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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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Flüsterton und zeigten mit ihren Fächern gelegentlich in ihrer beider Richtung. Die Männer waren nicht ganz so indiskret. Die meisten saßen mit gelangweilter Miene da, runzelten allenfalls kurz die Stirn und gaben sich an Ausstattung und Architektur interessiert, wobei nur hin und wieder ein beiläufiger Blick ihre Loge streifte.
    Justine fühlte sich einer Ohnmacht nah, als ihr bewusst wurde, dass sie und Bradford nicht nur Londoner Stadtgespräch waren, sondern nun auch unter allgemeiner Beobachtung standen. Auf zittrigen Knien ließ sie sich dankbar auf ihren Stuhl sinken, versicherte sich mit einem Handgriff, dass der Schal auch richtig saß und wünschte, sich darunter zu verkriechen.
    „Nimm mir nicht auch noch die letzte Freude, Justine.“ Bradford beugte sich vor, um ihr den Schal von den Schultern zu entfernen, wobei er mit seinen behandschuhten Fingerspitzen sacht über ihre Haut strich.
    Justine erschauerte – auch, weil ein kühler Luftzug sie streifte, als er den Schal mit Schwung beiseitezog und achtlos fallen ließ. Ihr tief ausgeschnittenes Kleid enthüllte Dekolleté und Schultern. Irgendwie wollte ihr das nicht gefallen. Ihr kam es vor, als würde Bradford sie zur Schau stellen.
    Gelassen nahm er neben ihr Platz und machte es sich auf seinem Stuhl bequem. „Hast du das Opernglas eingesteckt, das ich dir herausgelegt hatte?“
    Sie nickte und wollte es aus ihrem Retikül holen. Doch ihre Finger versagten ihr den Dienst, und sie mühte sich vergeblich mit den Schnüren ihrer Tasche ab.
    Bradford legte eine warme Hand auf ihre. Mühelos löste er mit der anderen Hand das widerspenstige Band und öffnete das Retikül für Justine.
    „Danke“, murmelte sie.
    „Keine Ursache. Du scheinst zwar anderer Ansicht zu sein, aber hin und wieder kann ich mich auch außerhalb des Schlafgemachs als nützlich erweisen.“ Er hielt seinen Blick starr auf den noch immer geschlossenen Bühnenvorhang gerichtet, sein Kinn war gereckt.
    Es sah fast so aus, als versuchte der Duke of Bradford, der immer so tat, als schere er sich keinen Deut um ihre Meinung, um ihre Gunst zu buhlen und ihr seinen Wert zu beweisen. Mit – zugegeben – kleinen, wenn nicht gar winzigen Gesten, aber es ließ hoffen. Immerhin.
    Denn Justine war sich gewiss: So wie eine Auster aus einem schnöden, kleinen Sandkorn eine prächtige, kostbare Perle schaffen konnte, so würde auch aus dem Duke of Bradford eines Tages noch der Mann ihrer Träume werden.
    Als die Trommeln den Trompeten den Takt schlugen, die Streicher einsetzten und die Stimmen sich höher und höher hinaufschwangen, saß Radcliff wie gebannt und konnte den Blick kaum von Justines strahlendem Gesicht wenden. Es war schon eine Weile her, dass er zuletzt in der Oper gewesen war. Doch erst jetzt wurde ihm bewusst, wie sehr ihm das alles gefehlt hatte – die Musik, die Atmosphäre.
    Justine hob das Opernglas an die Augen, und ein feines Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Sänger betrachtete. „Radcliff?“, flüsterte sie.
    Wie er es liebte, seinen Namen von ihren Lippen zu hören! Er beugte sich zu ihr, ließ sich einhüllen in den Hauch von Rosenwasser und Puder, der von ihrer Haut, ihren weichen weißen Schultern aufstieg. „Ja?“
    „Was singen die da eigentlich? Ich kann nur hier und da mal ein Wort verstehen. Wahrscheinlich hätte ich besser daran getan, mehr Italienisch zu lernen statt Zulu und Suaheli.“
    Er lachte leise. Nur wenige Frauen hätten sich zu einem solchen Eingeständnis hinreißen lassen. Doch genau das war es ja, was ihm so an ihr gefiel. Sie hielt sich mit ihren Gedanken nicht zurück, wie man es Frauen von Stand gemeinhin beibrachte. Sie sagte einfach, was sie dachte.
    Einen Moment lauschte Radcliff der sich in schwindelnden Höhen spreizenden Stimme der Sängerin. „Sie sehnt sich nach ihrem Gatten“, sagte er, konnte der Versuchung nicht länger widerstehen und kam noch ein bisschen näher. „Wahres Glück könne sie nur finden, wenn er zu ihr käme – in ihr Bett. Jeden Morgen und jede Nacht.“
    Justine blickte ihn zweifelnd an. „Und ich dachte, ihr Mann sei tot.“
    Er unterdrückte ein erstauntes Lachen und räusperte sich. „So schlecht ist es um dein Italienisch also nicht bestellt.“
    „Allem Anschein nach besser als um deins.“ Mit einem zufriedenen Grinsen wandte sie sich wieder der Bühne zu.
    Die Oper nahm ihren dramatischen Lauf, ebenso wie seine sich stetig steigernden Gefühle für seine frisch Angetraute.

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