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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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schockierte ihn.
    Jedenfalls brachte er ihn wieder zum Sprechen. Will sprang auf und schrie los: »Nein, ich komme nicht mit! Ich will nicht mit, ich bleibe hier!«
     
    »Liebling, es ist ja nicht so, als würde ich es nicht schrecklich mögen«, sagte Zeinab eben zu Morton Phibling, »aber du weißt doch, was Inez gesagt hat. Trag das nicht auf der Straße, hat sie gesagt. Schließlich hast du mich ja nicht mit dem Lincoln abgeholt, oder?«
    »Hätte ich schon, wenn du mich zu dir nach Hause hättest kommen lassen.«
    »Ich habe dir doch schon millionenfach gesagt, dass mich mein Paps umbringen würde. Und dich auch.«
    Statt der Bootspartie saßen sie in Kew Gardens. Morton war wieder eingefallen, dass er seekrank wurde. Zeinab hatte eigentlich nicht nach Kew fahren wollen. Gärten ließen sie kalt, auch wenn sie Blumen gern hatte, besonders Orchideen und Callas. Morton war nur deshalb auf den Besuch versessen gewesen, weil er während der Schulzeit ein Gedicht gelernt hatte, in dem es um einen Besuch in Kew während der Fliederblüte ging. Es lag nicht weit von London entfernt. Zeinab befand, es sei viel zu weit weg von der Stadt, und teilte ihm das auch mehrmals mit. Wegen des Diamantanhängers machte sie sich keine Sorgen. Sie bildete sich ein, sie hätte ihn im Dame-Shirley-Porter-Haus liegen gelassen, in einem Fach des Badezimmerschränkchens. Ihr Verlobungsring – der große, nicht Rowleys wesentlich bescheidenere Version – steckte an ihrem Finger. Sobald jemand hersah, ließ sie ihn stolz aufblitzen. Sonst gab es hier nichts zu tun.
    Morton strengte sich ziemlich an, den Tag zu retten, indem er sie zum Tee ins Ritz entführte. Zeinab, die nie zunahm, verspeiste zwei Schokoeclairs und ein großes Stück Erdbeerkuchen mit Sahne. Trotzdem dachte sie inzwischen ernsthaft darüber nach, die Geschichte mit Morton zu beenden. Dafür war es höchste Zeit, bevor die ganze Sache samt Brautkleid, Hochzeitsdatum und Gästeliste einen kritischen Punkt erreichte. Trotzdem wollte sie ihm vorher noch ein großes Geschenk abluchsen. Der Jaguar brachte sie nach Hampstead, wo Mortons Chauffeur herrisch angewiesen wurde, an der Ecke zu halten und sie aussteigen zu lassen, falls Mr. Sharif auf der Lauer liegen sollte.
    Morton wurde selbstverständlich zurück zum Eaton Square gefahren, während Zeinab mehrere Buslinien nach Lisson Grove nehmen musste. Algy und die Kinder schauten sich im Fernsehen »Mary Poppins« an. Im bequemsten Sessel saß ungebeten ein uneingeladener Gast und vertilgte Godiva-Schokolade. Mrs. Sharif.
    »Das war wieder ein Tag«, sagte Zeinab in der Hoffnung, ihre Mutter würde sie für die einzige Frau in Marylebone halten, die an diesem Feiertag gearbeitet hatte. »So ein Trubel.« Sie legte zwar auf die Meinung ihrer Mutter keinen Wert, sollte diese aber Zeinabs Spiel mit Morton und Rowley missbilligen, würde sie sich eventuell weigern, Babysitterin zu spielen. Beim Gedanken an Morton fiel ihr wieder der Diamantanhänger ein. Sie ging ins Bad und sah im Schränkchen nach. Der Anhänger lag nicht auf dem Brett. Sie musste ihn herausgenommen und ins Schlafzimmer gelegt haben. Beim Gang über den Flur wurde sie von Algy bei ihrer Suche unterbrochen. Er meinte, er müsse ihr etwas sagen, was er Mrs. Sharif lieber nicht hören lassen wolle.
    »Wenn es darum geht, dass ich mit Morton und Rowley herumziehe«, sagte Zeinab, »dann schenk dir das. Mir macht das auch keinen Spaß, und außerdem ist es eine verdammte Schinderei. Ich werde dir mal was sagen: Mortons Freund Orville Pereira hat mich eingeladen, aber ich habe ›Nein‹ gesagt, obwohl er Milliardär ist. Deinetwegen. Also.«
    »Darum geht’s gar nicht. Es geht um den Tausch.«
    »Was meinst du mit Tausch?«
    »Dieses Pärchen hat angerufen. Die haben meine Anzeige gesehen und hätten eine Wohnung in Pimlico, die sie aufgeben, weil sie eine hier in der Gegend wollen. Suzanne, das ginge ohne Theater. Wäre dasselbe Sozialamt, und ginge ganz schnell.«
    »Ich weiß nicht, Alge. Das ist eine wichtige Entscheidung. Ich weiß nicht mal, wo Pimlico liegt.«
    »Ich schon. Ich könnte es dir zeigen. Deine Mama bleibt hier bei Bryn und Carmel, und wir könnten hinunterfahren und es uns anschauen. Zumindest mal von außen.«
    »O.k.«, sagte Zeinab, »ich habe nichts dagegen. Aber wenn wir schon dabei sind, dann lass uns wenigstens irgendwo essen gehen. So können wir uns gleich einen schönen Abend machen. Aber erst muss ich noch diese Kette finden, die

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