Der Duft des Jacaranda-Baums (German Edition)
hatte ich bedingungslos geliebt und war zurückgelassen worden. Egal, aus welchen Gründen, es war wieder passiert. Ich habe dich mit jeder Faser meines Herzens vermisst, weinte oft und litt unsagbar darunter, dass du uns aufgegeben hattest.« Sie schwieg einen Moment, und Oliver schaute mit unbewegter Miene aufs Meer. Obwohl nicht offen erkennbar, war er betroffen. Doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr Sarah fort: »Das Einzige, was mir damals geholfen hat, war Wintinarah. Meine Großeltern sind einfach fabelhaft, und die Arbeit auf der Farm hat mir wieder Luft zum Atmen verschafft. Ich fühlte dort eine solche Freiheit wie nirgendwo sonst auf der Welt. Ich schwor mir, dass ich dieses Gefühl nie mehr vergessen und dass ich nie mehr von jemand anderem abhängig sein würde. Ganz besonders nicht, wenn Liebe im Spiel ist. Denn wenn ich eines gelernt habe, dann das: Liebe macht wehrlos.« Sie wandte den Blick vom Meer ab und sah ihn an. »Oliver, ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe. Ich liebe dich mit allem, was ich bin und habe. Aber ich möchte daneben auch selbstständig bleiben. Ich will ich selbstsein, nicht die Ehefrau des Hoteldirektors, nicht die Schwiegertochter der Hoteleigentümer, nicht die Stiefmutter der Hotelerbin. Es ist lieb, dass ihr mich einbeziehen wollt, ja, dass ihr mir zeigen wollt, dass ich dazugehöre. Aber ich gehöre nur zu dir, weil wir uns lieben, nicht, weil wir geheiratet haben oder weil ich im Hotel mitarbeite.«
Sie verstummte und betrachtete sekundenlang sein Profil. Seine dunklen Augen verfolgten ein paar Möwen, die über dem Meer kreisten. Er war so braun gebrannt, wie Sarah ihn noch nie gesehen hatte. Zögernd legte sie eine Hand auf seinen warmen Arm und sah ihn fragend an. Oliver schwieg noch einen Moment. Im Grunde verstand er Sarah. Alles, was sie gesagt hatte, leuchtete ihm ein. Dennoch konnte er nicht begreifen, dass sie eine räumliche Trennung so einfach in Kauf nehmen wollte. Es traf ihn, dass es ihr so wenig auszumachen schien. Immer noch verletzt, sah er auf.
»Ich verstehe, was du mir sagen willst. Ich akzeptiere auch, dass du nicht im Hotel arbeiten willst. Ich kann nur nicht verstehen, wie du auf der einen Seite von der großen Liebe zu mir sprichst und auf der anderen Seite entschieden hast, nicht mit mir zusammenzuleben.«
Sarah nahm seine Hand und strich nachdenklich darüber. Es tat ihr weh, ihn verletzt zu haben. In all ihren Überlegungen war die Entfernung zwischen Warren Creek und der Farm stets der Punkt gewesen, der auch ihr am meisten zu schaffen gemacht hatte. »Ich will nichts lieber, als mit dir zusammenzuleben, Oliver.« Sie brach ab und senkte den Kopf. »Hast du dir denn schoneinmal überlegt, ob du Warren Creek verlassen könntest?«
Er fuhr herum und starrte sie sekundenlang entgeistert an. »Spinnst du jetzt? Soll ich dir folgen, Pferde und Schafe züchten und Farmer werden? Ich kann nicht mal reiten.«
Sarah zögerte nur kurz. »So weit würde ich gar nicht gehen. Ich will dir die Farm so wenig aufzwingen, wie du mir das Hotel aufzwingen kannst. Aber es ist doch so: Wir lieben uns, und wir würden gerne zusammenleben. Könntest du dir nicht vorstellen, vielleicht ein eigenes Projekt in Mildura aufzubauen? Der Ort liegt touristisch wunderschön am Murray River. Es kommen viele Touristen. Es werden Flussfahrten auf den alten Raddampfern angeboten. Die Gegend ist bekannt für Wein und Zitrusfrüchte. Du könntest ein eigenes Hotel aufbauen. Wir könnten eine Verbindung zur Farm herstellen, ein paar Tage Outback-Reiterferien anbieten als Special-Event. Es gibt so viele Möglichkeiten.« Sie hielt atemlos inne. Ihr Herz schlug schneller. Würde er sie jetzt für verrückt erklären?
Oliver atmete heftig aus und sagte eine Zeit lang nichts. Dann schaute er Sarah an. »Du machst es dir glaube ich ein wenig einfach. Was soll ich denn meinen Eltern sagen? Sie verlassen sich auf mich. Und was ist mit Sammy? Sie geht in Waren Creek zur Schule, wir haben dort Freunde ...«
Sarah nickte zustimmend. »Wir müssen ja auch nichts überstürzen. Mir reicht es schon, dass du dich bereit erklärst, darüber überhaupt nachzudenken. Dass du nicht von vornherein alles ablehnst. Auch für deine Elternwärst du nicht verloren und aus der Welt. Das Hotel könnte ein guter Manager eine Weile weiterführen, während du in Mildura einen Neuanfang wagen würdest. Sammy könnte auch dort zur Schule gehen und neue Freunde finden. Außerdem liebt sie die Farm
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