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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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rückhaltlos zu vertrauen. Er kann gar nicht anders! Weil er … weil er sie … nun, weil er eben …«
    Er verstummte, und dann hatte er sie erreicht. Ganz dicht vor ihr blieb er stehen. Emmas Empörung fiel in sich zusammen, nichts existierte mehr als Carl und ihr eigenes Herz, das so laut und heftig klopfte, als wolle es zerspringen. Hörte er das nicht?
    Carl holte tief Luft.
    Dann sagte er fest: »Weil er sie liebt. Er liebt sie mitsamt ihrer Schuld, ihrem Kummer und ihren Verfehlungen, mit dem ganzen Leid ihrer Vergangenheit. Er liebt sie mit ihrem Mut und ihrer Beharrlichkeit, ihrer Klugheit und ihrem guten Herzen. Sie ist die außergewöhnlichste Frau, die er je kennen gelernt hat, und er möchte ihr die Zukunft schenken, die sie verdient hat.« Leise setzte er hinzu: »Ich sehne mich seit Wochen danach, dir das sagen zu dürfen, Emma. Ich liebe dich. Ich liebe dich wie verrückt.«
    Plötzlich war der Himmel sehr nah.
    Küsste sie ihn, oder küsste er sie? Ihre Lippen lagen aufeinander, ihr Atem vermischte sich. Nichts war Emma je so köstlich erschienen wie dieser zarte, endlose Kuss.
    Er war zu ihr zurückgekommen! Er war zu ihr zurückgekommen, er wusste um ihre Vergangenheit, und er liebte sie trotzdem.
    Es erschien ihr wie ein Wunder, dass sie ihn berühren durfte, ihre Arme um ihn legen, seinen Rücken streicheln, ihre Lippen für seine Zunge öffnen. Carl zog sie an sich, und sie schmiegte sich eng an seinen Körper. Ihre Umarmung wurde leidenschaftlicher, der Kuss drängender, Vorbote von etwas, das sie beide wollten .
    Jetzt ist es gut, wisperte es in den Blättern über ihnen.
    Sie wunderte sich nicht, als sie feuchte Hitze zwischen ihren Beinen spürte. Der moosige Waldboden schien wie gemacht dafür, dass sie und Carl darauf niedersanken, ineinander verstrickt, weil keiner den anderen mehr loslassen wollte, und sei es nur für einen Augenblick. Sie befreiten sich so hastig von ihren Kleidern, als hätten sie seit Ewigkeiten genau darauf gewartet und als zählte nichts mehr als Emmas Hände um seine Hüften, Carls warmer Mund auf ihrem Hals, auf ihrer Schulter, ihrer Brust. Nur wenig später lag Carl auf dem Rücken und zog sie auf sich – eine Stellung, fuhr es ihr durch den Kopf, die Ludwig in all den Monaten weder verlangt noch erlaubt hatte.
    Kurz hielt sie inne. Die Hast wich einem Moment der atemlosen Vorfreude, in der die Zeit stillzustehen schien. Sie schauten sich nur an, und Emmas Glück spiegelte sich im Glanz seiner Augen.
    Dann war sie endgültig über ihm, ließ ihn mit einem Stöhnen in sich eindringen. Sie setzte sich auf, um Carl noch tiefer in sich zu spüren. Und als die Lust sie überwältigte, fühlte es sich zum ersten Mal in ihrem Leben ganz und gar richtig an.

33
    S päter lag sie in der Dunkelheit in seinen Armen. Das Moos unter ihren nackten Körpern war daunenweich, und gegen die nächtliche Kühle hatten sie ihre Kleider über sich gebreitet wie Decken.
    Schläfrig sagte sie: »Ich bin so froh, dass du nicht nach Ipswich geritten bist. Oder irgendwohin sonst.«
    Er drückte ihr einen Kuss auf das aufgelöste Haar. »Es tut mir leid, Emma. Ich hätte dir vertrauen müssen. Dich anhören.«
    »Immerhin bist du schnell zur Besinnung gekommen«, sagte sie und kuschelte sich an ihn. »Sonst wäre die Nacht nicht nur für mich böse ausgegangen. Ob Pagel und Oskar Yileen wirklich hätten laufen lassen … Ich bin mir da gar nicht mehr so sicher.«
    »Ich habe mich ganz schön erschreckt, als ich zurückkam«, sagte Carl. »Ich wollte ja eigentlich sofort zu dir, um mit dir zu reden. Statt deiner finde ich meinen Forscher, der hasserfüllt und mit geladenem Gewehr den armen Yileen bewacht!«
    »Und was ist dann passiert? Ich weiß ja nur, dass du plötzlich ins Zimmer gestürmt kamst …«
    »Ich habe Pagel angeherrscht, er solle die Waffe weglegen, und habe mich sofort bei Yileen entschuldigt. Aber der war erstaunlich gefasst.« Carl schüttelte bei der Erinnerung den Kopf. »Obwohl er zitterte wie Espenlaub, bestand er darauf, dich mitnehmen zu müssen. Birwain habe es befohlen, und es sei dringend. Ich bat Yileen, zumindest ein Stückchen in den Regenwald zu laufen, weil ich ja gar nicht wusste, was geschehen war – und was noch geschehen würde. Es schien mir nötig, ihn aus der Schusslinie zu bringen, im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Er hat tatsächlich ganz in der Nähe auf mich gewartet«, sagte Emma nachdenklich. »Trotz seiner Angst. Purlimil kann stolz auf

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