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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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geben.
    Ich hülle mich in die Decke, die Ix Chel mir überließ, denn ich zittere vor Kälte. Niemals in meinem Leben habe ich derart gefroren. Der Regenwald um mich scheint friedlich, und ich hoffe, dass die Wildschweine und Jaguare mich in Frieden sterben lassen, bevor sie mein Fleisch verzehren. Vielleicht können auch sie die Krankheit an mir riechen und bleiben deshalb fern. Dann werde ich hier neben den duftenden Blüten allmählich verfaulen. Einst dachte ich, dass mir ein Grab unter einem der großen Tempel zusteht, wo ich in alle Ewigkeit neben meinem Gemahl ruhen würde. Der Gedanke, dass auch er nicht mehr in der Stadt beigesetzt werden wird, über die er herrschte, beruhigt mich. Wir haben beide versagt.
    Kurz scheint Ahmoks Gesicht über mir zu schweben. Meine Augenlider flattern, und es verschwindet. Ich kralle meine Hände in den feuchten Boden, denn weitere Krämpfe erschüttern meinen Unterleib. Ich vermochte als Gemahlin eines Herrschers nicht meine Pflichten zu erfüllen, gebar keine Nachkommen und war Janaab Pakal keine Hilfe. Nun kann ich nicht einmal in Würde sterben, hinterlasse Erbrochenes und Exkremente an dem Ort, wo mein Körper verrotten wird.
    Als ein neuer Krampf mich zerreißt, stelle ich mir vor, in einer Hütte zu liegen, wo ein gesichtsloser Gemahl tröstend meine Hand hält, während unsere Kinder und Enkel sich Tränen aus den Augen wischen. Aber wäre es dann nicht noch schwerer, von dieser Welt Abschied zu nehmen?
    Wieder denke ich an Ahmok und sehe mich als eine andere Frau als die, welche ich gewesen bin. Ich rede, auch wenn es mir nicht zusteht, ich mische mich in Dinge ein, die nicht zu den Aufgaben einer Gemahlin gehören, und ich vermag sie zu ändern. Es gab Priesterinnen und Königinnen, die Lakamha’ beherrschten, weil die Männer zu schwach waren, dies zu tun, und jemand die Wünsche der Götter erfüllen musste. Ich erhebe Ahmok zu meinem Berater, beschränke die Macht der Priester und führe wieder alte Sitten ein. Nur noch Schuldner müssen als Sklaven arbeiten, bis ihre Schuld beglichen ist. Kriegsgefangene können ein Teil der Gemeinschaft werden, sobald sie sich in diese eingefügt haben. Geopfert werden Freiwillige, die eine solche Ehre anstreben und dafür von ihren Nachkommen verehrt werden.
    Gleichzeitig fällt es mir schwer zu glauben, dass es so eine Zeit jemals gab. Doch dass mutige Männer wie Ahmok die Dinge zum Besseren wenden können, sobald man ihnen die Möglichkeit gibt, daran zweifle ich nicht. Seltsamerweise schenkt dieser Gedanke mir Ruhe. Das Brennen in meinen Eingeweiden lässt nach, und ich schließe die Augen, um friedlich aus dem Traum in die wirkliche Welt jenseits von dieser zu gleiten.
    Zweige knacken. Ich zucke zusammen, denn wieder fürchte ich die scharfen Zähne eines Raubtiers. Aber es ist Ix Chel, die tatsächlich zurückgekommen ist. Sie zerreibt Kräuter zwischen ihren Händen und murmelt dabei Gebetssprüche. An einem Bach in der Nähe schöpft sie Wasser, das sie über mein Gesicht gießt. Danach versucht sie, die Kräuter in meinen Mund zu schieben, der sich aller Nahrung verschließt. Tränen rinnen über ihr Gesicht, das ich stets nur so starr und ausdruckslos wie eine Tonmaske kannte.
    Ich begreife es jetzt, obwohl ich nicht verstehen kann, wie es geschehen konnte. Meine Ix Chel liebte weder den schönen, klugen Gemahl, den ich ihr gab, noch alle Kinder, die sie zusammen hatten. Ich war es, für die ihr Herz schlug. Und nun droht es zu zerbrechen.
    »Ich werde dich in die Stadt zurücktragen, Herrin«, verspricht sie mir. »Du sollst in einem Grabmal ruhen, wie es deinem Rang gebührt.«
    Ich hebe abwehrend die Hand, obwohl mich das sehr viel Anstrengung kostet. Wenn Ix Chel mich zurückschleppt, läuft sie am Ende den Kriegern der Tonina in die Arme.
    Ich will, dass sie lebt.
    Mühsam schaffe ich, was selbst Janaab Pakal nicht zu tun wagte. Ich reiße die Kette, die mein Hochzeitsgeschenk war, von meinem Hals und drücke sie in die Hand meiner Dienerin.
    »Hier, nimm das. Du kannst dir damit Unterstützung kaufen. Gehe ins nächste Dorf und bleibe dort, bis wieder Frieden herrscht.«
    Sie sieht mich fassungslos an, aber sie ist es gewohnt, mir zu gehorchen.
    »Du sollst mit dieser Kette begraben werden«, wagt sie zu widersprechen. »Sie mit in die andere Welt nehmen.«
    »Aber ich brauche sie nicht«, sage ich, denn ich war keine gute Herrscherin und auch diese Kette wird mich nicht dazu machen. »Behalte sie. Schaffe

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