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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Bargeld.«
    »Ich hatte Glück«, sagte Freddy, als klar war, dass Jeremy nicht danach fragen würde. »Mein ganzer wertvoller Besitz ruht sicher bei mir zu Hause in Stoke Newington.«
    »Freddy, sind Sie schon wieder umgezogen?«
    Diese Frage konnte sich Inez nicht verkneifen. Während sie sich zu ihm umdrehte, hielt draußen ein Wagen, und DC Jones stieg heraus, gefolgt von einem Beamten in Uniform. Nehmen wir mal an, man hätte meinen Safe bereits gefunden, dachte Jeremy, weggeworfen und leer …
     
    Eigentlich hatten sie den Lunch an einem Tisch im Freien mit Blick auf den Fluss einnehmen wollen, stattdessen saßen sie drinnen in einem Restaurant, in dem der Geschäftsführer die Heizung andrehen musste. Trotz des insgesamt nicht unfreundlichen Tages fielen immer wieder urplötzlich Hagelschauer vom Himmel und prasselten auf das kunstvoll verlegte Pflaster. James war anscheinend unbehaglich zumute, und Becky war angespannt, egal, wie sehr sie sich auch bemühte, locker zu werden. Will war daheim geblieben. Sie hatten ihm einen kalten Lunch aus Schweinefleischpastete, hart gekochten Eiern, Quiche und eingelegtem Gemüse hinterlassen und versprochen, spätestens um halb vier zurück zu sein. Den Lunch hatte Becky vorbereitet, da sie wusste, dass er Salat nicht essen würde, und ihm nur ungern etwas Heißes hinterlassen wollte, während James den Part mit dem Versprechen übernommen hatte.
    Darin war er ziemlich gut, jedenfalls bildete er sich das ein. Becky hingegen wusste, dass man Will nicht dadurch überzeugen konnte, dass man ihm erklärte, er wolle doch seiner Tante nicht den Spaß verderben, und außerdem täte es ihr gut, wenn sie ab und zu aus dem Haus käme. Will dachte, Beckys größte Freude wäre es, wenn sie sich mit ihm in ihrem eigenen Zuhause aufhielte. Zu ihrer Bestürzung musste sie erkennen, dass er James nicht leiden konnte. Zwar sprach er immer noch nicht und war trotz seines kindlichen Gemüts wenigstens insofern kein Kind mehr, als er seine Mimik unter Kontrolle hatte. Nie würde er wie ein Neunjähriger schmollen und die Stirn verziehen, stattdessen beherrschte er es meisterhaft, freundlich zu nicken und zu lächeln.
    Sie konnte in seinem Gesicht wie in einem offenen Buch lesen, schließlich hatte sie ja auch reichlich Übung darin. Sein Unbehagen im Umgang mit James erkannte sie aus der Art, wie seine unglücklichen Augen an jeder ihrer Bewegungen klebten und sich nur abwandten, um James hart und unversöhnlich anzustarren. Nachdem sie diesen Blick – diesmal bohrte er sich in James’ Rücken – ein zweites Mal gesehen hatte, hätte sie beinahe gesagt, sie würde nicht ausgehen, schließlich sei der Tag gar nicht so schön, wie es geheißen hatte, und daheim könnte man es sich genauso gemütlich machen. Doch dann fiel ihr ein, dass in diesem Fall vielleicht Wochen vergehen könnten, bis sie wieder ohne Will ausgehen würde. Vielleicht sogar erst, nachdem er seine Sprache und sein Selbstvertrauen wiedergefunden hatte und in die Star Street zurückgekehrt war. All das war ihr im Restaurant durch den Kopf gegangen, während sie Spargel aßen und Sauvignon tranken.
    »Wir müssen miteinander reden«, sagte James. Seine Worte trafen sie wie ein kalter Schlag.
    »Becky, ich mag dich wirklich gern. Ich fühle mich sehr zu dir hingezogen, und es tut mir mehr Leid, als ich ausdrücken kann, dass ich dich die letzten Wochen grundlos im Stich gelassen habe.«
    »Das macht doch jetzt nichts«, entgegnete sie.
    Er gab keine Antwort. »Wenn ich dich schon lange kennen würde, wenn wir einander bereits wirklich kennen gelernt hätten, dann würde ich vielleicht Verständnis haben und bereit sein, dich mit einem – einem Neffen zu teilen, der auf dich angewiesen ist. Wenn Will unter diesen Umständen zufällig für einige Zeit bei dir hätte einziehen müssen, dann würde ich das akzeptieren und – warten. Aber so ist es ja nun mal nicht. Ich bin noch nie mit dir mehrere Stunden allein gewesen, weder bei dir in der Wohnung noch bei mir. Und was eine ganze Nacht anbelangt …«
    Sie merkte, wie sie rot wurde. Lächerlich, und das in ihrem Alter. Sie sah ihn an und wollte, dass er aufhörte. Er tat es nicht.
    »Und was eine ganze Nacht anbelangt, so wirst du vermutlich sagen, dass dies nicht geht, so lange Will da ist. Das wirst du, ich weiß es.«
    »Ja, würde ich.« Gegen ihren Willen entrangen sich ihr diese Worte. »Ich weiß nicht, was er tun würde.«
    Ihr Hauptgericht kam. Obwohl sie keinen

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