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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Zapato
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wie ihr nach einer Weile einfiel, und sie fragte sich, welche Bedeutung ein indianischer Schamane dem beimessen würde. Ihr Stift jagte über das Papier, als wisse er genau, was er zu erschaffen hatte.
    Alice hatte gerade begonnen, den kunstvollen Kopfputz aus Federn und Schmucksteinen zu skizzieren, als Mariana plötzlich vom Bett sprang und bellend an der Tür zu kratzen begann. Es klopfte.
    »Señorita, darf noch Besuch kommen?«, fragte Marcella, nachdem Alice ihr geöffnet hatte.
    »Natürlich. Wer ist es denn?«
    Die Dienerin antwortete nicht, sondern entfernte sich nur mit schuldbewusstem Blick. Alice befürchtete, dass Juan Ramirez sich wieder Eintritt in ihr Zimmer verschaffen wollte, aber ihr Besucher war etwas kleiner, drahtiger und dunkelhäutiger.
    »Es war gar nicht so einfach, Marcella zu überzeugen, dass sie mich hierherlotst«, sagte Andrés mit einem verlegenen Grinsen, als er hereinkam. Alice schnappte nach Luft. Sie fühlte sich an eine ähnliche Situation vor etlichen Wochen erinnert, nur war er damals noch ein Fremder gewesen. Sie wandte sich ab, damit er ihr ihre Freude nicht anmerkte. Immerhin hatte er sie kaum beachtet, seit er aus dem Gefängnis entlassen worden war. Die Vereinbarung, die sie in San Juan de Chamula getroffen hatten, konnte nicht mehr als die Laune eines Augenblicks gewesen sein.
    »Mach dir keine Sorgen. Niemand hat mitbekommen, wie ich hier hereingegangen bin«, sagte er. »Marcella ist sehr vorsichtig in diesen Dingen, denn sie findet meinen Besuch hier ebenso skandalös, wie die Bohremanns es täten.«
    »Die Bohremanns wissen Bescheid«, erwiderte Alice kühl. »Rosario hat es von ihrem Bruder erfahren. Und es würde mich sehr überraschen, wenn sie es ihrem Mann noch nicht erzählt hätte.«
    Andrés riss staunend die Augen auf.
    »Ich habe nur einen sturzbetrunkenen Juan Ramirez in der Küche getroffen, wo er sich eine weitere Flasche Comiteco holen wollte. Er fiel fast über mich her, doch glücklicherweise hinderte die resolute Köchin ihn daran, ihr Geschirr zu zerbrechen. Dann fing er an, laut zu fluchen und dich als gottverdammte Närrin zu beschimpfen, weil du dich in einen dreckigen Indio verguckt hast. Sag mal, Alice, was hast du mit dem Kerl angestellt?«
    Er lachte kurz auf, verstummte aber sogleich, als Alice ihm einen eisigen Blick zuwarf.
    »Hat er dir etwas angetan?«, fragte er ernst.
    »Nicht der Rede wert.«
    Sie setzte sich auf ihren Stuhl und sah zu, wie Mariana freudig an Andrés hochsprang. Für Tiere war das Leben in vielerlei Hinsicht einfacher.
    »Was ist denn los? Warum behandelst du mich plötzlich wie einen Fremden?«, fragte er sichtlich verwirrt.
    »Weil du mich wie eine Fremde behandelst, seitdem die Bohremanns aufgetaucht sind.«
    Er hob ratlos die Hände.
    »Ich wusste nicht, was mir bevorstand. Ich wollte dich nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    Sie richtete sich auf.
    »Dir wurde eine gute Stellung bei Hans Bohremann angeboten. Du hast sie abgelehnt. Du hättest auch heute Abend mit uns allen essen können, hast es aber verschmäht. Was willst du, Andrés? Zu deinen Leuten zurückkehren? Du weißt, dort ist kein Platz für mich. Also geh jetzt besser, sonst machst du es uns nur unnötig schwer.«
    Sie war stolz auf sich, weil sie nicht bettelte. Doch als sie den nackten Schmerz auf seinem Gesicht sah, bereute sie ihre Worte.
    Andrés setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und gestikulierte, als er zum Reden ansetzte. In diesem Augenblick wirkte er ganz und gar indianisch.
    »Ich hatte die Möglichkeit, Hans Bohremanns bevorzugter Hund zu werden«, sagte er.
    »Du unterschätzt ihn. Er kennt deine Fähigkeiten. Und er will sie für seine Zwecke nutzen. So ist er immer, bei Maschinen, Rohstoffen und Menschen. Doch er bemüht sich durchaus, jene Leute, die ihm nützlich sind, gerecht zu behandeln.«
    »Aber hier auf der Hazienda könnten wir niemals zusammen sein, Alice. Es würde eine Ordnung durcheinanderbringen, die das Fundament der Gesellschaft in Chiapas ist. In einer großen Stadt wie Veracruz oder Ciudad de México, da würde es vielleicht gehen.«
    Wärme floss durch ihren Körper. Sie lächelte ihn endlich an.
    »Hast du deshalb Hans Bohremanns Angebot abgelehnt?«
    »Nein«, sagte er nach kurzem Zögern, »nicht nur deshalb. Ich habe stets damit gerechnet, dass du wieder in deine Heimat zurückkehrst, um dein altes Leben weiterzuführen. Aber im Gefängnis, da traf ich einen Mann. Einen Halbindio, der aus Ciudad de México

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