Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
keine Zeit, eine Auseinandersetzung darüber anzufangen, ob sie sich in Gefahr begeben sollte oder nicht.
»Kannst du es tun oder nicht?«
»Ja«, räumte er widerwillig ein. »Nur …«
»Mach nichts Dummes«, beendete sie den Satz für ihn und raubte ihm einen schnellen, besitzergreifenden Kuss. »Dito.«
»Dito?«
Jaelyn trat einen Schritt zurück und deutete auf den regungslosen Tearloch.
»Im Augenblick ist er dein Feind, nicht dein Bruder«, rief sie Ariyal in Erinnerung. »Lass dich nicht dazu verleiten, Mitleid mit ihm zu haben.«
Ariyal verzog kurz das Gesicht, dann aber drückte seine Miene nur noch grimmige Entschlossenheit aus.
»Ich werde tun, was ich tun muss.«
Jaelyn spürte sein düsteres Bedauern, als er einen Satz nach vorn machte und sein Schwert durch die Luft sausen ließ, direkt aufTearlochs verletzliche Kehle zu.
Ohne zu überlegen, wehrte Tearloch den Schlag mit seinem eigenen Schwert ab und schlug mit deutlichem Geschick zurück.
Jaelyn zwang sich, auf ihren Instinkt zu hören, der sie drängen wollte, in den Kampf einzugreifen, und tauchte in den Nebel ein, der sie umgab. Sie erwartete von Ariyal, dass er ihr zutraute, auf sich selbst aufzupassen. Wie könnte sie ihm da ihrerseits ein solches Vertrauen verweigern?
Auch wenn es nicht gerade schön war, dass sie ihn verlassen musste.
Wirklich alles andere als schön.
Das Klirren von Stahl auf Stahl hinter ihr begann schwächer zu werden, als sie sich in einem gleichmäßigen Tempo durch die weiße Umgebung bewegte. Verdammt. Wo war dieser Mistkerl?
Jaelyn setzte ihren Weg scheinbar kilometerweit fort, als plötzlich das Kribbeln von Energie im Nebel zu spüren war. Sie blieb abrupt stehen, die Sinne in höchster Alarmbereitschaft.
»Wer ist da?«, rief sie aus und stellte sich breitbeinig hin, um eine Kampfhaltung einzunehmen. »Zauberer? Zeig dich.«
Wie aufs Stichwort trat Rafael aus dem Nebel. Seine Gewänder umwallten seinen dünnen Körper, und sein kahler Kopf schimmerte in dem sonderbaren Licht.
»Willkommen, Vampirin.« Das hagere Gesicht verzog sich zu einem Hohnlächeln. »Ich hoffte, es sei Dante, der sich mir näherte, doch ich nehme an, du wirst ausreichen.«
»Er hat dich schon einmal ins Grab befördert«, spottete sie und leckte sich mit der Zunge über einen ihrer weit ausgefahrenen Fangzähne. »Nun bin ich an der Reihe.«
Seine dünnen Lippen verzogen sich, und in den blutroten Augen glomm der Hass.
»Ich weiß nicht, was mir mehr missfällt: die schiere Eitelkeit der Vampire oder Frauen, die ihren wahren Platz nicht kennen.«
Jaelyn stieß einen angewiderten Laut aus.
Ein männliches Chauvinistenschwein.
Warum überraschte sie das nicht?
»Komm näher, dann zeige ich dir den wahren Platz für meinen Fuß«, versprach sie ihm honigsüß. »Ein kleiner Hinweis: Er befindet sich auf deinem Hintern.«
Seine spinnenartigen Finger strichen über den Anhänger, der an seinem dünnen Hals hing.
»Du kannst mich nicht besiegen. Nicht hier.«
Der Verdacht, dass sein Gerede nicht nur heiße Luft war, ließ ein unangenehmes Gefühl in ihrer Magengrube entstehen.
Sie konnte tatsächlich spüren, wie die Intensität seiner Macht die Luft um ihn herum zum Pulsieren brachte.
»Wie kommst du darauf?«, wollte sie wissen, mehr in dem Versuch, etwas Zeit zu gewinnen, als aus wirklichem Interesse.
Wenn sie keinen Schwachpunkt finden würde, befände sie sich in wirklich großen Schwierigkeiten.
»An diesem Ort pulsiert die Macht des Fürsten der Finsternis durch meine Adern.«
Mit einem wahnsinnigen Lächeln schob der Zauberer den Ärmel seiner Robe hoch und benutzte einen Fingernagel, um seine brüchige Haut aufzuschlitzen. Augenblicklich füllte ein dicker grauer Schleim die Wunde und tropfte dann langsam seinen Arm herunter.
Jaelyn wich entsetzt zurück.
Sie hatte in ihrem Leben schon zahllose abstoßende Dinge gesehen, doch dieser scheußliche Schleim stand ganz oben auf der Liste.
»Allmächtiger Gott«, keuchte sie. »Was bist du doch für ein unglaublich gruseliger Kerl!«
Sein Lächeln wurde breiter, und er hob den Arm und leckte den Schleim von seiner Haut. Als sie vor Entsetzen erschauderte, schmatzte er mit den Lippen.
»Es wird mir ein Vergnügen sein, dich zum Schreien zu bringen.«
Dieser Idiot hatte zweifellos vor, sie noch mehr aus der Fassung zu bringen. Zum Glück rissen sie die vertrauten Worte aus dem hypnotischen Zustand des Entsetzens.
Sie hatte sich selbst vor langer Zeit
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