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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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nicht die leiseste Ahnung.

9. Skandal
    Man pudere nie sein Gesicht – geschweige denn andere Partien – in der Öffentlichkeit, denn Eitelkeit sollte eine Dame sich nur in Gegenwart eines Spiegels in der Privatheit ihres Gemaches leisten.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    Am nächsten Morgen
    S orgsam breitete Justine ihre Serviette über den Schoß, nahm das Silberbesteck zur Hand und begann ihr Frühstück mit einer Seelenruhe, als befände sie sich ganz allein bei Tisch und könnte sich gar nichts Schöneres vorstellen.
    Was weit gefehlt war.
    Bradford saß ihr gegenüber und hielt so beharrlich den Blick auf sie gerichtet, als wäre sie es, die er gleich verspeisen wollte.
    Aber da konnte er Hungers sterben. Er sollte erst mal seine Lektionen in Selbstbeherrschung und Respekt lernen.
    Als sie endlich den letzten Bissen hinuntergebracht hatte, legte sie das Besteck beiseite und gestattete den Dienern, ihr Gedeck abzuräumen. Nur ihres Tees konnte sie sich noch erfreuen. Und damit gedachte sie sich Zeit zu lassen. Viel Zeit. Bradford sollte ruhig sehen, dass sie sich von ihm nicht bange machen ließ.
    Mittlerweile konnte er kaum noch still sitzen. Ungeduldig winkte er das Essen fort, das er kaum angerührt hatte. Die Diener eilten beflissen herbei und machten sich hastig daran, alles von seiner Seite des Tisches abzutragen.
    Nach einigen weiteren Augenblicken des Schweigens platzte es aus ihm heraus: „Ich habe eine Unternehmung geplant. Damit wir beide auch mal tun, was Eheleute für gewöhnlich so tun.“
    Sie sah ihn über den Rand ihrer Teetasse hinweg an und hob eine Braue. „Wie schön. Und was werden wir … tun? “
    „Wir gehen in die Oper. Ich habe eine Loge gemietet und würde sie gern nutzen, ehe die Saison vorüber ist.“
    Sie trank einen Schluck und stellte ihre Tasse bedächtig auf den blau geblümten Porzellanteller. Dann seufzte sie. Wie schade, aber aus Opern hatte sie sich noch nie etwas gemacht. Wann immer ihre Eltern sie mal mitgenommen hatten – als sie sich das noch hatten leisten können –, war sie den ganzen Abend bedrückter Stimmung gewesen. Konnte es Schrecklicheres geben, als sich stundenlang anhören zu müssen, wie Männer und Frauen mit sich überschlagenden Stimmen von ihren herzzerreißenden Liebesqualen sangen?
    Liebesqualen! Als ob man sie daran erinnern müsste. „Können wir uns nicht etwas anderes überlegen? Opern haben mir noch nie sonderlich gefallen. Den ganzen Abend wird davon gesungen, wie schrecklich doch das Leben ist.“
    „Ich mag Opern. Sie bilden verschiedene Aspekte des Lebens ab, die man bei anderen Formen der Unterhaltung vergeblich sucht.“
    „Das mag wohl sein, aber können wir nicht …“
    „Du wirst mitkommen, Justine. Ende des Gesprächs.“
    Wütend funkelte sie ihn an. „Es gibt keinen Grund, so unfreundlich zu sein.“
    Er verzog keine Miene. „ Unfreundlich? Ich? Ich habe dich freundlicherweise in die Oper gebeten. Es war vielmehr unfreundlich von dir, mein Angebot auszuschlagen.“
    Finster sah sie ihn an. „Mit dir verheiratet zu sein, ist auch ohne musikalische Untermalung schon Grund genug, allabendlich niedergeschlagen zu sein.“
    Er räusperte sich und atmete vernehmlich durch. Dann lehnte er sich zurück, musterte sie kühl und bemerkte beiläufig zu den diskret in den Ecken des Speisezimmers stehenden Dienern: „Meine Frau und ich wünschen nicht gestört zu werden. Jeder, der während der nächsten zwei Stunden durchs Haus schleicht, wird ohne Referenz hinausgeworfen. Ohne Referenz und ohne Lohn.“
    In stummem Entsetzen starrte sie ihn an. Für keinen Moment ließ er sie aus den Augen, zu allen Schandtaten bereit.
    Kurz herrschte absolute Stille, dann sprangen sämtliche Lakaien aus ihren Ecken und begaben sich hurtig hinaus.
    „Alle Mann zurück aufs Zimmer!“, brüllte einer von ihnen draußen. „ Sofort! Wer sich während der nächsten zwei Stunden im Haus rumtreibt, fliegt raus. Ohne Referenzen und ohne Lohn!“
    Allmählich verhallten die Rufe, das Gerenne und Getrampel in den Korridoren.
    Dann war es still. So still, dass Justine nicht nur ihren eigenen Atem hören konnte, sondern, wenn sie ganz genau hinhorchte, auch den Bradfords.
    Sie schluckte. Ihr kam es vor, als könnte man auch ihr Schlucken bis in die Halle hören. Sie zwang sich, gelassen zu bleiben, nicht auf ihrem Stuhl herumzurutschen. Er versuchte ja bloß, sie einzuschüchtern. Als ob sie vor ihm Angst hätte! Sie hatte in ihrem Leben schon so

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