens im Trockenen ausschlafen konnten. Sie erwähnte diese Besuche immer nur am Rande, weil sie Penelope nicht beunruhigen wollte.
    Am Tag vor der Abreise nach Parramatta hatte Penelope ihren Teebesuch bei Elizabeth zu sehr ausgedehnt, und es war gegen frühen Abend, als die Gouverneursgattin noch einmal aufbrechen musste, um ein Körbchen im Hafen abzugeben.
    »Im Hafen. Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Penelope.
    »Ich habe es versprochen«, bekräftigte Elizabeth ihr Vorhaben.
    »Auf keinen Fall gehen Sie alleine!«, rief Penelope, als die Freundin sich den schwarzen Umhang überwarf und ihr Spitzenhäubchen gegen eine einfache Stubenhaube vertauschte.Das Körbchen streifte sie über den Arm. Ein Tuch verbarg den Inhalt.
    »Was ist da drin?«, fragte Penelope, da ihr ein Blick unter das Tuch verwehrt blieb. Lucy war mit ihrer Amme schon auf dem Heimweg, das Kind hatte vor Müdigkeit gequengelt und schlief im eigenen Bettchen am besten. Bernhard würde vor Mitternacht kaum heimkehren, er hatte für William einen Abenddienst im Hospital übernommen. Sie genoss es, reichlich Zeit mit der Freundin verbringen zu können.
    »Nun …« Elizabeth zögerte. »Schwämmchen. Lachlan weiß nichts davon.« Sie räusperte sich. »Die Dirnen haben mich danach gefragt. Morris von der Fischhandlung hat sie mir besorgt und versprochen, den Mund zu halten. Man muss danach tauchen, seine drei Jungs wissen, wo man am besten …«
    »Schwämmchen?« Penelope schüttelte verständnislos den Kopf, da drückte Elizabeth ihr eines in die Hand.
    »Man tränkt sie mit Essig und schiebt sie dann an die richtige Stelle. Dann wird man nicht schwanger. Das hat mir eine alte … Frau gesagt. Die Weiber müssen es ja treiben, weil sie davon leben. Aber so setzen sie wenigstens keine Kinder in die Welt.« Elizabeth lächelte verlegen und betrachtete das Schwämmchen. »Lachlan würde sofort merken, wenn ich so etwas benutzte, aber diesen Kerlen ist es vielleicht egal.«
    »Meine Güte, woher wissen Sie nur all so was?«, flüsterte Penelope und tastete nach dem Korb, um den Schwamm schnell wieder aus den Fingern zu legen.
    »Aber Penelope, ich

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