Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
Vom Netzwerk:
robust wie ein Pferd, sagte sie lachend.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wie dumm ich war! Ich habe ihr tatsächlich geglaubt. ›Ist Mr. Dunnings denn einverstanden mit deiner Entscheidung?‹, fragte ich sie. Er vertrat schließlich während ihres Besuches in Brisbane ihren Vater. Sie versicherte mir, Mr. Dunnings habe sofort seine Einwilligung gegeben, und da beging ich meinen zweiten Fehler: Da ich noch in derselben Stunde abreisen wollte, sparte ich mir aus Ungeduld die Zeit, persönlich bei meinem Freund nachzufragen. Ich vertraute Elizabeth, dass sie die Wahrheit sagte. Und das hätte ich nicht tun dürfen.«
    Er schwieg, mit den Gedanken ganz in der Vergangenheit. Als Emma fast glaubte, er habe ihre Anwesenheit vergessen, sagte er:
    »Es ist schon am zweiten Tag passiert. Es war sehr heiß, und entgegen ihrer Aussage war Elizabeth keineswegs robust wie ein Pferd. Sie war genervt und müde, konzentrierte sich nicht mehr auf den Weg, und plötzlich stolperte sie und stürzte einen kleinen, felsigen Abhang hinunter. Ich kletterte natürlich sofort hinterher, aber es war zu spät: Ihr Arm wies einen offenen Bruch auf, den ich in der Wildnis unmöglich so versorgen konnte, wie es nötig gewesen wäre. Außerdem blutete sie am Kopf und hatte das Bewusstsein verloren. Ihre Zofe fing an zu zetern, dass sie es ihrer Herrin ja gleich gesagt habe, und wie ich so verantwortungslos sein könne, eine junge Lady mit in den Busch zu nehmen. Währenddessen versuchte ich, Elizabeth zumindest wieder zu Bewusstsein zu bringen, aber es gab weit und breit keinen Schatten, und das warme Wasser, das wir zum Trinken dabei hatten, nützte gar nichts.«
    Er strich sich mit der Hand über die Augen.
    »Elizabeth war körperlich vollständig zusammengebrochen. Sie wäre um ein Haar gestorben, Emma, und das nur, weil ich es nicht fertiggebracht hatte, ihr ihre Bitte abzuschlagen. Sie war einfach zu zart für den Busch. Ich hätte das wissen müssen.«
    Er hob den Kopf und sah sie an.
    »Verstehst du jetzt, warum ich mich anfangs so dagegen gesträubt habe, dich mitzunehmen?«
    »Ich bin nicht Elizabeth«, sagte Emma fest.
    »Nein. Aber eine Frau. Es hätte wieder passieren können. Sollte ich sehenden Auges das Risiko eingehen, dass du ein Quäntchen weniger Glück hast als Elizabeth und meine Sorglosigkeit mit dem Tod bezahlst?« Er schüttelte den Kopf. »Sie hat überlebt, aber nur knapp. Ich habe sie sofort zurück nach Brisbane gebracht, doch sie hat lange Wochen gebraucht, um sich vollständig zu erholen. Und was für sie das Schlimmste war …«
    »Ja?«, ermutigte sie ihn leise.
    »Der Arm, an dem sie den komplizierten Bruch hatte, ist steif geblieben. Elizabeth ist regelrecht hysterisch geworden, als ich ihr eröffnen musste, dass sie den Arm nie mehr würde bewegen können. Sie schrie, sie sei entstellt, ein Krüppel, ein Monstrum, und ihr Leben sei ruiniert. Kein Mann würde sie so noch wollen.«
    »Was hast du ihr gesagt?«
    Er seufzte. »Das Einzige, womit ich dachte, ihr helfen zu können: Ich habe sie gefragt, ob sie mich heiraten will.«
    Eisiger Schrecken durchfuhr Emma. War er doch verheiratet? Aber warum war …
    »Sie hat abgelehnt«, unterbrach Carl ihre ängstlichen Gedanken. »Sie gab mir die Schuld an allem, was geschehen war, also auch an dem steifen Arm. Wenn ich sie nicht mit in den Busch geschleppt hätte, hätte sie nicht ihre Gesundheit verloren, warf sie mir an den Kopf. Mit einem Mann wie mir würde sie nicht einmal mehr sprechen, geschweige denn ihm ihr Jawort geben. Auch als Arzt wollte sie mich nicht mehr in ihrer Nähe dulden. Also bin ich gegangen, und seitdem haben wir uns nie wieder gesehen.«
    Unwillkürlich atmete Emma auf.
    Sie musste zugeben, dass sie Elizabeth recht kindisch fand, auch wenn sie ihr natürlich leidtat. Ein bisschen jedenfalls.
    »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie ist bis zu ihrer Genesung bei den Dunnings geblieben und dann zurück nach Sydney zu ihren Eltern gereist. Ihr Aufenthalt bei den Dunnings war sowieso kein großer Spaß mehr für sie, denn meine Freunde waren recht verstimmt. Mr. Dunnings hatte Elizabeth nämlich keineswegs die Erlaubnis gegeben, mich zu begleiten, stattdessen war sie klammheimlich verschwunden. Sie hatte lediglich ein Briefchen zurückgelassen, in dem stand, dass sie mit mir in den Busch gehen und ihre Zofe mitnehmen würde.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Die Dunnings haben mir ein ums andere Mal versichert, dass sie Elizabeths Verhalten nicht

Weitere Kostenlose Bücher