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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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ihren Mann sein.«
    Carl nickte. »Als er weg war, fragte ich Pagel, was überhaupt los sei. Er erzählte mir eine wilde Geschichte von dir und Yileen, dass ihr ein Schäferstündchen gehabt hättet und Crusius dich nun ›verhören‹ würde. Da sah ich rot! Du hattest ja kurz zuvor zu mir gesagt, dass du ihn hasst, und nun hatte ich solche Angst um dich, dass mein Verstand vollkommen aussetzte.«
    Carl zog sie unter den Kleidern noch näher an sich heran.
    Emma spürte, wie sich bei der Erinnerung an die Geschehnisse im Zeichenzimmer die Härchen auf ihren Armen aufstellten. Wenn Carl nicht gekommen wäre – nein, nicht daran denken. Es war vorbei.
    »Ich rannte ins Haupthaus, und da hörte ich dich schreien. Als ich die Tür zum Zeichenzimmer aufriss und dich mit ihm sah …«
    Er brach ab. Sie spürte seine Anspannung, als er leise sagte: »Bei Gott, ich hätte ihn am liebsten umgebracht. Aber er war zu nah an dir dran, es wäre zu gefährlich für dich gewesen. Also habe ich mich darauf beschränkt, ihm zu drohen. Und dann bist du weggerannt.«
    »Wie ging es weiter, Carl?«
    »Hm, darauf bin ich nicht stolz. Ich habe mich benommen wie ein Revolverheld.« Er warf ihr einen beschämten Blick zu. »Ich befahl Crusius, er solle auf der Stelle packen, sein wissenschaftliches Material und sein Pferd mitnehmen und sich nie wieder blicken lassen. Sollte er es je wagen, noch einmal in deine Nähe zu kommen, dann sei er so tot wie die Tiere in seinen Spiritusgläsern.«
    Emma musste lachen. »Eindeutige Worte.«
    »Ja, umso mehr, als sie von meiner Gewehrmündung unterstützt wurden.« Er räusperte sich. »Emma, denk bitte nicht, dass dies die übliche Art ist, wie ich meine Probleme löse!«
    »Oskar war ja eher mein Problem als deins«, sagte sie und schmiegte sich in Carls Arme. »Ich bin dir so dankbar, dass du mich vor ihm gerettet hast!«
    »Eines verstehe ich allerdings immer noch nicht«, sagte Carl. »Hat Pagel nicht Lunte gerochen, was Crusius vorhatte, als der dich ins Haupthaus geschleppt hat? Ich meine, du bist ja bestimmt nicht freiwillig mitgegangen? Dich der Vergewaltigung preiszugeben … das hätte ich Pagel denn doch nicht zugetraut.«
    Emma zögerte. Dann entschied sie sich dafür, Carl die Wahrheit zu sagen. Auch wenn Lügen und Schweigen im ersten Moment leichter erschienen, brachten sie doch nur Unglück. Wenn sie aus der Vergangenheit eines gelernt hatte, dann das.
    »Ich hatte Oskar angeboten, dass … dass er mich haben darf. Einmal. Als Preis für Yileens Leben.« Sie schluckte. »Er wollte ihn töten, Carl, töten und nach Hamburg verschicken. Wie ein wildes Tier! Godeffroy sollte Yileens Skelett in seinem Museum ausstellen, und Yileens Kopf sollte verkauft werden. Das konnte ich doch nicht zulassen!«
    Carl schwieg, wich ihrem flehenden Blick aber immerhin nicht aus.
    »Es war das Einzige, was ich ihm anbieten konnte«, sagte Emma leise.
    Langsam nickte er. »Zum Glück ist es nicht dazu gekommen, dass du diesen Preis bezahlen musstest.«
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Emma atmete auf.
    Eine Weile lagen sie nur beieinander, während über ihnen leise ein Nachtvogel zwitscherte.
    »Glaubst du, dass Oskar wirklich gegangen ist?«, fragte sie schließlich.
    »Es ist ihm wohl nichts anderes übrig geblieben. Ich habe ihm gesagt, dass ich dich suchen würde, und wenn er bei meiner Rückkehr noch im Lager sei, würde ich meine Drohung wahrmachen. Sein Gewehr habe ich ihm zur Sicherheit abgenommen. Damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.«
    »Aber Pagel und Krüger …«
    »… werden sich hüten, Crusius beizustehen«, sagte Carl grimmig. »Pagel weiß, dass ich noch ein Hühnchen wegen Yileen mit ihm zu rupfen habe, und er weiß auch, dass ich Crusius angewiesen habe, das Lager zu verlassen. Krüger habe ich ebenfalls noch kurz gesehen, bevor ich dir gefolgt bin. Er ist zerflossen vor Reue, dir und Yileen nicht beigestanden zu haben.«
    »Das nützt mir allerdings wenig«, sagte Emma.
    Sie gestand sich ein, dass sie von Krüger enttäuscht war. Er mochte nett und umgänglich sein. Vor allem aber war er schwach. Um selbst nicht in Schwierigkeiten zu geraten, hätte er ruhig in seiner Hütte ausgeharrt, bis alles vorbei gewesen wäre – Emma vergewaltigt und Yileen erschossen. Nein, ein Held war Krüger wirklich nicht.
    »Ich habe die beiden angewiesen, auf mich zu warten. Die Konsequenzen aus dem, was geschehen ist, würden wir später besprechen, sagte ich ihnen. Ich wollte ja so

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