Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
und die Tiere. Sie würde sich da sehr wohl fühlen.«
»Das geht mir alles viel zu schnell. Unser ganzes Leben würde auf den Kopf gestellt.«
Sarah schaute versonnen in die Ferne. »Manchmal ist es aber schön, ganz neu anzufangen. Hast du nie darüber nachgedacht, nie einen Gedanken daran verschwendet, etwas allein aufzubauen? Wolltest du wirklich immer das Hotel deiner Eltern übernehmen?«
Oliver ließ den feinen Sand durch die Finger rieseln. Eine Weile sagte er nichts. Als er den Blick hob, sah er trotzig aus. »Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Doch als Kelly so früh starb, stand ich mit Sammy allein da. Meine Eltern haben geholfen, wo sie nur konnten, aber ich hatte die Verantwortung für mein Kind. Da schmeißt man nicht so schnell alles hin und strickt sich neue Luftschlösser. Das Risiko, dass etwas schief geht, ist einfach zu groß, wenn man einem Kind Vertrauen, Sicherheit und Geborgenheit schuldet.«
Sarah senkte den Kopf. Sie bedauerte, Oliver in die Enge getrieben zu haben. Sie griff wieder nach seiner Hand und legte sie an ihre Wange. »Es tut mir Leid, Oliver. Ich wollte dich nicht drängen. Ich suche nur verzweifelt nach einem Weg, wie wir beide unsere Träume unter einen Hut bekommen können. Denk einfach in Ruhe über alles nach. Vielleicht machst du dir einmalallen Ernstes klar, dass du nicht mehr allein bist. Du hast jetzt mich.«
Die Stille zwischen ihnen hatte nichts Unangenehmes mehr. Plötzlich waren sie einander wieder nah. Oliver wusste, dass Sarah Recht hatte. Auch hatte er in der Zeit ihrer romantischen Zweisamkeit auf Hamilton Island den Gedanken an Warren Creek und das angespannte Verhältnis zwischen Sarah und seiner Mutter verdrängt. Er holte tief Luft. Wenn er ehrlich war, konnte er es seiner Frau nicht verdenken, dass sie nicht ständig den spitzen Bemerkungen ihrer Schwiegermutter ausgesetzt sein wollte.
Sarah lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Wir finden schon einen Weg, Oliver, da bin ich ganz sicher.«
Er legte einen Arm um sie, zog sie an sich und sah über ihren Kopf hinweg aufs Meer. Etwas von ihrer Zuversicht hatte ihn erreicht. »Ja, ich auch.«
29
W ährend der nächsten beiden Tage bummelten sie über die Insel oder badeten im Meer. Sie gingen vorsichtiger miteinander um, und Sarah bedauerte, dass ihr Gespräch Olivers blitzenden Übermut hatte verschwinden lassen. Aber er war nicht mehr verstimmt, sondern eher nachdenklich. Sarah wusste, dass er Zeit brauchte, und ließ ihn in Ruhe. Sie hing selbst ihren Gedanken nach. Als sie sich an ihrem vierten Morgen auf Hamilton Island nach dem Frühstück in ihrem Zimmer aufhielten, ließ Sarah das Klingeln des Telefons aufhorchen. Sie war im Bad und hörte, wie Oliver das Gespräch annahm. Gleich darauf wirkte er sehr aufgeregt, als er den Telefonhörer auflegte. »Sarah? Komm schnell! Das war Robert. Robert Carter. Mein Freund aus Studienzeiten. Stell dir vor, er ist unten in der Halle.«
Sarah hatte ein Haargummi zwischen den Zähnen und kämmte sich die Haare zu einem Pferdeschwanz. Während sie jetzt alles zusammenband, kam sie aus dem Bad. »Wart ihr denn für heute verabredet? Oder will er dich überraschen?«
Oliver durchwühlte seine Nachttischschublade auf der hektischen Suche nach irgendetwas. »Weder noch. Es ist ein Zufall. Ich hab dir doch erzählt, dass er hier eine Tauchschule und einen kleinen Bootsverleih mit seiner Frau betreibt, nicht? Er hat gerade ein paar Amerikaner, die mit ihm zum Hochseefischen waren, ins Hotel zurückgebracht. Und da er schon mal hier ist, wollte er sich bei uns melden.« Er sah sie fragend an. »Bist du fertig?«
Sarah trug ein dünnes langärmliges Leinenshirt und Bermudas. Oliver registrierte ihr Zögern. »Du schaust sehr gut aus.«
Sie nahmen den Lift und fuhren nach unten. Als sie sich suchend in der Halle umsahen, erhob sich Robert Carter aus einem der niedrigen Sessel, die in der Hotelhalle am Fenster standen und einen atemberaubenden Ausblick aufs Meer ermöglichten. Lachend kam er auf Oliver zu, umarmte ihn und schlug ihm auf die Schulter. »Hi, Olli! Mann, ist das schön, dich zu sehen!« Er zupfte an Olivers Locken und grinste. »Und Zeit wird es auch. Wie ich sehe, wirst du schon grau.«
Oliver erwiderte die fröhliche Begrüßung und neckte seinen früheren Studienfreund ebenfalls, während Sarah etwas abseits stand und ihn rasch musterte. Robert schien ein Widerspruch in sich zu sein. Sein hellblondes Haar stand im krassen Gegensatz zu seiner
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