Der Duft des Regenwalds
sie auch großen politischen Einfluss in der Region. Allerdings führte diese Entwicklung zu einer massiven Verarmung und Ausbeutung der indianischen Bevölkerung, die in Schuldsklaverei gedrängt wurde. Die Kaffeeplantagen befinden sich heute noch im Besitz der Nachfahren dieser Auswanderer. Ich habe bewusst darauf verzichtet, historisch dokumentierte Namen zu erwähnen, und mich um eine ausgewogene Darstellung der Problematik bemüht.
Die im Dschungel lebenden Indianerstämme sind heute als »Lakandonen« bekannt. Sie werden oft als Nachfahren der Bewohner Palenques bezeichnet, doch ist dies nicht belegt. Vermutlich flohen sie vor den spanischen Eroberern und lebten sehr lange unbehelligt im Regenwald. Ihre Existenz soll den ansässigen Behörden nicht völlig unbekannt gewesen sein, doch die Welt des Dschungels war zu unwirtlich für Expeditionen, sodass sie in Frieden gelassen wurden. Erst eine systematische Abholzung der Mahagonibäume, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzte, brachte sie in Kontakt mit der modernen Welt. Frans Blom und Gertrude Duby-Blom, beides gebürtige Europäer, die vor den Nationalsozialisten nach Mexiko geflohen waren, begannen um 1950, sich mit der Kultur dieser von westlicher Zivilisation unberührten Nachfahren der Maya zu befassen, und kämpften auch für deren Rechte. Daher haben die Lakandonen im Vergleich zu anderen Indianerstämmen im heutigen Mexiko einen eher privilegierten Status. Meine Darstellung beruht auf den Berichten von Anthropologen, die längere Zeit in ihren Dörfern verbrachten, doch ich habe mir einige Freiheiten genommen. So sind bei den Zeremonien im Götterhaus gewöhnlich keine Frauen erwünscht.
Die Begriffe aus der Sprache der Lakandonen sind ebenfalls Reiseberichten entnommen. Für die wenigen Zitate auf Tzotzil benutzte ich das »Great Tzotzil Dictionary of Santo Domingo Zinancantán« von Robert M. Laughlin. Es gibt keine andere mir bekannte schriftliche Aufzeichnung dieser Sprache, von der darüber hinaus viele regionale Varianten existieren. Ich kann daher nicht garantieren, dass die von mir verwendeten Ausdrücke damals in dieser Gegend auch so verwendet wurden und dass meine Übersetzung immer völlig richtig ist.
Die in dem Roman aufgezeigten sozialen Spannungen halten in Chiapas übrigens bis heute an, wie unter anderem an dem Zapatisten-Aufstand 1994 deutlich wurde.
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