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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Appetit darauf hatte, wusste sie eines: Irgendwie war es ihre Aufgabe, die Dinge in Ordnung zu bringen und dafür zu sorgen, dass aus diesem »Wir müssen miteinander reden« eine Erfahrung wurde, die sie beide voranbrächte, und keine negative. »James«, sagte sie, ohne ihren eigenen Worten zu trauen, »es wird ja nicht so weitergehen. Es ist einfach ein unglücklicher Zufall, dass wir beide uns zur selben Zeit begegnet sind, als die Polizei Will das Leben zur – zur Hölle gemacht hat. Es wird ihm wieder besser gehen. Er wird heimgehen, und ich werde ihn höchstens einmal pro Woche sehen müssen.« Hatte sie sich während all der Jahre voller Schuldgefühle jemals so schuldig gefühlt wie jetzt? Hatte das Gefühl, sie würde Will schlimmer verraten als damals, als sie ihn in dieses Heim gehen ließ, jemals so schwer auf ihr gelastet? »Ich« – eigentlich hatte sie sagen wollen, sie liebe ihn, doch dann verbesserte sie sich – »hab ihn wirklich lieb. Ich bin für ihn verantwortlich, besonders momentan.«
    »Ich nicht«, sagte James mit einer Schärfe, die sie wie ein Schlag traf.
    Sie dachte, sie müsse vom Tisch aufstehen, hinausgehen und sich übergeben. Nur durch übermenschliche Anstrengung brachte sie sich unter Kontrolle. »Gib mir – zwei Wochen«, sagte sie bittend, obwohl sie sich für diese Bitte hasste. »Bitte. Nur zwei Wochen, dann wird alles ganz anders sein.«
    »Na gut«, meinte er, »na gut. Wenigstens liegen jetzt alle Karten offen auf dem Tisch.« Ach, du hast ja keine Ahnung, dachte sie, keine Ahnung. »Lass uns über etwas anderes reden.«
    Der Lunch war ihr verdorben. Allerdings hatte sie nie große Hoffnung in einen erfolgreichen Ablauf gesetzt. Die Zeit saß ihr im Nacken. Während sie geistesabwesend plauderte, dachte sie an Will, der allein zu Hause saß. Vielleicht wäre er von seinem Lunch enttäuscht, vielleicht weigerte sich der Fernseher, der Fernbedienung zu gehorchen. Waren die Batterien noch gut? Vielleicht klingelte in ihrer Abwesenheit das Telefon. James schien gar keine Lust zu haben, zurückzugehen und schlug vor, sie könnten doch am Südufer bis zur Westminsterbrücke spazieren gehen. War sie je im Aquarium gewesen? Das könnte man auch machen.
    »Wir haben gesagt, wir wären um halb vier wieder da.«
    »Ach, richtig. Dann machen wir uns besser auf den Weg.«
    Will ging es gut. Das Essen, das sie da gelassen hatte, hatte er verspeist und sogar die Teller abgewaschen. Der Fernseher lief, und er schaute sich fröhlich einen alten Schwarz-Weiß-Film an. Becky machte Tee, holte Wills Lieblingsgebäck heraus, aber James zog ein Gesicht, als hätte sie ihm einen Teller Maden angeboten. Er griff zwar in der Zeitung nach dem aktuellen Kreuzworträtsel, saß aber dann doch nur da und starrte aus dem Fenster, als sei er tief in ziemlich langweilige Gedanken versunken. Vielleicht konnte er das Rätsel nicht lösen, oder er hatte keine Lust, sich ernsthaft daran zu versuchen. Becky war niedergeschlagen. Wenn er die beiden nächsten Wochen so weitermachte, wenn er seinen Kurs beibehielte, würde sie ihn vielleicht allmählich nicht mehr mögen und ihn nie wieder sehen wollen. Damit wären sämtliche Probleme gelöst.
    Um sechs Uhr – der Fernseher lief schon seit drei Stunden – stand er auf und sagte, er müsse gehen. Er habe versprochen, noch bei seiner Schwester vorbeizuschauen, wolle aber mit Becky in Kontakt bleiben und sie anrufen. Auf Wills Gesicht breitete sich ein erleichtertes und eindeutig wohlgefälliges Lächeln aus. Als James fort war, lümmelte er sich entspannt in die Kissen, lachte schallend über das, was er auf dem Bildschirm sah, und warf Becky verschwörerische Blicke zu. Einmal zwinkerte er sogar, und das hatte sie bei ihm noch nie vorher gesehen.
    Im Gegensatz zu Will war sie nicht in der Lage gewesen, beim Abendessen auch nur einen Bissen hinunterzubringen. Obwohl er den ganzen Tag faul auf dem Sofa gelegen hatte, verschlang er gierig sein von ihr gekochtes Lieblingsessen: Eier, Speck, Pommes frites und Grilltomaten. Als es um acht Uhr an der Wohnungstür klingelte, dachte sie, James wäre vielleicht zurückgekommen. Vielleicht täte es ihm Leid, weil er geschmollt hatte und alles andere als liebenswürdig gewesen war, doch in Zukunft würde alles anders … Statt James war es Detective Constable Jones. Sein Erscheinen in ihrem Wohnzimmer löste in Will etwas aus. Entweder erinnerte er ihn an seine Nacht in der Untersuchungshaft, oder allein sein Anblick

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