Der Duft des Sussita
Schweinefleisch und unseren Besuch im Restaurant wollte der Rabbi rasch vergessen und ließ sich mit einem neuen Thema von diesen Peinlichkeiten ablenken. Wir alle atmeten auf und fühlten uns befreit, das Thema Schweinefleisch hinter uns lassen zu können.
Welchen Spieler sollen wir kaufen und wie viel kostet er, erkundigte sich der Rabbi. Auf einmal war der Rabbi verändert, er wurde enthusiastisch, sein Blick belebte sich. Ein ganz neuer Horizont von Hoffnungen schien sich ihm zu eröffnen. Jetzt konnten wir das rumänische Restaurant, den Kibbuz Mizra und sein unkoscheres Fleisch vergessen. Gestern war gestern, und heute ist heute. So fühlten wir uns alle. Der Rabbi und Lothar Matthäus und ich.
Lothar Matthäus sagte, er wisse nicht, wie viel Hamann koste. Aber nur er, Didi Hamann, komme in Frage, nur er. Didi Hamann sei der Mann, den wir brauchten, dringend brauchten. Er könne uns retten. Hamann, sagte Lothar Matthäus.
Der Rabbi stand brüsk auf und schüttelte den Kopf. Er schlug sich mehrere Male ins Gesicht, atmete tief, seine Schultern bewegten sich, und sein Kopf wanderte von einer Seite zur anderen, mehr ein Headbanger als ein Betender, er schüttelte und schüttelte den Kopf, in alle Richtungen bewegte er ihn. Dann wurde der Rabbi still und sagte:
Erst das unkoschere Essen in dem Restaurant. Pfui! Und jetzt: Haman. Sie sagten Haman, oder?! Ich möchte sichergehen. Sie sagten Haman. Ich habe also richtig verstanden. Haman. Mein Gott, ich habe richtig verstanden. Leider habe ich richtig verstanden. Leider, leider, leider. Haman. Das kann doch nicht wahr sein. Das Essen und jetzt dies. Haman. Du lieber Gott. Ojojoj. Wissen Sie, wer Haman war?, fragte der Rabbi.
Didi Hamann?, sagte Lothar Matthäus fragend.
Ja, Haman. Wie erkennt man ihn?, fragte der Rabbi.
Hm, sagte Lothar Matthäus unschlüssig, er zuckt mit seinen Augen, nur ein wenig zuckt er, und nur mit einem Auge, nicht mit beiden Augen, er zuckt mit einem seiner Augen, leider weiß ich nicht mehr so genau, mit welchem Auge er zuckt, mit dem rechten oder dem linken, mit einem von beiden, aber das macht doch nichts aus. Er ist ein ausgezeichneter Spieler. Um ehrlich zu sein, ist er der beste defensive Mittelfeldfußballer der Welt. Ein wundervoller Fußballspieler und Athlet und auch ein netter Mensch. Er wird uns retten. Ganz bestimmt. Ich kann Ihnen mein Wort geben: Hamann wird uns retten, sagte Lothar Matthäus.
Man erkennt Haman an seinen großen Ohren, sagte der Rabbi. Ob er mit einem seiner Augen zuckt oder nicht, ist unwichtig. Kennen Sie die Bibel? Die alte Bibel? Unsere Bibel. Die Bibel der Juden?! Haben Sie von Purim gehört? Über Esther und Haman? Kennen Sie die Geschichte? Kennen Sie sie? Kennen Sie? O du lieber Gott, fuhr der Rabbi fort. Erst das Gammelfleisch, dieses unkoschere Ding. Pfui! Und jetzt Haman. Imach schmo!, spuckte der Rabbi. Imach schmo! Der böse Haman wollte unser Volk auslöschen. Verstehen Sie? Verstehen Sie?
Haman, der die Juden auslöschen wollte, stammte aus dem Samen Amaleks. Die Samen der Amalekiter. Wissen Sie, wer die Amalekiter waren? Wissen Sie, wer sie sind? Haben Sie von diesem Volk gehört? Die Amalekiter? Du lieber Gott. Ach, du lieber Gott. Sie sind kein schlechter Mensch, lieber Lothar Matthäus, nur dumm, unwissend, ein Unwissender.
Der Rabbi sagte, ich solle die letzten paar Worte nicht übersetzen. Also sagte ich Lothar Matthäus nicht, dass der Rabbi ihn einen Unwissenden und dummen Menschen genannt hatte.
Saul, sagte der Rabbi, unser erster König, der erste König der Juden, wurde von Gott beauftragt, das ganze Volk Amalek zu töten. Dies muss ich unbedingt zitieren. Ich zitiere es euch, ich zitiere, ich zitiere.
Der Rabbi holte ein dickes Buch aus dem Regal. Er schlug das große Buch auf und bat uns um einige Momente Geduld, bis er die richtige Stelle gefunden habe. Er spuckte auf seine kleinen Finger, die wie Würste aussahen, und blätterte rasch um. Seite für Seite, Kapitel für Kapitel, blätterte herum, bis er die richtige Stelle gefunden zu haben glaubte. Er kratzte sich leicht den Kopf, auf dem sich nur noch wenige Haare befanden, Schuppen fielen wie Schneeflocken, er befeuchtete wiederholt die dicken Lippen mit seiner kleinen Zunge. Und blinzelte.
Samuel 1,15, sagte der Rabbi. Es steht geschrieben: So zieh nun hin und schlage die Amalekiter und verbanne sie mit allem, was sie haben; schone ihrer nicht, sondern töte Mann und Weib, Kinder und Säuglinge, Ochsen und Schafe,
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