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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Pfund.
    Die Alarmanlage war vergessen. Stattdessen fiel Inez wieder der Vorfall mit dem Schlüssel ein. Beim Gedanken daran lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Hastig schluckte sie ihren Rest Wein auf ein Mal. Sie hatte immer gewusst, dass sie ihn nicht nur einmal umgedreht hatte. Er lag noch immer in ihrer Handtasche. Heute Morgen hatte sie ihn eingesteckt, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Gartentür zugesperrt war. Mittlerweile war sie sicher, dass außer ihr keiner im Haus war. Sie ging hinunter. Beim Anblick der versperrten Tür ohne Schlüssel fühlte sie sich ein wenig erleichtert. Aber, Moment mal … Zwischen der Türschwelle und der Kante des Fußabstreifers lag ein Schlüssel auf dem Boden, der genau wie ihrer aussah, nur heller und glänzender. Obwohl es wenig Sinn hatte, hob sie ihn auf und untersuchte ihn. Der Laden musste in ihrer Abwesenheit Besuch bekommen haben … Trotzdem hatte sie der Unbekannte nur leicht geschädigt. Aber was war mit ihren Mietern?
    Gerade kam einer von ihnen herein. Sie ging durch den kleinen Verbindungsgang Richtung Straße. Es war Jeremy Quick.
    »Tut mir Leid, dass ich Ihnen das mitteilen muss, aber bei uns wurde offensichtlich eingebrochen«, sagte sie.
    »Was? Meinen Sie im Laden?«
    Wenn das nicht eine Goldmedaille für Egoismus wert war, ging es Ines durch den Kopf. Seine Stimme hatte eindeutig sensationslüstern geklungen.
    »Nein, seltsamerweise eben nicht im Laden. In meiner Wohnung sind sie gewesen und haben in der Küche die Dose mit dem Kleingeld geplündert. Ich vermute, sie sind durchs ganze Haus gegangen.«
    Er war weiß geworden, nicht nur blass. Ein krankhaftes, fast grünliches Weiß. Seine Schädelknochen traten hervor, sein Blick war starr. Dort oben musste etwas sein, was niemand wissen sollte, um keinen Preis. Harte Pornos? Pornografie mit Kindern? Diebesgut? Eines war ihr plötzlich klar: Es gab nichts, was sie ihm nicht zutrauen würde. »An Ihrer Stelle würde ich sofort hinaufgehen und nachsehen«, sagte sie. Und dann fiel ihr ein, dass sie eigentlich die Polizei hätte anrufen sollen. Während sie die Nummer wählte, überlegte sie, wer von ihnen wohl käme. Oder würden sie einen Unbekannten schicken?
    Jeremy nahm zwei Stufen auf einmal. Das Innere seiner Wohnung wirkte unangetastet. Er schloss die Augen, holte tief Luft und öffnete den Schrank in der völlig unsinnigen Hoffnung, das Gewicht der Geldkassette hätte sie abgeschreckt. Hatte es nicht. Obwohl er mit dem leeren Platz im Fach gerechnet hatte, war es immer noch dermaßen schockierend, dass er sich setzen musste. Gab es eine Chance, dass sie mit dem Öffnen solche Schwierigkeiten hätten, dass sie den Versuch abbrechen und die Kassette wegwerfen würden? Würden sie sie über eine der Brücken in den Fluss fallen lassen? Wohl kaum, dachte er realistisch. Ein Safe mit einem solchen Sicherheitsschloss konnte nur wertvolle Gegenstände enthalten, davon würden sie überzeugt sein.
    Ein unbekanntes Gefühl überfiel ihn. Er wollte nicht allein sein, er sehnte sich nach der Gesellschaft seiner Mitmenschen. Inez und alle übrigen, die schon im Haus waren, müssten erfahren, was ihm die Diebe gestohlen hatten. Dass sein Safe fehlte, würde er ihnen gegenüber klugerweise nicht erwähnen und auch garantiert nicht gegenüber der Polizei, falls sie käme. Besser, er erzählte etwas von Geld und Schmuck, Manschettenknöpfen, einer Uhr, oder Ähnliches. Da fiel ihm wieder ein, dass er seine zweite Uhr im Schlafzimmer auf der Kommode liegen gelassen hatte. Er rannte hinein. Die Uhr war weg. Er ging nach unten.
    Ludmilla marschierte durch den Laden und machte wegen des Raubüberfalls und der Unordnung, die in ihrer Wohnung herrschte, eine große Szene.
    »Alles geplündert«, schrie sie immer wieder, »und meine sämtlichen Trauringe gestohlen! Alle! Jans Ring und der von Waldemar. An denen hänge ich am meisten. Alle weg!«
    »Ludo, ich hätte mir nie träumen lassen«, sagte Freddy mit besorgter Miene, »dass du schon so oft verheiratet warst. Das lässt die Dinge in einem anderen Licht erscheinen.«
    Sie beachtete ihn gar nicht und begann stattdessen, an ihren Haaren zu zerren, als wollte sie sie mit der Wurzel ausreißen. Inez trat ans Fenster und wartete auf die Ankunft der Polizeibeamten, die versprochen hatten, »in der nächsten halben Stunde« zu kommen.
    »Hat man Ihnen viel geklaut?«, meinte Freddy, als Jeremy hereinkam.
    »Nicht viel. Eine Uhr, an der ich hing. Etwas

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