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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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er das verdient? Plötzlich wusste sie, dass sie es ihm sagen musste, jetzt sofort. Carl hatte mit offenen Karten gespielt, sogar auf die Gefahr hin, Emma mit seinem Geständnis zu verlieren. Nun hatte er ein Recht darauf, dass sie es ihm gleichtat.
    »Elizabeth ist nicht die Einzige, die dich belogen hat, Carl.«
    Seine Hand ließ ihre Locke los und sank herunter.
    Gepresst sagte sie: »Ich habe es auch getan. Ich musste unbedingt mit auf deine Expedition, damals in Brisbane, ich kannte doch niemanden außer Oskar. Und du warst so unversöhnlich in deiner Haltung, keine Frauen mitzunehmen. Also habe ich gesagt … wir haben gesagt …«
    »Ja?« Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    Emma leckte sich nervös über die trockenen Lippen. »Wir haben gesagt, dass wir verlobt seien.«
    Er runzelte die Stirn. »Das weiß ich doch.«
    »Ja. Aber die Wahrheit ist, dass wir eben nicht verlobt waren. Oskar und ich waren nie etwas anderes als ein Forscher und seine Assistentin.«
    Er starrte sie an. »Ihr habt euch meine Zustimmung mit einer erfundenen Verbindung erschlichen?!«
    »Was hätte ich denn tun sollen?« Sie suchte in seinen Augen nach einem Funken Verständnis. »Zurück nach Deutschland konnte ich nicht, und alleine in Brisbane, in einer fremden Stadt, auf einem fremden Kontinent … Ich hatte doch keine Wahl!«
    »Die ganze Zeit über hast du mich belogen?« Er klang, als könne er es nicht recht glauben. »All die Monate, die wir uns nun schon kennen?«
    Sie wollte ihm versichern, dass es nur diese eine einzige Lüge gewesen war und dass ihre Beziehung damit nichts zu tun hatte. Aber würde er das verstehen? Machte sie es sich nicht zu einfach, wenn sie von ihm verlangte, die Lüge nicht zu schwer zu nehmen?
    Carl sprach leise, wie zu sich selbst: »Wenn ich Oskar auf seine Pflichten als dein Verlobter hingewiesen habe, hat er innerlich über mich gelacht, hm? In der Silvesternacht, als ich dich gebeten habe, ihn nicht zu heiraten – tja, das Versprechen ist dir dann wohl leichtgefallen.« In seinen Augen stand der Schmerz. »Jetzt ist mir auch klar, wieso Oskar zugestimmt hat, die Verlobung zu lösen. Es gab ja gar keine!«
    »Carl …«, gequält suchte Emma nach den richtigen Worten, »was ich für dich fühle, hat nichts damit zu tun, dass …«
    »Dass du mich in der gesamten Zeit, die wir uns kennen, zum Narren gehalten hast? Wolltest du das sagen?«
    Plötzlich klang er zornig. Fassungslosigkeit, Enttäuschung und verletzte Liebe kämpften in seiner Miene miteinander, und er trat einen Schritt zurück, als könnte er Emmas Nähe nicht mehr ertragen.
    »Ich habe dir vertraut, Emma. Ich hätte mit allem leben können, was du in deiner Vergangenheit getan hast, mit allem! Weil ich zutiefst überzeugt davon war, dass ein Mensch wie du nichts wirklich Schlimmes getan haben konnte. Aber jetzt …« Er schüttelte den Kopf und fuhr sich durch die Haare. »Was soll ich jetzt noch glauben? Kenne ich dich überhaupt, Emma? Wenigstens ein bisschen?«
    Tränen traten ihr in die Augen. »Natürlich kennst du mich. Es war nur diese eine Lüge, Carl.«
    »Eine Lüge, die all unsere Gespräche durchzogen hat, nicht wahr? Ein feines Paar seid ihr, du und Oskar. Und ich dachte, ich muss dich vor ihm beschützen!« Er lachte trocken. »Tja, Scheerer, du Idiot, das hast du dir doch immer gewünscht: noch einmal so belogen zu werden, ach was, schlimmer belogen zu werden als von Elizabeth. Wunderbar.«
    Er sah Emma direkt in die Augen, sein Blick war dunkel vor Zorn. »Bei ihr flog die Lüge wenigstens nach ein paar Tagen auf. Du und Oskar hingegen, ihr habt das Ganze ja perfekt durchgehalten. Ich hoffe, ihr habt euch gut dabei amüsiert.«
    »Das haben wir nicht«, sagte sie leise. »Ich hasse Oskar, und das weißt du.«
    »Weiß ich das?«
    Abrupt drehte er sich um und ging zur Tür.
    »Ich muss weg. Sag den anderen, was du willst. Dass ich in Ipswich Verpflegung einkaufe, mich betrinken muss, nach Amerika abhaue, irgendwas. Dir wird schon was einfallen. Im Erfinden bist du ja gut.«
    Seine Worte trafen sie wie Schläge ins Gesicht. Betäubt starrte sie ihm hinterher, und erst als sie Hufschläge über den Platz wirbeln hörte, löste sie sich aus ihrer Versteinerung. Sie rannte aus dem Haus in den nebligen Morgen, wollte Carl aufhalten, wollte ihn bitten … ja, was? Zu akzeptieren, was nicht zu akzeptieren war?
    Als ihr klar wurde, dass es keine Entschuldigung für ihr Verhalten gab, blieb sie stehen und sah Carl in

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