Der Duft des Sussita
Kamele und Esel!
Ja, sagte der Rabbi, Gott wollte, dass nichts, absolut gar nichts, von diesem barbarischen Volk der Götzenverehrer übrig bliebe. Alle töten, sagte Gott, sagte der Rabbi. Kinder, Frauen und Männer. Und deren Tiere auch. Nicht ein einziger Mensch, nicht einmal ein Baby, sollte von diesen Amalekitern am Leben bleiben. Nicht ein Einziger!
Dieser böse Same Amaleks, der uns Juden immer wieder verfolgte und nie in Ruhe ließ, sollte ein für alle Mal ausgerottet werden, nicht ein Einziger sollte am Leben bleiben. Alle sollten sterben. Basta. Alle Amalekiter mussten sterben. Finita la commedia.
Aber Saul, dieser Verräter, hat Gottes Plan nicht befolgt. Er hat einige Frauen und Kinder laufenlassen. Einfach so. Gehen lassen und nicht getötet. Eine Eigeninitiative Sauls. Einfach so gegen Gott. So war Saul.
Und was hat das bisher Gesagte mit Haman zu tun?, stellte der Rabbi die Frage in den Raum. Vieles. Viel hat es mit Haman zu tun. Alles hat es mit Haman zu tun.
Weil Saul die Amalekiter nicht getötet hatte und damit Gott nicht gehorchte, hatte er, Saul, indirekt, nein, direkt eine Katastrophe verursacht. Eine Katastrophe!
Mit der Zeit vermehrten sich die Amalekiter. Aus den wenigen übrig gebliebenen Amalekitern wurden durch die Jahrhunderte viele Amalekiter. Einer von diesen Amalekiter-Abkömmlingen war Haman, der von den Juden auch der Böse genannt wird.
Wegen Sauls Schwachheit kam Haman der Böse über uns. Danach kamen die Nazis. Die Nazis waren im Grunde auch Amalekiter. Sie waren vom Samen Amaleks, vom Samen derjenigen, die Saul nicht getötet hatte. Ungefähr fünfhundert Jahre nach Sauls misslungener Mission kam Haman, um uns zu vernichten, ungefähr dreitausend Jahre danach kamen die Nazis, Hamans Nachfahren, die auch nur eines wollten – uns auslöschen.
Deswegen gibt es viele Haman-Namen in Deutschland. Wie ihre Vorfahren heißen auch sie Haman, und sie sind naturgemäß böse, weil sie vom Samen Amaleks abstammen. Versteht ihr jetzt? Hmm? Verstehen Sie, Herr Lothar Matthäus?, fragte der Rabbi. Hierher kommt kein Haman! Hierher kommt kein Haman, das ist doch klar, fügte der Rabbi hinzu.
Lothar Matthäus hat Maccabi Netania nicht zu dem erwünschten Erfolg geführt. Wenngleich er einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte, blieb er nur einige Monate in Netania.
Das Problem war das defensive Mittelfeld. Das Problem konnte nicht gelöst werden. Didi Hamann kam nicht. Der Rabbi wollte einen Mittelfeldspieler kaufen, aber nicht den Hamann. Hierher kommt er nicht, sagte der Rabbi immer wieder, zu uns kommt kein Haman.
Nur nicht er, sagte der Rabbi, nur nicht der Haman. Jeden Spieler konnte Matthäus haben, aber nicht Didi Hamann. Aber nur er, Didi Hamann, konnte Maccabi Netania retten. Das war für Lothar Matthäus klar. Daher war es keine Überraschung, Maccabi Netania nicht als Pokalsieger oder Tabellenführer zu sehen. Vom Champions-League-Erfolg ganz zu schweigen.
Nachdem Lothar Matthäus Netania verlassen hatte, brauchte man hier keinen Übersetzer mehr, also bin ich seit damals, was ich im Leben schon einige Male gewesen bin. Mal gern, mal weniger gern. Vielleicht ist es ja, was ich am liebsten bin. Und obwohl es doch mehr eine Berufung als ein wirklicher Beruf zu sein scheint, meine neue Arbeit, einem Schicksal gleich. Ja, Schicksal. Oder, man könnte es einfach, wenn man will, die schwerste Arbeit der Welt nennen. Ich habe nichts dagegen. Ob meine Arbeit wirklich die schwierigste ist, kann ich nicht beurteilen. Können Sie es? Ich bin arbeitslos. Sic transit gloria mundi.
FRONT CATERING GMBH
Alle Mitglieder der neuen Gesellschaft, die männlichen wie die weiblichen, müssen zwei Jahre ihres Lebens dem öffentlichen Dienste widmen. In der Regel ist es die Zeit vom achtzehnten bis zum zwanzigsten Lebensjahre, nach Vollendung der Studien […]. Geleitet werden die Anstalten und Arbeiten von besoldeten Beamten […]. Ein Kriegsheer gibt es nämlich in der neuen Gesellschaft nicht. – Theodor Herzl, »Altneuland«
Der Judenstaat ist als ein neutraler gedacht. Er braucht nur ein Berufsheer – allerdings ein mit sämtlichen modernen Kriegsmitteln ausgerüstetes – zur Aufrechterhaltung der Ordnung nach außen wie nach innen. – Theodor Herzl, »Der Judenstaat«
Während des zweiten Libanonkrieges, im Jahr 2006, wurde die Lieferung des Essens für die Armee privatisiert.
Achtung: Dies ist eine wahre Geschichte.
Damals war ich Journalist. Ich arbeitete gleichzeitig
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